Wie chinesische E-Autohersteller nach Bremerhaven drängen

Der Autofrachter "BYD Explorer No.1" liegt mit 3000 Neuwagen an Bord in Bremerhaven im Auto-Terminal der BLG.

Chinesische E-Autohersteller drängen nach Bremerhaven

Bild: dpa | Lars Penning

Der Marktanteil von E-Autos liegt in Europa bei 30 Prozent. Doch chinesische Hersteller machen deutschen Herstellern Konkurrenz – und bescheren dem Bremer Logistikkonzern BLG ein gutes Geschäft.

Dicht an dicht stehen Hunderte Neuwagen, die der Bremer Logistikkonzern BLG auf dem einstigen Flughafen Luneort zwischenparkt. Eigentlich sollte auf dem Gelände schon längst ein neuer Hafen für die Windkraft-Branche sein, aber der ist vor Gericht gescheitert. Und ob ein Nachfolge-Projekt – der Energy-Port – kommt, steht in den Sternen. Also dient das Gelände fürs Erste als Lagerfläche für Autos.

Neue Flächen braucht die BLG aber auch, weil der Absatz der E-Autos schwächelt. Andererseits aber ebenso, weil E-Auto-Hersteller wie BYD aus China expandieren wollen – wie Professor Stefan Reindl, Direktor vom Institut für Automobilwirtschaft in Baden-Württemberg, bestätigt: "Wir rechnen mit Wachstumsraten bis 2030 von etwa 15 Prozent."

Weitere Umschlagflächen sind in Vorbereitung

Weitere Umschlagfächen für Autos sind in Bremerhaven noch in Vorbereitung – ehemalige Werftbereiche zum Beispiel. Nach dem Auslaufen der Bundesförderung für E-Autos im vergangenen Jahr ist der große Run auf die neuen Fahrzeuge zwar vorerst dahin. Während es im Dezember 2023 laut ADAC noch fast 55.000 Neuzulassungen von elektrischen Autos waren, waren es einen Monat später nur noch um die 22.000.

Auf dem Autoterminal oder den Ersatzflächen in Bremerhaven rangieren die BLG-Beschäftigten rund um die Uhr Fahrzeuge von allen möglichen Herstellern hin- und her für den Weitertransport – inzwischen immer mehr Pkw auch aus China. Erst kürzlich hat ein Schiff des chinesischen Autobauers BYD 3.000 Pkw angelandet, nach und nach kommen weitere.

Das freut BLG-Vorstand Matthias Magnor – auch wenn sich die chinesischen Kunden bei einem Empfang in Bremerhaven bedeckt hielten: Laut Magnor waren es im vergangenen Jahr 10.000 Fahrzeuge – von rund 1,7 Millionen insgesamt. "Da bewegen wir uns unter einem Prozent." Wenn dann mit einem einzigen Schiffsanlauf 3.000 Fahrzeuge auf einmal kommen, zeige das die Entschlossenheit des chinesischen Herstellers, im europäischen Markt Fuß zu fassen.

Die Chinesen wollen den europäischen Markt erobern, Kunden mit starken Rabatten und günstigeren Preisen locken. Und der Bremer Logistikkonzern will sich ein dickes Stück vom Kuchen als Auftrag sichern. Der Bremer Senat verweist dabei auf den freien Wettbewerb. "Es ist eine Herausforderung für die deutschen Autobauer, weil die in Preis, Leistung und Qualität mithalten müssen", sagte Häfen-Staatsrat Kai Stührenberg.

Angst vor Handelsstreit mit China

Die EU prüft derweil Strafzölle auf chinesische Autos wegen mutmaßlicher Marktverzerrungen. Der Verband der deutschen Automobilindustrie warnt allerdings vor Strafzöllen, will keinen Handelsstreit mit China riskieren. Schließlich sichere das Geschäft in China in Deutschland eine große Zahl von Arbeitsplätzen. Und kein Wunder: Auch deutsche Hersteller produzieren Pkw in eigenen Werken in China und den USA – um sie dann nach Bremerhaven und in den EU-Markt bringen zu lassen.

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  • Dirk Bliedtner
    Dirk Bliedtner Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 25. April, 8:20 Uhr