Cuxhavener Riesenseeadler wieder in belgischer Heimat aufgetaucht

Ein Riesenseeadler sitzt in einem Baum

Cuxhavener Riesenseeadler wieder in belgischer Heimat aufgetaucht

Bild: Ursel Richelshagen

Der Greifvogel sorgte im Landkreis Cuxhaven wiederholt für Aufsehen. Inzwischen zieht der Adler seine Kreise wieder nahe des Museums, aus dem er einst entflogen ist.

In der Heimat ist es immer noch am schönsten. Was für viele Menschen gilt, das scheint auch auf einen Riesenseeadler zuzutreffen, der vor einigen Wochen im Kreis Cuxhaven für Aufsehen gesorgt hat. Denn inzwischen zieht der Greifvogel, der aus einem Museum im belgischen Genk entwischt ist, seine Kreise wieder nahe seines Zuhauses – und zwar im rund 60 Kilometer entfernten Turnhout. "Zuletzt wurde der Adler vor fünf Tagen gesehen", sagt Marcel Habetslaan, Direktor des Museums, zu buten un binnen.

Konstruktionsfehler am Gehege

Im März war das Vogelweibchen zusammen mit seinem Partner aus der Voliere des Museums "Labiomista" getürmt. Möglich machte den Ausbruch ein "Konstruktionsfehler" am Gehege, wie Habetslaan sagt. Während das Männchen schon nach kurzer Zeit im niederländischen Utrecht eingefangen und nach Genk zurückgebracht wurde, ging das 19-jährige Weibchen auf große Reise gen Nordosten.

Mitte Juni wurde der Adler mit dem markanten gelben Schnabel und dem auffälligen schwarz-weißen Gefieder schließlich im Cuxland gesichtet. Mehr noch: In Neuenkirchen tauchte der Vogel auf einem Gasthof auf und riss eines der dort freilaufenden Hühner.

Anstatt wie in der Natur nach Fischen oder Seevögeln zu jagen, steht offenbar Nutzgeflügel auf dem Speiseplan des Adlers. Geschuldet sei das seiner aufgrund des Aufwachsens in Gefangenschaft nur wenig ausgeprägten Kondition und Wendigkeit, erklärt Ursel Richelshagen: "Er wird daher vermutlich nicht auf Wildtiere zurückgreifen, sondern sich von Hühnern, Enten oder Gänsen ernähren", so die stellvertretende Vorsitzende der NABU-Gruppe Land Hadeln.

Hat der Adler auch einen Storch gerissen?

Ein Riesenseeadler sitzt in einem Baum
Auf einem Gasthof in Neuenkirchen riss der Greifvogel ein freilaufendes Huhn. Bild: Ursel Richelshagen

In der vergangenen Woche sorgte dann die Nachricht für Aufregung, der Greifvogel habe auch einen Storch auf dem Gewissen. Grund dafür war der Fund eines Storchkadavers, der Pickspuren aufwies. Richelshagen hat daran jedoch ihre Zweifel. "Ob er wirklich den Storch gerissen hat, ist unklar. Das kann sein, muss aber nicht", so die Vogelexpertin. Genauso gut könnte es demnach auch ein anderer Adler oder gar eine Krähe gewesen sein, die sich über den toten Storch hergemacht hat.

Trotz der unregelmäßig erfolgten Sichtungen – unter anderem vor rund zwei Wochen in Osnabrück – befindet sich der Adler immer noch in freier Wildbahn. Museumsdirektor Habetslaan, in dessen Besitz sich das Adler-Duo sei 16 Jahren befindet, hofft darauf, dass der flüchtige Vogel im Laufe der Zeit schwächer wird. Ist dies der Fall und der Adler werde gesichtet, gebe es zwei Möglichkeiten: "Entweder können wir ihn so fangen oder wir setzen Beruhigungsmittel ein." Bis es so weit ist, schwört der Belgier vor allem auf eines: "Geduld." Doch genau davon scheint auch das Adlerweibchen reichlich zu haben. Es bleibt also spannend.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 16. Juli 2023, 11:40 Uhr