Bremer Straßenbahn-Streit beendet: Domsheide soll barrierefrei werden
Die Straßenbahnen sollen weiter durch die Bremer Obernstraße fahren. Diesen Schluss zieht das Mobilitätsressort aus dem Ergebnis einer Machbarkeitsstudie.
Die Straßenbahnen sollen auch in Zukunft weiter durch die Bremer Obernstraße fahren. Das will Bremens Mobilitätssenatorin Özlem Ünsal dem Senat vorschlagen. "Die Entscheidung, die Straßenbahn in der Obernstraße zu belassen, verschafft uns ebenso Klarheit für die Martinistraße und die Domsheide", sagte Ünsal. Damit werde Planungssicherheit geschaffen.
Verlegung in die Martinistraße laut Studie zu teuer
Die Entscheidung der Senatorin stützt sich auf das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie. Demnach ist es zwar technisch möglich, die Gleise in die Martinistraße zu verlegen. Das sei aber schlicht zu teuer. Aufgrund des schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnisses komme diese Variante auch nicht für Förderprogramme des Bundes infrage.
Damit steht dem Austausch der Gleise an der Domsheide auch nichts mehr im Wege. In dem Zuge sollen Gleise und Bahnsteigkanten auf eine Höhe gebracht werden, damit die Haltestelle barrierefrei wird. Auch künftig soll es dort zwei Haltepunkte geben. So steht nun nicht mehr zur Debatte, alle Bahnen und Busse an der Domsheide an einem zentralen Punkt halten zu lassen – entweder in der Balgebrückstraße oder vor dem Konzerthaus Glocke.
CDU: Debatte um Verlegung blockierte Entwicklung der City
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft, Michael Jonitz, ist erleichtert. Er freut sich darüber, dass die Debatte um die Straßenbahn in der Innenstadt damit möglicherweise zu einem Ende kommt. "Das Thema wabert seit Jahren durch Bremen und wir brauchten endlich eine Entscheidung", sagte Jonitz zu buten un binnen.
In seinen Augen hätte Bremen das nötige Geld für die aufwendige Verlegung der Straßenbahn-Linie in die Martinistraße ohnehin nicht gehabt. Außerdem hätte die Straßenbahn-Frage die Weiterentwicklung der Innenstadt blockiert.
Jetzt ist der Weg frei. Die Geschäftsinhaber in der Obernstraße wissen jetzt endlich, woran sie sind.
Michael Jonitz, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft
Auch die Bremer Linke zeigte sich erleichtert, dass die "langjährige Hängepartie" beendet ist. Ohnehin wäre eine Verlegung der Straßenbahn von zweifelhaftem Nutzen gewesen, sagte de Linken-Fraktionsvorsitzende Sofia Leonidakis.
Einzig die FDP bedauert das Scheitern der Verlegung
Die Bremer Grünen freuen sich ebenfalls, dass "jetzt endlich Klarheit herrscht". "Europaweit sehen wir, dass viele Städte ihre Zentren und den dortigen Einzelhandel stärken, indem sie die Erreichbarkeit mit Straßenbahn fördern und ausbauen – wir haben diesen Vorteil in Bremen bereits", sagte Emanuel Herold, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion.
Die gigantischen Kosten und eine Umsetzungszeit von circa einem Jahrzehnt waren schon lange starke Einwände gegen eine Verlegung.
Emanuel Herold, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion
Einzig die Bremer FDP bedauert die gescheiterte Verlegung und spricht von einem Rückschlag für die Entwicklung der Bremer City. Sie "wäre ein zentrales Element gewesen, um die Innenstadt attraktiver zu gestalten", sagte Fynn Voigt, mobilitätspolitischer Sprecher der Bürgerschaftsfraktion. "Von der Senatorin erwarten wir, dass zügig belastbare Planungen vorliegen, welche die Obernstraße trotz Straßenbahn attraktiver machen."
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis Deutschland, Piet Leidreiter, monierte, dass es nur zwei Varianten diskutiert worden seien. "Es hätte keiner teuren Machbarkeitsstudie bedurft, um zu erkennen, dass eine Verlegung der Gleise in die Martinistraße alle Budgets sprengt", sagte er.
Handelskammer begrüßt fundierte Entscheidung
Die Bremer Handelskammer reagiert positiv auf das Ergebnis der Machbarkeitsstudie zur Straßenbahn-Verlegung. Der Innenstadtbeauftragte der Handelskammer, Olaf Orb, sagte buten un binnen: "Es ist gut, dass sich der Bremer Senat noch einmal sehr ernsthaft mit der Straßenbahnverlegung auseinandergesetzt hat und auf fundierter Basis zu einem Entschluss gekommen ist."
Jetzt komme es darauf an, die Haltestellenplanungen mit einer Verbesserung der Situation der Domsheide zu verbinden. Auch die Martinistraße solle eine weitere Aufwertung erfahren, um so die Obernstraße und die Schlachte enger miteinander zu verknüpfen.
Beide Vorhaben des Innenstadtkonzeptes müssen jetzt mit Vorrang angegangen werden.
Olaf Orb, Innenstadtbeauftragter der Bremer Handelskammer
Studienergebnis beendet jahrelange Debatte
Mit der Entscheidung, dass die Straßenbahn auch künftig durch die Fußgängerzone in der Obernstraße fahren soll, geht ein jahrelanger Streit zu Ende. Bremens Ex-Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) war immer vehement dagegen gewesen, die Schienen zu verlegen. Vor allem die Sozialdemokraten und die Handelskammer Bremen hatten aber die Machbarkeitsstudie und die Prüfung verschiedener Varianten politisch erzwungen.
Es wird erwartet, dass die jetzige Mobilitätssenatorin Ünsal auch erklärt, was nun mit dem Umsteigepunkt Domsheide passiert, wo in jedem Falle Straßenbahngleise erneuert werden müssen und ohnehin eine Umgestaltung angedacht war.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 19. Dezember 2023, 6 Uhr