Fragen & Antworten
Wetten, dass die Weser gefriert? Das ist die Bremer Eiswette
Ein Schneider, der versucht, trockenen Fußes die Weser zu überqueren und dabei keine 45 Kilogramm wiegen darf: die Hintergründe der skurillen Bremer Tradition am Dreikönigstag.
"De Werser geiht", also die Weser ist nicht zugefroren, das stellte der Schneider in den letzten Jahrzehnten jedes Mal fest. Bei der traditionellen Veranstaltung im Januar geht es jedoch nicht nur um das Schauspiel am Osterdeich, sondern auch um das Eiswettfest, bei dem unter anderem Spendengelder für Seenotretter gesammelt werden. Am Montag steigt die nächste Ausgabe.
Wie läuft die Eiswette ab?
Eigentlich läuft in jedem Jahr alles gleich: Am sechsten Januar kommt traditionell ein Schneider – immer zu spät – zum Sielwallanleger am Osterdeich. Dort wird er schon erwartet, nicht nur von vielen Zuschauern am Deich, sondern auch vom Präsidium des Eiswettvereins und den Heiligen Drei Königen. Da der Schneider 99 Pfund (umgerechnet 44,5 Kilogramm) wiegen muss, wird er gewogen, wobei er sich einen Schlagabtausch mit dem Präsidenten des Vereins liefert.
Schließlich muss er mit einem Bügeleisen in der Hand die Weser überqueren – in den letzten Jahrzehnten ging das jedoch nur mit einem Schiff der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Dadurch wird festgestellt, ob die Weser "steiht", also zugefroren ist, oder ob sie "geiht".
Wann war die Weser das letzte Mal zugefroren?
Das letzte Mal bedeckte im Winter 1946/47 eine Eisschicht die Weser – zumindest an einigen Stellen. Auch wenn die US-Armee das Eis sprengte, fror der Fluss immer wieder zu. Ein Schneider stellte das aber nicht fest: Während der Weltkriege und in den Nachkriegsjahren fand keine Eiswette statt. Eis konnten Bremerinnen und Bremer auch in den folgenden Jahrzehnten auf der Weser beobachten, zum Beispiel im Winter 1986/87. Eine durchgehende Eisdecke gab es aber nicht mehr.
So sieht es aus, wenn die Weser tatsächlich "steiht"
Was ist das Eiswettfest?
Am dritten Samstag im Januar lädt der Bremer Eiswettverein zum Festmahl ins Congress Centrum Bremen ein. Nur die sogenannten Genossen und Genossinnen dürfen Einladungen aussprechen. Nach einer öffentlichen Debatte und politischem Druck können Frauen seit 2020 am Eiswettfest teilnehmen. 2023 wurden Frauen erstmals als Genossinnen aufgenommen.
Beim Eiswettfest werden Spenden für die DGzRS gesammelt. Im vergangenen Jahr kam mit 576.000 Euro eine Rekordsumme zusammen.
Wie ist die Eiswette entstanden?
Die Tradition geht auf das Jahr 1829 zurück. Damals schlossen 18 Bremer, darunter viele Kaufleute, eine Wette ab: Friert die Weser Anfang Januar zu oder nicht? Der Wetteinsatz: ein gemeinsames Kohlessen. Seit 1928 findet die Wette am Dreikönigstag am Osterdeich statt, in dem Jahr kam auch die Spendensammlung für die DGzRS dazu.
Beim Eiswettfest halten seit Jahrzehnten hochkarätige Gäste außerdem die "Deutschland/Bremen-Rede" und die "Gäste-Rede". Sie reihen sich ein in ein strenges Programm zwischen Nationalhymne, der Austragung der Wette und der Sammlung von Spenden – vor neugierigen Augen geschützt zwischen zwei Tellern.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 6. Januar 2025, 19:30 Uhr