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Warum kostet es 6.000 Euro, einen Baum in Bremen anzupflanzen?
Die Stadt Bremen hat vom Bund drei Millionen Euro bekommen, um 500 neue Bäume zu pflanzen – ein einzelner Baum kostet 6.000 Euro. Ist die Preis-Kalkulation Wucher oder fair?
Gerade im Sommer kann sich die Stadt richtig aufheizen. Eine Abkühlung im See oder wenigstens im Schatten der Bäume kommt vielen da gerade recht. Die Stadt Bremen will ab Herbst 500 neue Straßenbäume pflanzen. Die Mittel dafür stammen aus dem "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" vom Bundesumweltministerium und umfassen drei Millionen Euro. Ein einzelner Straßenbaum kostet in Bremen also 6.000 Euro.
Die Anschaffung lohnt sich aus Sicht des Bremer Umweltressorts durchaus. Schließlich seien Straßenbäume ein Gegenmittel gegen die Hitze in Städten. So könne sich Asphalt im Sommer auf 60 oder sogar 70 Grad Celsius aufheizen, sagt die Sprecherin des Bremer Umweltressorts, Ramona Schlee. Straßenbäume könnten diesen Effekt um bis zu 25 Grad Celsius abmildern.
Straßenbäume beschatten die Räume und geben Feuchtigkeit ab. So tragen sie zur Kühlung der Straßenräume erheblich bei.
Ramona Schlee, Sprecherin der Bremer Umweltsenatorin
"Den Einfluss von Stadt- und Straßenbäumen auf die Temperatur kann man sehr gut in der Stadtklimaanalyse sehen. Die Karten weisen in unbegrünten Gebieten an warmen und heißen Tagen deutlich höhere Temperaturen aus, als in begrünten", sagt Schlee.
Das zeigt die Klimaanalyse für Bremen:
Straßenbäume hätten zudem weitere positive Effekte, sagt die Sprecherin. Sie könnten Wasser aufnehmen, reinigten die Luft von Schadstoffen und verbesserten das Stadtbild.
Warum ist ein einzelner Baum so teuer?
Die Stadt ging nicht schon immer von drei Millionen Euro für 500 Bäume, also 6.000 Euro pro Baum, aus. Im Haushalt von 2020 waren nur 1,6 Millionen Euro für die doppelte Menge an Bäumen vorgesehen. Damals sei die mehrjährige Entwicklungspflege für junge Straßenbäume noch nicht mit in die Berechnung einbezogen worden, erklärt Schlee. 2021 pflanzte die Stadt mit den 1,6 Millionen dann 200 Straßenbäume und nochmal etwa genauso viele – günstigere – Bäume in Grünanlagen und auf dem Galopprennbahngelände.
Mittlerweile berechnet die Stadt die Kosten für einen Baum wie folgt: Um einen Straßenbaum zu pflanzen, muss eine Baustelle genehmigt, abgesperrt und eine Baumgrube ausgehoben werden, dabei muss womöglich auf Leitungen im Boden geachtet und diese durch Wurzelschutzmatten vor den Wurzeln des Baumes geschützt werden. Alleine diese Arbeitsschritte kosten laut der Stadt zusammengerechnet 3.562 Euro. Im Weiteren müsse der Baum dann gepflegt, bewässert und vor zu starker Sonneneinstrahlung und Kollisionen mit Autos geschützt werden. Die Pflege der neuen Bäume erstreckt sich in Bremen über mindestens fünf Jahre und ist im ersten Jahr besonders intensiv. Die Stadt veranschlagt dafür insgesamt 2.438 Euro. Die Gesamtkosten für einen einzelnen Baum betragen also genau 6.000 Euro.
Oldenburg und Hamburg rechnen mit niedrigeren Kosten
In Oldenburg geht man hingegen von nur 3.500 bis 4.000 Euro pro Straßenbaum aus. Allerdings berechnet man dort drei Jahre für die Pflege des Baumes und nicht fünf wie in Bremen. "Nach dieser Zeit ist der Baum sicher angewachsen und geht in die normale Unterhaltungspflege der Stadt über", sagt die Pressesprecherin der Stadt Oldenburg, Kim Vredenberg-Fastje. Doch selbst wenn man die Kosten für die zusätzlichen zwei Jahre Entwicklungspflege in Bremen abzieht, kostet ein Baum in der Hansestadt noch immer rund 1.000 Euro mehr als in Oldenburg.
Allerdings könnten Straßenbäume in Oldenburg auch bis zu 6.500 Euro kosten, räumt die Sprecherin ein. Dies sei aber nur der Fall, wenn für den Baum eine versiegelte Fläche aufgebrochen werden müsste. "In diesem Fall fallen zusätzliche Kosten für das Aufbrechen der Befestigung, den Aushub sowie die Entsorgung der Befestigung und des Unterbaus und den Bau neuer Einfassungen an", sagt Vredenberg-Fastje.
In Hamburg gibt die zuständige Umweltbehörde die durchschnittlichen Kosten für einen Straßenbaum mit 3.000 Euro an, allerdings könnten die Kosten bei aufwändigeren Pflanzungsgruben ebenfalls schnell bei 6.000 Euro liegen. Besonders bei Pflanzgruben mit einem durchwurzelbaren Substrat von 36 Kubikmetern steigen die Kosten laut Behörde nochmal deutlich an. Die Baumgruben in Bremen brauchen aufgrund der Anforderungen des Bundesministeriums eine Mindestgröße von 36 Kubikmetern. Allerdings könne laut einer Sprecherin des Ministeriums von dieser Angabe in begründeten Ausnahmefälle abgewichen werden. Das Umweltressort in Bremen plant derzeit mit Pflanzgruben von zwölf bis 36 Kubikmetern Größe.
Das Bundesumweltministerium ist über die höheren Ausgaben pro Baum in Bremen nicht verwundert. "Vergleichbare Erfahrungswerte aus den Kommunen kalkulierten im Durchschnitt mit Gesamtkosten von ca. 5.700 Euro pro Pflanzung", sagt eine Sprecherin. Als Beispiele nennt sie Dresden, München, Stuttgart und Leipzig. "Insofern bewegen sich die geplanten Kosten Bremens in einem angemessenen Rahmen."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 15. Mai 2024, 21 Uhr