Gibt das Maersk-Megaprojekt der Bremerhavener Industrie neuen Schwung?

Der Fischereihafen in Bremerhaven.

Der Fischereihafen in Bremerhaven

Bild: Radio Bremen | Dirk Bliedtner

Die Großreederei errichtet im Fischerreihafen ein neues Logistikzentrum. Das Projekt weckt Hoffnungen auf ein Wiederaufleben der Industrie – und auf neue Arbeitsplätze.

Wo einst die Offshore-Windkraft-Industrie in Bremerhaven ihre goldenen Zeiten gefeiert hat, wächst ein Millionenprojekt heran. Noch ragen auf der Mega-Baustelle am Fischereihafen zwar nur dicht an dicht gedrängte gewaltige Betonpfähle in den Himmel. Doch schon Mitte des kommenden Jahres soll das neue Logistikzentrum der Großreederei Maersk fertig sein – und 300 neue Jobs nach Bremerhaven bringen.

Maersk will E-Lkws in Bremen und Bremerhaven einsetzen

In dem Zentrum sollen auch neue E-Lkw zum Einsatz kommen, teilt das Unternehmen auf Anfrage von buten un binnen schriftlich mit: "Wir haben 25 E-Trucks für Deutschland bestellt, von denen auch welche in Bremerhaven und Bremen eingesetzt werden sollen."

Wir planen mit Ladestationen an unseren Logistikzentren, brauchen aber für einen noch besseren Einsatz der umweltfreundlichen Trucks mit Öko-Strom auch Ladeinfrastruktur entlang der deutschen Autobahnen.

Unternehmen Maersk
Die Baustelle des Fischereihafen in Bremerhaven.
Die ersten Pfähle sind bereits gesetzt. Bild: Radio Bremen | Dirk Bliedtner

Maersk ist seit Jahrzehnten eng verbunden mit dem Hafen in Bremerhaven. Mit dem "North Sea Terminal Bremerhaven" betreiben die Großreederei und Eurogate beispielsweise einen gemeinsamen Containerterminal in der Stadt. Maersk will in Zukunft aber nicht nur Container transportieren, sondern auch die komplette Logistik bis zur Haustür des Endverbrauchers übernehmen. Aktuell hat der Konzern in Deutschland an den Standorten Hamburg und Bremen drei Lagerhäuser in Betrieb – geplant sind insgesamt zehn.

"Der Neubau ist Teil unserer Strategie, künftig nicht nur Seefrachttransporte anzubieten, sondern die Produkte unserer Kunden von der Fabrik – etwa in Asien – bis zum Endverbraucher in Deutschland zu liefern", so Maersk. Mitarbeiter würden in solchen Fällen das online bestellte Produkt in Bremerhaven an die Post übergeben, die es dann weiter ausliefern würde.

Industriegebiet im Fischereihafen: Vom Boom zum Zusammenbruch

Das Industriegebiet an der südlichen Spitze des Fischereihafens in Bremerhaven erlebte mit dem Start der Offshore-Windkraft vor gut 15 Jahren einen deutlichen Aufschwung. Gefühlt an jeder Ecke siedelten sich neue Unternehmen an, ließen Hallen errichten für den Bau von riesigen Windkraftanlagen – und es entstanden Tausende neue Arbeitsplätze. Dann kam der Zusammenbruch der Branche, auch weil die Große Koalition aus SPD und CDU in der Bundesregierung die Förderung eindampfte. 

Parkflächen am Fischereihafen in Bremerhaven.
Parkflächen und Holzstapel bestimmen die Szenerie. Bild: Radio Bremen | Dirk Bliedtner

Wer heute über die breiten Schwertransport-Straßen am Bremerhavener Luneort fährt, kommt vorbei an ehemaligen Firmensitzen von Offshore-Unternehmen – die sich die Natur nach und nach wiederholt: verwaiste Gebäude, gähnend leere, gigantische Parkflächen. Ins Auge fallen allerdings Dutzende Holzstapel. Ein Holzhandel nutzt alte Flächen von Windkraftunternehmen im großen Stil für den Umschlag, etwa von Brettern. Das Fraunhofer Institut forscht zudem noch in seinem Teststand an Rotorblättern für Windkraft-Anlagen.

Hafengelände bietet Potenzial

In dem Gebiet warten noch gewaltige Gewerbeflächen auf neue Nutzer – vielleicht irgendwann auch mit direkter Hafenanbindung. Perspektivisch soll hier nämlich noch ein neuer Hafen gebaut werden: der sogenannte Energy-Port.

Bei Bürgerinnen und Bürgern in der Stadt gibt es Zuspruch, aber auch Skepsis. Denn der zunächst geplante Offshore-Hafen für die Windkraft-Industrie in Bremerhaven war nach Klagen von Umweltverbänden vor Gericht gescheitert. Nun fordert die Windkraft-Branche Unterstützung von der Ampel im Bund.

Jan Ninnemann im buten un binnen-Studio in Bremen
Jan Ninnemann sieht Potenzial im neuen Energy Port. Bild: Radio bremen

Der Fokus liegt bei der Bremerhavener Wirtschaftsförderung jetzt auf grünem Gewerbe – Innovationen, die für eine klimaneutrale Zukunft sorgen sollen. Auch neue Energieformen, E-Mobilität und Wasserstoff. Das gilt auch für den neuen Hafen, sagt Gutachter Jan Ninnemann, der im Auftrag des Bremer Häfenressorts eine Potenzialstudie zum neuen Energy Port erstellt hat: "Grundsätzlich gilt natürlich, je schneller, desto besser," sagt Ninnemann. "Wir sehen, das auf dem Thema Energiewende erheblicher Druck und Dynamik ist."

Aus Bremer Sicht ist wichtig, sich hier frühzeitig auf der Landkarte von potenziellen Investoren zu positionieren.

Gutachter Jan Ninnemann zu buten un binnen

Bremerhaven hofft auf mehr Investoren

Immerhin hat mit Maersk schon mal ein Logistik-Riese neue Pflöcke eingeschlagen. Bleibt abzuwarten, ob die Energiewende für neue Perspektiven in Bremerhaven sorgt. Die Stadt hofft jedenfalls darauf, dass dadurch noch weitere Unternehmen angezogen werden.

Mehr zum Thema:

Autor

  • Dirk Bliedtner
    Dirk Bliedtner Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 3. August 2023, 17:20 Uhr