"Ohne sie bin ich verloren": So hilft diese Bremerin Hasib als Vormund
Rund 150 Minderjährige warten in Bremen auf einen Vormund – meist sind das Geflüchtete. Gudrun Grote hat das Ehrenamt für Hasib übernommen. Er sagt: Ohne sie sei er verloren.
Hasib ist 2015 aus Afghanistan geflohen. Als er nach Deutschland kam, brauchte er Hilfe – und dann war Gudrun Grote aus Findorff da. Sie war für ihn die erste Ansprechpartnerin außerhalb seiner Unterkunft. Bis heute ist er dankbar für die Hilfe der 64-Jährigen.
Sie hat sehr, sehr mir geholfen. Bei allem. (...) Ohne sie wäre ich verloren.
Hasib, Geflüchteter
Die Bremerin wollte sich ehrenamtlich engagieren. Die Situation der Geflüchteten nahm sie sehr mit. Daraufhin hat sie über "Gemeinsam in Bremen" eine Anzeige geschaltet. Nachdem sich Hasibs Betreuerin bei Grote meldete, unternahmen die Bremerin und der Jugendliche regelmäßig etwas. Sein Vormund ist sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben
Mindestens einmal die Woche kochten sie zusammen, spielten und übten Deutsch. Grote ist für den Jugendlichen mittlerweile seine "deutsche Mutter". Bei normalen alltäglichen Aufgaben, wie Arztterminen, der Ausbildungssuche und der Suche nach einer Wohnung unterstützte sie ihn.
Wenn ich etwas brauche, hat sie sofort geschrieben: 'Da musst du hin, da musst du hin, mach das, das ist richtig, das ist falsch.' Sie hat mir den Weg gezeigt.
Hasib
Hasibs alter Amtsvormund war für ihn oftmals schlecht zu erreichen. Bei Grote sei das anders, sie sei immer erreichbar, sagt Hasib. Grote kannte den Jugendlichen schon gut, als Hasibs Betreuerin nach einiger Zeit fragte, ob sie Hasibs Vormund sein wolle – was Gudrun Grote bejahte.
"Man muss nicht alle Gesetze kennen oder alles wissen. Das ist gar nicht nötig. Aber hier geboren zu sein und hier aufgewachsen, das hilft enorm", erklärt Grote. Aber das Wichtigste für die Vormundschaft sei Offenheit.
Mentorenschaft als Vorlauf zur Vormundschaft
Wiebke Riedel vermittelt beim Verein Fluchtraum Bremen ehrenamtliche Vormundschaften. Als Vormund sei man verpflichtet, die Person einmal im Monat zu treffen. Kümmern müsse man sich um die Bereiche Gesundheit, Schule und Unterbringung, sowie Unterschriften leisten. Vor einer Vormundschaft beginnt der Kontakt zwischen Ehrenamtlichem und Jugendlichem per Mentorenschaft.
Man müsse als erstes ein Vertrauensverhältnis entwickeln, sagt Riedel. Beim Infogespräch zu Beginn im Fluchtraum wird geschaut, wer gut zu wem passen könnte und gleiche Erwartungen und Interessen hat. Nach der Probephase folgt ein Feedbackgespräch. Wenn es nicht passt, wird die Mentorenschaft beendet. Bleibt man Mentor, kann daraus eine Vormundschaft entstehen.
Was ich in den letzten Jahren als Vormund oder Mentorin über andere Kulturen, andere Mentalitäten gelernt hab, ist total spannend.
Gudrun Grote
Viel Arbeit sei das Ehrenamt laut Gudrun Grote nicht. Wieviel Engagement man zeigt, könne selbst entschieden werden. Sehr gute Beziehungen zwischen Ehrenamtlichen und den Jugendlichen, wie bei Grote und Hasib, bleiben zum Teil bis ins Erwachsenwerden bestehen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 28. Februar 2023, 17:20 Uhr