Interview

Dubai-Schokolade: Was ein Bremer Konditor von dem Trend hält

Behandschuhte Hände zerbrechen Dubai-Schokolade, aus der die Füllung quillt.

Dubai-Schokolade: Bremer Konditor hält nichts von dem Trend

Bild: dpa | Anadolu/Omer Taha Cetin

Stundenlang Anstehen für eine Schokolade? Das nehmen derzeit viele Menschen in Kauf. Auf Social Media boomt der Trend um die Dubai-Schokolade. Doch ein Bremer Konditor ist skeptisch.

Pistaziencreme und Engelshaar: Das sind die Zutaten, die diese Schokolade so besonders machen sollen. In den sozialen Medien verbreiten sich seit Monaten zahlreiche Videos mit Geschmackstests und Anleitungen zum Selbermachen wie ein Lauffeuer. Supermärkte, die die Schokolade verkaufen, bieten sie teilweise nur auf Nachfrage an der Kasse an, so groß sei der Ansturm.

Eine lange Schlange vor dem Lindt-Shop um eine Tafel Dubai-Schokolade zu kaufen in der Spitalerstraße in Hamburg.
Am 13. November wurden in den Lindt-Filiale in Hamburg etwa 100 Tafeln der Dubai-Schokolade verkauft. Bild: Imago | Horrmann Kislichko GbR

Auch der Schokoladenhersteller Lindt verkauft seit Samstag in wechselnden deutschen Großstädten eine limitierte Auflage. Zum stolzen Preis von 14,99 Euro. Trotzdem ist der Ansturm riesig: In der Hamburger Filiale standen die Menschen stundenlang Schlange. Doch ist die Schokolade den Hype wirklich wert? Der Bremer Konditor und Schokoladenhersteller Nick van Heyningen verrät im Interview, warum er von dem Trend nichts hält.

Um die Dubai-Schokolade kommt man gerade auf Social Media nicht herum. Wie stehen Sie zu dem Trend?

Generell orientieren wir uns hier sehr wenig an Trends. Wir entwickeln neue Produkte eigentlich immer danach, ob uns der Rohstoff gefällt oder wenn konkrete Kundenanfragen kommen und nicht, weil irgendwo in den sozialen Medien etwas gehypt wird. Das war nie unser Ansatz.

Haben Sie die Schokolade denn selbst schon mal probiert?

Bis jetzt noch nicht. Ich habe sie noch nicht gefunden, und wir sind jetzt im Weihnachtsgeschäft so beschäftigt, dass wir es noch nicht geschafft haben.

Erleben Sie bei sich denn eine gezielte starke Nachfrage nach der Schokolade?

Weniger. Wir hatten zwei, drei größere Anfragen von Wiederverkäufern. Da wäre es um die 1.000 Stück gegangen, das hätten wir sowieso nicht leisten können. Dafür sind wir viel zu klein. Ganz selten von unserem Stammpublikum. Die fragen auch mal nach, aber dann eher, was ich davon halte. Dann erkläre ich, warum wir das nicht machen und die Leute sagen: "Sie haben ja genug andere schöne Sorten. Das brauchen Sie gar nicht."

Steckt für kleine Betriebe wie Ihren nicht auch eine Chance darin solche Trends aufzugreifen?

Selbstverständlich, aber wir haben generell schon genug zu tun. Wir haben es im Betrieb besprochen, weil es überall präsent ist. Aber wir konnten uns nicht dafür begeistern. Es ist sicher kein schlechtes Produkt, aber es ist von den Zutaten und vom Aussehen her nicht so, dass wir sagen würden, das müssen wir unbedingt machen.

Auf der einen Seite freue ich mich über jedes Schokoladenprodukt, wo ich die Qualität schmecke und der Preis passt, aber wenn ich mir jetzt die Preise von der Dubai-Schokolade anschaue, dann finde ich das sehr, sehr überzogen. Und dass in diesem Preissegment der Preis die Qualität widerspiegelt, das finde ich sehr schwierig.

Gibt es denn einen Qualitätsunterschied zwischen Dubai-Schokolade und herkömmlichen Schokoladenprodukten?

Das würde ich gar nicht sagen. Es gibt ja nicht die Dubai-Schokolade. Das ist kein festgelegtes Rezept, wie wenn man zum Beispiel Lübecker Marzipan macht. Ich gehe davon aus, dass es genügend Hersteller geben wird, die sehr hochwertig arbeiten.

Aber wenn ich mir auf Social Media teilweise die Rezepte angucke und die Pistazienpaste sehe: Das hat ungefähr so einen hohen Pistazienanteil wie Nüsse im Nutella und das ist dann hauptsächlich Palmfett und Zucker. Das finde ich jetzt nicht so hochwertig.

Also ist das genau das, was sie an dem Trend stört?

Ich glaube, die Leute kaufen es nicht, weil sie überzeugt sind oder wissen, dass es gut ist, sondern sie kaufen es erst mal für ein Schweinegeld, weil sie davon ausgehen, dass es gut ist. Im Prinzip kann jeder machen, was er will, ob es ihm schmeckt oder nicht, aber man verkauft es erst einmal, und das finde ich immer ein bisschen schwierig.

Wie stehen Sie denn zu dem Versuch anderer Hersteller, ähnliche Produkte auf den Markt zu bringen?

Ich muss immer schmunzeln. Im Betrieb schicken wir uns das immer hin und her, wenn wir irgendwo wieder was sehen. So was wie das von Lindt ist gut gemacht von der Verpackung und der Aufmachung, aber ich glaube nicht, dass die das wirklich in Handarbeit hergestellt haben. Weil selbst die 1.000 Tafeln die im Umlauf sind, sind eine Riesenarbeit.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die sich dahinstellen und lustig in händischer Arbeit Tafeln gießen, die gefüllt sind. Da ist die Fehlerquote viel zu hoch. Ich möchte mein Geld mit ehrlichen Produkten verdienen, wo die Leute sagen, das schmeckt und das ist interessant und das würden sie wieder kaufen und nicht, weil es ein Trend ist und dann sind sie im Zweifel enttäuscht.

Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, 25. September 2024, 8:13 Uhr