Infografik
Was Beschäftigte im öffentlichen Dienst in diesen Jobs jetzt verdienen
Der Tarifabschluss soll vor allem den Geringverdienern helfen. Straßenreiniger Matthias Falk kann mit dem Kompromiss leben, doch seinen Kollegen drohe weiterhin Altersarmut.
Die unteren Einkommen sollen – so das Ziel der Gewerkschaft Verdi – bei diesem Tarifabschluss besonders profitieren. Tatsächlich kommen die niedrigsten Gehälter im öffentlichen Dienst mit dem Maßnahmen-Mix auf bis zu 16,87 Prozent mehr Lohn. Aber wie viel Euro mehr sind das für welche Berufe? Für fünf Berufe, in denen die Menschen besonders wenig verdienen – oder deren Branchen häufig im Fokus sind, zeigen wir das am Einkommen für eine unverheiratete Person ohne Kinder.
1 Mindesterhöhung für Reinigungskräfte
Reinigungskräfte im öffentlichen Dienst werden nach den beiden untersten Einkommensgruppen bezahlt. Im ersten Jahr sind das in Entgeltstufe eins aktuell rund 2.016 Euro brutto im Monat. Weil das Einkommen so gering ist, greift hier der Mindestbetrag von 340 Euro. Ab März verdient eine Reinigungskraft im ersten Jahr also 2.356 Euro brutto – das ist die höchste prozentuale Steigerung von 16,87 Prozent. Startet die Reinigungskraft in Stufe zwei in den Job, sieht es so aus: Aktuell bekommt sie im ersten Jahr 2.242 brutto, ab März 2.582 Euro – das sind 15,16 Prozent mehr.
Einkommen im ersten Berufsjahr im öffentlichen Dienst
Die Grafik zeigt das Einkommen von Pflegefachkräften, Erzieherinnen, Gärtnerinnen sowie Straßenreinigern und Reinigungskräften. Abgebildet ist jeweils das aktuelle Gehalt im ersten Berufsjahr oder im ersten Jahr nach der Ausbildung für unverheiratete Beschäftigte ohne Kinder – daneben die entsprechenden Gehälter ab März 2024.
2 Straßenreiniger mit gemischten Gefühlen
Matthias Falk ist Straßenreiniger in Bremen. "Generell kann ich mit dem Abschluss gut leben, weil das sehr guter Kompromiss ist", sagt Falk. Doch für die unteren Lohngruppen sei der Tarifabschluss noch zu gering ausgefallen. Ein Straßenreiniger bekommt nach Ausbildung rund 2.419 Euro brutto – ab März sind es 2.763. Das sind 344 Euro oder 14,22 Prozent mehr. Mit Führerschein und einer Fahrertätigkeit gibt es ab März 2.929 Euro brutto. "Wer da nachrechnet, weiß, dass viele die Altersarmut immer noch vor Augen haben." In Bremen sei die Lage der Straßenreiniger ohnehin schlecht, weil ein Teil der Beschäftigten nur angelehnt an den TVÖD bezahlt werde. Diese Kollegen bekämen die Erhöhung erst ein Jahr später, frühestens 2025.
3 Gärtnerin im Landschafts- und Gartenbau
Sandra Kitzmann arbeitet seit 33 Jahren bei den Umweltbetrieben Bremen. Während der Tarifverhandlungen hatte Kitzmann schon kritisiert, dass sich Bewerber eher für private Unternehmen entschieden, weil diese mehr zahlten. Mit der Erhöhung der Gehälter ab März 2024 habe man jetzt wieder die Möglichkeit, Menschen für den Beruf im öffentlichen Dienst zu interessieren. Eine Gärtnerin bei den Umweltbetrieben verdient im ersten Jahr nach dreijähriger Ausbildung 2.576 Euro, ab März sind es 2.929 Euro, also 13,7 Prozent mehr. Wie im öffentlichen Dienst üblich steigt das Gehalt mit den Berufsjahren an.
4 Erzieherinnen und Erzieher
Zum Berufseinstieg direkt nach der Ausbildung bekommt eine Erzieherin aktuell 2.932 Euro brutto. Mit Sockelbetrag und 5,5 Prozent oben drauf sind das ab März kommenden Jahres 3.304 Euro brutto. Das macht ein Plus von 372 Euro oder 12, 7 Prozent. Nach und nach steigt auch hier das Einkommen; nach drei Jahren im Beruf sind es aktuell 3.360 Euro, ab März 3.756 – oder rund 396 Euro oder 11,78 Prozent mehr.
5 Pflegefachkräfte der kommunalen Kliniken
Die Kliniken der Gesundheits Nord (Geno) bezahlen als kommunale Kliniken ihre Beschäftigten nach dem Tarif im öffentlichen Dienst (TVÖD). Das sind nach Angaben der Geno 7.600 Menschen, nicht nur Pflegekräfte, sondern auch andere Mitarbeiter. Blicken wir trotzdem auf das Einkommen einer Pflegfachkraft, was immer wieder Thema in der öffentlichen Debatte über die Branche ist: Im ersten Jahr nach der Ausbildung verdient eine Pflegefachkraft brutto 2.932,41 Euro. Ab März sind es 372,28 mehr, also 3.304,69 Euro brutto. Das entspricht einer Lohnsteigerung von 12,7 Prozent.
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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 24. April 2023, 19:30 Uhr