Warum diese Bremer Buchhandlung nach 120 Jahren schließt

Schluss nach 120 Jahren: Darum schließt die Bremer Buchhandlung Leuwer

Bild: Radio Bremen

Mit Charme und Herz führte Angelika Plückebaum das Traditionsgeschäft am Wall in der Bremer Innenstadt. Nach 120 Jahren aber ist Schluss für die Buchhandlung Leuwer.

"Der schönste Beruf, den es gibt", so beschreibt Angelika Plückebaum ihre Arbeit als Buchhandlungsbesitzerin. 1984 haben Plückebaum und ihr Ehemann den Laden übernommen – damals von Werner Siebert. Er eröffnete 1962 das Geschäft am Wall. Davor war das Geschäft in der Obernstraße.

Im Jahr 1903 gründete Franz Leuwer die Buchhandlung. Er hat Bücher verkauft, verlegt und auch Kunsthandel betrieben. Als Franz starb früh, übernahm seine Frau Annie den Laden. Eine Jüdin, die 1933 das Geschäft nicht weiterführen durfte und schließlich von den Nazis ermordet wurde. Ihre Nachfahren hat Angelika Plückebaum zum 100-jährigen Jubiläum kennengelernt.

Das war schon bewegend, muss ich sagen. Eine Generation, die Bremen verlassen hat, die Bremen auch aus guten Gründen verlassen hat und nicht wieder zurückgekommen ist.

Angelika Plückebaum, Buchhändlerin

Die 120-jährige Buchhandlung hat sie fast 40 Jahre geführt. Nun ist Schluss, aber warum? "Alter, Lust, Laune. Ich habe einfach Lust, was Neues auszuprobieren. Ich glaube, dass ist der wichtigste Faktor", sagt sie. Ein weiterer Grund ist auch die schwierige Verkehrslage am Wall. Sie sei nicht so optimistisch, dass sich die Lage innerhalb der nächsten fünf Jahre verbessern werde. "Der Wall war für mich immer eine liebe Adresse, eine Weile haben wir auch Wall-Boulevard gesagt. Der Boulevard-Charakter fehlt mir jetzt".

Darum war die Buchhandlung so beliebt

Bücher in einer Buchhandlung
Aus einer riesigen Summe das richtige Buch für den Kunden auszuwählen ist für Frau Plückebaum wie Kunst. Bild: Radio Bremen

Ihre Liebe und Leidenschaft zu den Büchern teilt sie mit ihren Kundinnen und Kunden. Die Stammkundschaft von Angelika Plückebaum bringt ein Abschiedsgeschenk nach dem anderen: "Das ist eine Wertschätzung, mit der ich nicht gerechnet habe". Sie dachte nie, dass ihre Buchhandlung etwas so besonders sei.

"Da bin ich jetzt ein bisschen traurig, weil wir hier immer hergekommen sind. Es ist ein Buchladen mit Herz, mit Frau Plückebaum."

Stammkundin

So möchte Angelika Plückebaum das nächste Kapitel führen

Seit 40 Jahren war das Geschäft die Anlaufstelle für Reiseliteratur. Die Buchhändlerin selbst ist in der Zeit kein einziges Mal verreist. Schlimm findet sie das nicht. "Ich lese ja sehr viel und da bin ich heute mal in New York, nehmen wir morgen ein anderes Buch und ich bin in der Sahara und dann bin ich vielleicht ein paar Tage später in Neuseeland. Das ist die einfachste Form des Reisens." Bis Mitte Februar ist die Buchhandlung noch geöffnet und wie sie ihren Ruhestand verbringen will, hat sich auch schon geplant.

Was ich mir geschworen habe, meine Bestände, die ich zuhause habe, richtig in aller Ruhe zu lesen und nicht nur den Inhalt zu kennen.

Angelika Plückebaum, Buchhändlerin

Somit schließt sich das Kapitel Leuwer nach 120 Jahren von Angelika Plückebaum.

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Autorin

  • Maike Evers-Schmidt
    Maike Evers-Schmidt

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 1. Februar 2023, 19.30 Uhr