Interview
Senatorin zum Kauf des Postgebäudes: "Da kommt kein Handyshop rein"
Bremen wird voraussichtlich das Gebäude an der Domsheide kaufen. Kristina Vogt erläutert im Interview die Pläne des Senats und warum sie die Immobilie für wichtig hält.
Die Immobilie soll nach Wunsch des Senats in städtische Hand übergehen. Ideen für eine Nutzung gebe es viele, sagt Bremens Wirtschaftssenatorin. Warum die Mühlen der Politik zuweilen langsam mahlen und wie die weiteren Schritte aussehen sollen, beantwortet sie im Interview.
Frau Vogt, wie sicher ist es, dass der Verkauf überhaupt klappt?
Wir sind sehr zuversichtlich. Wir haben schon länger darüber verhandelt und sind total froh, dass wir das Gebäude bald in städtischer Hand haben, weil gerade die Domsheide ein zentraler Punkt für die gesamte Innenstadtentwicklung ist. Jetzt haben wir Möglichkeiten genug, um zu gucken, wie wir das in unserem Sinne gestalten. Das ist besser, als wenn ein externer Investor das Gebäude hätte.
Was könnte Bremen mit dem Grundstück machen?
Bei dem Anbau, den wir erwerben, können wir gucken, ob wir eine öffentliche Nutzung reinkriegen, von Justiz bis zur Uni. Und sollte sich keine öffentliche Nutzung ergeben, könnten wir das Gebäude immerhin weiterverpachten und haben in diesem historischen Zentrum die Möglichkeit, das selbst zu gestalten. Dann kommt da – überspitzt gesagt – kein Handyshop rein.
Gibt es schon genaue Ideen zur Nutzung?
Mehrere Ressorts haben Interesse für eine öffentliche Nutzung angemeldet, insbesondere das Justizressort. Das bietet sich an, das Landgericht ist gegenüber. Auf der anderen Seite wollen wir mehr Studierende und Wissenschaft in die Innenstadt bringen. Das müssen wir im Senat in den nächsten Monaten in Ruhe erörtern. Wir haben mehrere Interessenten für Zwischennutzung, aber da möchte ich im Moment nicht so viel dazu sagen, weil wir eine Zwischennutzung ausschreiben müssen. Ich glaube aber, dass die Anfragen, die wir haben, für die Innenstadt gut wären.
Existiert ein übergeordnetes Konzept für die Domsheide?
Wenn wir ganz viel Geld hätten, hätte ich da schon ein paar Vorstellungen, wie wir das Ganze im touristischen Sinne und für die Bremerinnen und Bremer nutzen können. Aber nun ist Bremen ein relativ armer Stadtstaat, und wir müssen mit unseren Haushaltsmitteln gucken. Klar ist, dass wir uns in dem Verfahren befinden, die Glocke neu aufzustellen. Da brauchen wir die politische Beschlusslage, auch das kostet am Ende des Tages viel Geld. Aber mit dem Erwerb der beiden Immobilien sind wir etwas unabhängiger geworden. Alles, was wir da machen wollen oder können, ist wesentlich einfacher, wenn man sich Gebäudeteile nicht mieten muss, sondern es selber in der Hand hat. Nebenbei: Auch eine Sanierung wäre überfällig. Insofern ist das kein großer Masterplan, aber es ist eine Strategie der Stadt und unseres Ressorts, strategisch wichtige Gebäude in der Innenstadt selber zu erwerben. Das bedeutet nicht, dass wir alles selber nutzen müssen, aber es ergeben sich auch öffentliche Nutzungen. Und wir wollen ja die Innenstadt verändern. Wir wollen diesen Prozess aufhalten, dass es immer leerer und unattraktiver wird. Öffentliche Nutzungen, und wenn nur zwischendurch, sind geeignet dazu, Menschen in die Stadt zu bringen.
Soll das Postgebäude stehen bleiben?
Das ist tatsächlich noch in der Prüfung und kann im Moment noch nicht entschieden werden. Wichtig ist zunächst, dass wir die Immobilie in öffentlicher Hand haben. Dann können wir im Senat in Ruhe entscheiden, ob es Ressorts gibt, die Teile ihrer Tätigkeit da hineinverlagern wollen oder ob wir es vielleicht anders nutzen. Ob da ein Abriss mit dazu gehört, ist dann die Frage. Das hat man früher gern gemacht hat und war nicht immer zum Vorteil. Wenn man sich die Städte in Deutschland so anguckt, ist da das eine oder andere Gebäude entstanden, das nicht ganz so schön war.
Ab wann ist das Gebäude nutzbar?
Wir müssen erst einmal gucken, wie wir es nutzen wollen, und dann folgen die üblichen Verfahren. Wenn wir es zum Beispiel extern nutzen lassen, muss selbst bei einem Pachtverhältnis Rechtssicherheit herrschen. Dann ist die Frage, wie es umgebaut werden muss. Da gibt es die üblichen Verfahren, die wir als öffentliche Hand durchlaufen müssen. Ab einer bestimmten Auftragsgröße müssen wir Projekte EU-weit ausschreiben. Da kommen wir leider nicht dran vorbei. Deswegen ist uns eine Zwischennutzung wichtig: Die Innenstadt braucht keinen weiteren Leerstand. Mit einer Zwischennutzung würde es sehr schnell gehen, da reicht eine simple Ausschreibung. Und wie gesagt: Interessenten haben wir schon, und das wäre auch zum Wohl der Innenstadt.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 7. November 2023, 19:30 Uhr