Branche in der Krise: Haben Bremer Unverpackt-Läden noch eine Zukunft?
Nach dem Hype um verpackungsloses Einkaufen müssen jetzt immer mehr Unverpackt-Läden schließen. Auch zwei Bremer Geschäfte kämpfen um ihre Existenz.
Im Unverpackt-Laden "Füllkorn" in der Kornstraße in der Bremer Neustadt geht trotz der Sommerferien alle paar Minuten die Ladentür auf und zu. Vor allem Stammkunden kommen an diesem Freitagnachmittag vorbei, befüllen ihre Gläser und Tupperdosen.
Also alles kriegt man nicht, ist natürlich eine Auswahl, wie in jedem Laden. Aber es gibt schon sehr viel, also man kann schon seinen Grundbedarf hier decken.
Stammkundin im Unverpackt-Laden "Füllkorn"
Ulf Sawatzki hat "Füllkorn" vor rund fünf Jahren gegründet. Aus Überzeugung. Dass die Branche in der Krise ist, spürt auch er. Nach Corona kamen die Inflation, der Krieg in der Ukraine und die gestiegenen Energiepreise. Das alles hat nicht nur zu mehr Sorgen und Ängsten bei den Menschen geführt, sondern auch dazu, dass die Umweltverschmutzung weniger Thema in den Medien war, meint Sawatzki.
Dann hat der Endverbraucher sich eben wieder auf alte Konsumweisen besonnen und dann haben die gemacht, was sie schon seit 20, 50 Jahren gemacht haben, nämlich beim Discounter einzukaufen. So vermute ich das. Also das Wegbleiben der Umweltthemen in den Medien, das ist ein ganz großer Teil, vermute ich, der dazu beiträgt, dass dieses Mindset nicht mehr so herrscht.
Ulf Sawatzki, Betreiber Unverpackt-Laden "Füllkorn"
Er komme dank vieler Stammkunden aber noch gut über die Runden. Und in den Ferien reagiert er auf die geringere Nachfrage mit kürzeren Öffnungszeiten.
Die gestiegenen Energiekosten machen den Ladenbesitzern zu schaffen
Ein paar Straßen weiter in der Rückertstraße in der Bremer Neustadt sieht es anders aus. Hier führt Myriam Caneva ihren Unverpackt-Laden "Lépicerie-Bio". In wenigen Wochen muss sie das Geschäft schließen – für immer. Sich das Scheitern einzugestehen, fiel der Ladenbesitzerin schwer.
Das war richtig schwer zu akzeptieren. Ein Jahr hat das gedauert. Die Realität war richtig ein Schock.
Myriam Caneva, Besitzerin Unverpackt-Laden "Lépicerie-Bio"
Gegründet hat Myriam Caneva fast gleichzeitig mit ihrem Kollegen Ulf Sawatzki. Anders als er hat sie den sinkenden Umsatz nicht so gut wegstecken können, auch weil ihre Miete deutlich gestiegen ist, ebenso wie die Kosten für Gas und Strom.
Und Caneva ist nicht die einzige, der es so geht. Laut Branchenverband Unverpackt e.V. mussten in diesem Jahr bereits 20 Unverpackt-Läden in Deutschland schließen, während im gleichen Zeitraum nur vier eröffnet haben.
Caneva will nach der Schließung ihres Ladens ihren Traum aber nicht aufgeben. Im Oktober eröffnet sie einen neuen Laden in Walle.
Ein Vorteil ist auch, dass es am neuen Standort keinen weiteren Unverpackt-Laden direkt um die Ecke gibt. Für zwei Läden dieser Art in einem Stadtteil sei der Markt noch nicht groß genug.
Die Ladenbesitzer wünschen sich mehr Unterstützung aus der Politik
Ulf Sawatzki von "Füllkorn" meint, es brauche mehr Unterstützung, auch aus der Politik, um mehr Menschen für unverpackte Waren zu begeistern. Zum Beispiel durch Subventionen für unverpackte Waren. Dann könnte er günstigere Preise anbieten und so noch mehr Menschen das unverpackte Einkaufen ermöglichen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 18. August 2023, 17:20 Uhr