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LNG-Autofrachter feiert Bremerhaven-Premiere – das steckt dahinter

Der LNG-betriebene Autofrachter Indianapolis liegt im Bremerhavener Hafen
Bild: Radio Bremen | Dirk Bliedtner

In Bremerhaven gastiert ein beachtlicher Autofrachter: einer der ersten mit Flüssiggas-Antrieb. Darum ist der Antrittsbesuch besonders, der Treibstoff aber umstritten.

An große Schiffe ist man in Bremerhaven eigentlich gewöhnt. Auch an die riesigen Autofrachter, die täglich anlegen – sie sind zwar groß, aber nichts Besonderes. Das Schiff, das an der Kaje liegt, sticht dennoch hervor: Die "Indianapolis" der französischen Großreederei CMA CGM ist rund 200 Meter lang, kann 7.000 Fahrzeuge transportieren – und ist einer der ersten sogenannten "Roll on Roll off"-Autofrachter (Roro-Schiff) mit LNG-Antrieb, also mit Flüssiggas. Nun hat das Schiff seine Bremerhaven-Premiere gefeiert und wurde darum ganz offiziell am Liegeplatz im Hafen begrüßt.

Wie sah die Zeremonie für die "Indianapolis" aus?

Es war ein recht großer Bahnhof am Liegeplatz hinter dem Zolltor Roter Sand. Im Prinzip waren alle da, die mit dem Schiff zu tun haben. An der Kaje stand ein Zelt, drinnen blau-weiß-rote Deko und Häppchen. Die Geschäftsführerin von CMA CGM Deutschland, eine der weltgrößten Container-Reedereien, kam extra aus Hamburg. Denn mit der "Indianapolis" steigt die Reederei in den Autotransport und damit ein neues Geschäftsfeld ein.

Wir wollen uns diverser aufstellen und sehen einen Wachstumsmarkt im RoRo-Segment. Insofern wollen wir daran gerne partizipieren.

Mirja Nibbe, Geschäftsführerin CMA CGM Deutschland
Mehrere Personen in Warnwesten stehen vor einem Frachtschiff und präsentieren eine Plakette.
Die feierliche Plakettenübergabe soll die Verbundenheit zwischen Hafen und Schiff ausdrücken. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Ihre Jungfernreise hat die "Indianapolis" nach Bremerhaven geführt, in einen der weltweit größten Autohäfen. Bei der Gelegenheit bekam der Kapitän gleich an der Laderampe eine Plakette überreicht. Auch für Bremerhaven neu: Erstmals wurde vor Ort ein LNG-Schiff mit dem Treibstoff betankt, fachsprachlich bebunkert.

Wie läuft das Betanken eines solchen Schwergewichts ab?

In diesem Fall lag ein zweites Schiff mit LNG an Bord längs neben der riesigen "Indianapolis" und befüllte die Tanks – diese Prozedur kann bis zu elf Stunden dauern. Der Treibstoff reicht dann bis Singapur.

Für das Betanken gibt es Sicherheitskonzepte, die mit Feuerwehr und den Wasser- und Schifffahrtsämtern abgestimmt werden müssen. Denn bei Gas besteht eine erhöhte Explosionsgefahr. Um das Gas zu verflüssigen, muss es übrigens auf unter -160 Grad heruntergekühlt werden.

Mittel- bis langfristig soll es in Bremerhaven dann eine entsprechende Tankstelle für Schiffe geben, so Matthias Magnor, Vorstand des Hafenunternehmens BLG. Sie soll auf der Columbus-Halbinsel entstehen. Planungen laufen, wann die Tankstelle fertig wird, ist noch unklar.

Welchen Nutzen hat der Flüssiggas-Antrieb für den Klimaschutz?

Bisher haben noch sehr wenige Schiffe einen Flüssiggas-Antrieb, vor allem von der Größe der "Indianapolis". Die meisten Schiffe laufen mit Schweröl und erzeugen Abgase, CO2, Schadstoffe und Rußpartikel. LNG wiederum setzt zwar weniger CO2 und Schadstoffe frei. Es ist jedoch keinesfalls klimaneutral, kritisieren Umweltschützer. Denn das den Schiffen entweichende Methan hat laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) eine deutlich stärkere Klimawirkung als CO2. Für CMA CGM ist vorerst aber dennoch das Mittel der Wahl.

Es ist sicherlich nicht das Endziel, aber im Moment die beste Zwischen- oder temporäre Lösung für große Schiffe.

Mirja Nibbe, Geschäftsführerin CMA CGM Deutschland

Die Reederei will bis 2050 CO2-neutral sein. Das ist auch Ziel der UN-Schifffahrtsorganisation für Schifffahrt weltweit.

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Bild: Radio Bremen

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Autorinnen und Autoren

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 19. Februar 2024, 14:40 Uhr