Diese Frau betreibt Bremens ältestes Geschäft für Second-Hand-Mode
Maria Conradi schenkt Kleidung ein zweites Leben. Seit mehr als vierzig Jahren betreibt sie den Second-Hand-Laden "Conradi". Es war der erste seiner Art in Bremen.
Maria Conradi hat in ihrem Second-Hand-Laden alles, was es braucht, um vernachlässigten Kleidungsstücken neues Leben einzuhauchen. Die 85-Jährige schätzt edle Stoffe und weiß damit umzugehen: Sie glättet, stopft und kämmt. Kein Stück ist zu alt für eine zweite Runde.
Wir bügeln auch alles auf, wenn es nötig ist. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit.
Maria Conradi, Inhaberin
Seit mehr als 40 Jahren führt sie den Second-Hand-Laden. Es war der erste seiner Art, den es in Bremen gab. Fast von Anfang an dabei ist Margarethe Paskos. Sie weiß, was zu tun ist, wenn Kunden und Kundinnen ausrangierte Stücke bringen. Sie gehen direkt ins Geschäft. Zuerst taxiert Mitarbeiterin Paskos allerdings die Qualität der Ware und notiert alles feinsäuberlich auf der Karteikarte der Kunden. So wird ein geeigneter Preis für das Kleidungsstück ermittelt. Die Hälfte davon bekommen Kunde oder Kundin, wenn das Stück verkauft wird – die andere Hälfte behält der Laden.
Als Anfang der Siebziger die ersten Second-Hand-Läden in Deutschland aufmachten, stand ein ganz anderer Gedanke im Vordergrund. Ein günstiges Kostüm für die Konfirmation ihres Sohnes – das suchte auch Maria Conradi. Fand es in einem Second-Hand-Laden und stieg kurzerhand in das Geschäft mit ein. Mitte der Siebziger war das. Und die Kleiderständer in ihrem Geschäft füllten sich auf magische Weise.
Doch in Bremen war Second-Hand-Mode lange Zeit alles andere als angesagt. Erst Anfang der Achtziger änderte sich der Zeitgeist.
Wie einige sich geschämt haben. Wie einige rechts und links geguckt haben und dann ganz schnell reingelaufen sind.
Maria Conradi, Inhaberin
Vielleicht hat Maria Conradi ihr Geschäft all die Jahrzehnte halten können, weil sie Veränderungen zugelassen hat: Wenn Kunden nach einer Herrenabteilung fragen, dann schafft sie eine. Und wenn ihr Restbestände teurer Designer-Stücke angeboten werden, also Neuware, dann greift sie zu.
Nach mehr als 40 Jahren steht Maria Conradi noch immer täglich in ihrem Second-Hand-Geschäft. Sie ist das Herz des Ladens. Nun möchte sie das alles an ihre Nachfolgerin Kasia Hühnlein übergeben. Schritt für Schritt. Ein paar Dinge will Hühnlein erneuern: Eine Internetseite soll her, Fotos für Instagram. Das geht die selbstständige Werbedruckerin jetzt an.
Es ist momentan total angesagt, Second-Hand einzukaufen. Darum möchten wir auch junges Publikum anziehen. Daher brauchen wir auch Instagram und die Internetseite, die wir gerade gestalten.
Kasia Hühnlein, Nachfolgerin
Sogar auf diese Veränderung lässt sich Maria Conradi noch ein, schaut sich die Fotos an, gibt Ratschläge. Auch wenn ihr das Medium noch nicht ganz geheuer ist. Dabei hat die neue Conradi-Seite schon eine Kundin in den Laden gezogen. Es soll ein weicher Übergang in die nächste Generation werden, bis Maria Conradi ganz aufhört. Nach mehr als 40 Jahren.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 5. Januar 2023, 19:30 Uhr