Darum hat der Specht keine Kopfschmerzen – und andere Vogelfakten
Warum bekommt der Specht keine Gehirnerschütterung? Muss der Mauersegler niemals landen? Mit diesen Fakten werden Sie der Small-Talk-Hit auf jeder Party.
In den Gärten zwitschert es wieder und so mancher Vogelgesang könnte wohl morgens einen Wecker ersetzen. Die Brutzeit der Vögel ist in vollem Gange. Amsel, Drossel, Fink und Star – diese Namen werden den meisten Bremerinnen und Bremern ein Begriff sein. Aber wie sieht es mit der restlichen Vogelschar aus? Wir haben für Sie fünf erstaunliche Fakten, mit denen Sie zum Vogelexperten werden.
1 Hör mal, wer da hämmert
Beim Nestbau, um Weibchen zu imponieren oder auf der Suche nach Nahrung: Wieder und wieder hackt der Specht mit seinem Schnabel auf die Rinde des Baums ein. Wie ein Presslufthammer schlägt er mit voller Kraft eine Höhle in den Stamm. Darin baut der Vogel später sein Nest. Würde ein Mensch mit dem Kopf immer wieder auf Holz stoßen, wäre wohl eine Gehirnerschütterung garantiert. Dem Specht dagegen macht das nichts aus.
"Das Gehirn der Tiere ist deutlich besser gepuffert als unseres," erklärt Martin Rode vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), denn auch der Schädelknochen der Vögel ist vergleichsweise dicker, um das Gehirn zu schützen. Der Spechtschnabel ist außerdem so gebaut, dass die Kraft des Schlages abgefangen wird. Verschiedene Sehnen und Knorpel um den Schnabel wirken wie ein Stoßdämpfer, die den Aufschlag auf dem Holz abfedern. Trotz dieser Angepasstheit hämmert der Specht aber auch nicht den ganzen Tag. Das Spechtpaar wechselt sich beim Höhlenbau ab.
2 Übung macht den Meister
Vögel bauen ihre Nester gerade in der Stadt an den unterschiedlichsten Orten: Unter Dächern, in Spalten zwischen Häusern und in Nistkästen. Ein großer Teil der Vögel im Norden brütet aber ganz klassisch in Bäumen und Sträuchern, so Rode vom BUND.
Auch bei der Form des Nests seien in der Vogelwelt die Geschmäcker verschieden. Tauben sind eher Minimalisten, viele Tiere bauen eher wackelige, dünne Nester. Der Zaunkönig dagegen ist ein wahrer Perfektionist, er baut gerne kugelrund. "Das ist ein geschlossenes Nest, da gibt es quasi so eine Art Kugel-Dach," beschreibt Rode den Baustil. Gar nicht so leicht, das scheinen sich wohl auch die Zaunkönig-Männchen zu denken: "Sie bauen mehrere Nester, sogenannte Spielnester. Die üben richtig." Und Übung macht den Zaunkönig eben zum Nest-Baumeister.
3 Investment und Verlust beim Brüten
"Die Nestphase ist eine der gefährlichsten Phasen," meint der Vogel-Experte. Für sechs bis acht Wochen liegen erst die Eier, dann die kleinen Vogel-Babys in ihrem Nest. Gehen die Eltern auf Futtersuche, bleibt das Nest allein und wird zum gefundenen Fressen für Feinde. "Das ist nun mal Natur, das erleben wir ja ständig."
"Vögel sind durchaus daran angepasst, hohe Verlustraten zu haben." Ein Nest bauen, Eier legen und ausbrüten, die Jungen aufziehen – und das drei- bis viermal im Jahr. Damit gehören die Amseln zu den Spitzenreitern beim Nisten und können auch mit Verlusten ihren Bestand halten.
4 Bunte Exoten im Norden
Rotbraune Federn vom Kopf bis zu den Flügeln, gelb an den Schultern und strahlendes Blau bis zu den Schwanzflügeln. Mit seinem farbenprächtigen Gefieder sticht der Bienenfresser zwischen anderen Vogelarten im Norden deutlich hervor. Und das auch mit gutem Grund: der wärmeliebende Vogel brüte laut Naturschutzbund (Nabu) eigentlich gerne in sonnigen, südlichen Gebieten. Ein echter Exot also, der inzwischen auch rund um Bremen vorkomme.
"Grundsätzlich gibt es in der Natur ständig Verschiebungen," erklärt Martin Rode vom BUND, dadurch könnten auch mal exotische Vogelarten in Norddeutschland beobachtet werden. Die meisten Vogelarten kämen aus dem südlichen und südöstlichen Raum zu uns und fühlten sich hierzulande immer wohler.
So was werden wir in den nächsten Jahren verstärkt haben – Klimawandel-Folge: Es wird wärmer und dann kommen wärmeliebende Arten häufiger vor.
Martin Rode ist Vogel-Experte beim BUND Bremen
5 Schlafen, fressen, fortpflanzen – alles im Flug
Elegant gleitet der Mauersegler durch die Luft und lässt sich hoch oben am Himmel treiben. Er ist ein echter Flugkünstler und für ihn gibt es kaum einen Grund zu landen. Nur um seine Jungen aufzuziehen, legt der Vogel eine Flugpause ein.
Abgesehen davon fliege der Mauersegler mehrere Monate lang, heißt es vom NABU. Er könne sogar in der Luft schlafen und sich im Flug paaren. Gefressen wird ausschließlich, was dem Tier im Flug vor den Schnabel kommt. Warum also eine Pause machen? Außerdem ist der Mauersegler ein Langstreckenflieger: für die Wintermonaten bricht er nach Afrika auf und gleitet südlich der Sahara durch den Himmel.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 3. Juni 2023, 19:30 Uhr