Ohne Tombola kein Bürgerpark? So retten die Lose Bremens grüne Lunge
Ab sofort gehören wieder die rot-weißen Losbuden der Bürgerparktombola zum Bremer Stadtbild. Darum ist die Tradition für den Park inzwischen überlebenswichtig.
"Auf die Einnahmen der Tombola können wir nicht verzichten", sagt Tim Großmann vom Bürgerparkverein zur Tombola-Saison 2020. Immerhin machen die Einnahmen aus dem alljährlichen Losverkauf bis zu 15 Prozent des Gesamthaushalts von rund 2,5 Millionen Euro aus. "Wenn 250.000 bis 300.000 fehlten: Das wäre ein Schlag ins Kontor."
Die Tombola ist für uns lebenswichtig.
Tim Großmann, Bürgerparkverein Bremen
Insbesondere in Zeiten wie diesen, in denen der Klimawandel den Parkbetreibern mächtig Kopfzerbrechen bereitet. Rekorderlöse wie der des letzten Jahres in Höhe von 420.000 Euro werden da schnell anteilig von Sonderausgaben verschlungen.
Zwei Rekordsommer und ein trockener Winter dazwischen waren eine große Herausforderung. Diverse Mehrkosten sind die Folge: Sei es für die intensivere Wässerung der Bäume und Rhododendren, sei es für zusätzlich benötigtes Personal oder für Schäden, die entstehen, weil der Torfboden durch die Trockenheit stellenweise absackt. Rund 20 Bäume mussten aufgrund der letzten großen Hitzewelle gefällt werden. Wege mussten ausgebessert werden. "Das schleicht sich ganz schnell in den Haushalt hinein: Hier mal eine Kleinigkeit, da mal eine Kleinigkeit", so Parkdirektor Großmann.
Uns macht das mittlerweile ernsthaft Sorgen und wir sind sehr gespannt auf dieses Jahr, ob sich das wieder normalisiert oder ob das Normalität wird.
Tim Großmann, Bürgerparkverein Bremen
Kleinvieh macht auch Mist
Die Folgen der beiden ungewöhnlich heißen Sommer und der vergleichsweise milden Winter sind vielfältig und machen auch neue Logistik und Personalplanung notwendig. Die Kosten dafür gehen laut Großmann inzwischen in die Zehntausende. Die Saison fängt eher an und im Herbst dauern die Laubarbeiten länger, weil die Bäume das Laub länger behalten. Teile des Komposts konnten sonst im Winter bei Frost auf den Wiesen im Bürgerpark verteilt werden. "Jetzt müssen wir den im Sommer ausbringen. Dafür muss der Kompost aber zwischengelagert werden."
Finanzierung ist ein bunter Flickenteppich
Die Rekordeinnahmen aus der Tombola sind Teil eines filigranen Finanzierungsgeflechts. Fix sind die Pachten, die der Verein unter anderem durch Vermietungen beispielsweise der Gastronomie und der Minigolfanlage einnimmt. Geld fließt auch aus der Gräfin-Emma-Stiftung, deren Stiftungszweck der Erhalt des Parks ist. Auch die rund 2.700 Vereinsmitglieder leisten – buchstäblich – einen Beitrag zum Fortbestand. "Wir werben auch immer wieder Mittel aus anderen Stiftungen ein. Und wir werden immer mal wieder, relativ regelmäßig mit Nachlässen bedacht", so Großmann. Ebenso mit Einzelspenden – oft zu Geburtstagen und zu Todesfällen. Und nicht zu vergessen bringt die traditionelle Neujahrsspende Geld ein. Mit zuletzt über 260.000 Euro hat sie für den Gesamthaushalt in etwa die Größenordnung der Bürgerparktombola, die 1953 ins Leben gerufen wurde. "So sammeln wir das Geld im Laufe des Jahres zusammen und müssen zusehen, das wir am Ende des Jahres plus minus Null dastehen", bilanziert Großmann.
Schon seit seiner Entstehung 1866 finanzieren den Bürgerpark vor allem private Spenden. Die Initiative, um den Park überhaupt erst zu bauen, kam von Bremer Kaufleuten. Früher hieß der Verein "Verein zur Bewaldung der Bürgerweide" – und fasst damit ihre Initiative treffend zusammen.
Tombola-Erlös wird aufgeteilt
2017 wurden bei der Tombola zum ersten Mal über eine Million Euro Umsatz eingefahren, 2019 waren es schon knapp 1,2 Millionen Euro. Ein Teil dieses Umsatzes muss für die Kosten einkalkuliert werden, die die Tombola selbst verursacht: Personal muss bezahlt werden, Hütten gewartet und Teile der ausgelobten Gewinne zugekauft werden.
75 Prozent des Reinerlöses aus der Bürgerpark-Tombola kommt dem Bremer Bürgerpark zugute. Mit 25 Prozent werden jedes Jahr auch andere Einrichtungen unterstützt. In diesem Jahr sind das der Stadtgarten Vegesack, der Achterdiekpark und der Förderkreis Overnigelant, der sich um Parkpflege und öffentliche Kunstwerke in Oberneuland kümmert.
Die Tombola im Laufe der Geschichte
Tombola gehört schon zum Stadtbild
Bis zum Muttertag am 10. Mai werden an den traditionellen Standorten am Liebfrauenkirchhof, in der Sögestraße, im Hanseatenhof, der Obernstraße/ Höhe Pieperstraße, auf dem Ansgarikirchhof, neben der Bremischen Bürgerschaft sowie auf dem Bahnhofsvorplatz sowie in verschiedenen Einkaufscentern aus den rot-weißen Tombola-Buden heraus die Lose für 2 Euro pro Stück verkauft. Zusätzlich ist das "tombomobil" wieder unterwegs – auch im Speckgürtel.
Der Verein hofft bei der 66. Ausgabe der Aktion auf seine Stammkunden, die immerhin mehr als die Hälfte der Mitspieler ausmacht. 70 Prozent der Loskäufer kommen aus Bremen und etwa 20 Prozent aus dem Umland.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, 5. Februar 2020, 11:15 Uhr