Das Hurricane soll mit diesen 7 Maßnahmen umweltfreundlich werden
Das Hurricane Festival in Scheeßel sorgt für viel Spaß aber auch viel Belastung der Umwelt. Veranstalter und Besucher bemühen sich um mehr Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit und Festivals – das passt auf den ersten Blick nicht so richtig zusammen. Denn: Zehntausende reisen zum Hurricane Festival mit dem Auto an. Auf dem Gelände rund um die Sandrennbahn Eichenring in Scheeßel bleibt viel liegen. Die Besucherinnen und Besucher lassen Zelte zurück, Pavillons und Campingstühle gehen kaputt, zertretene Bier- und leere Ravioli-Dosen sammeln sich auf den Feldern. Und die großen Festivalbühnen? Sie werden durch Dieselaggregate mit Strom versorgt – für den immensen Stromverbrauch wird viel Brennstoff benötigt. Der Klima-Fußabdruck einer solchen Großveranstaltung kann nicht gut sein.
Mit der Problematik beschäftigt sich auch der Hamburger Veranstalter des Hurricane Festivals – das Unternehmen FKP Scorpio. "Wir, das Hurricane Festival, sind uns der Umweltauswirkungen der Aktivitäten zur Produktion einer Großveranstaltung und damit auch unserer Verantwortung innerhalb der Gesellschaft bewusst und möchten zeigen, was im Sinne der Nachhaltigkeit auf einem Festival möglich ist", heißt es von den Organisatoren.
Aber was genau unternimmt der Veranstalter, um die Großveranstaltung ökologisch verträglicher zu machen? Und was können die Besucher selbst tun? Wie kann eine nachhaltige Anreise oder gar die Festivalausrüstung aussehen? Ein Überblick:
1 Gebrauchte und gespendete Zelte
Zwei Organisationen arbeiten zusammen mit dem Veranstalter gegen die Wegwerf-Gesellschaft und die Liegenlassen-Mentalität an. Die Hamburger Organisation Hanseatic Help und die Beeke-Löwen aus Scheeßel sammeln nach dem Festival die Zelte, Schlafsäcke, Luftmatratzen oder Campingstühle ein, die liegen geblieben sind. Die Beeke-Löwen bereiten die Sachen zum Beispiel auf und verschenken sie gegen eine Spende im Jahr darauf – meistens in der Nähe des Bahnhofs. Das Geld ging bisher an das Kinder- und Jugendhospiz Löwenherz in Syke. Hanseatic Help reinigt alle brauchbaren Spenden und gibt sie an Obdachloseninitiativen weiter.
2 Lebensmittel retten
Die Initiative Foodsharing rettet auf dem Festival Lebensmittel, die sonst in der Tonne landen würden. Von Ravioli bis Toastbrot ist da alles dabei, was nicht verderblich oder angebrochen ist. Die Lebensmittel gehen dann an die Tafel. Ein weiterer Punkt: Auf dem Gelände gibt es nur Pfandbecher. Außerdem soll es in diesem Jahr zum ersten Mal neben dem Einweggeschirr an allen Ständen auch eine Mehrweg-Variante geben.
3 Nachhaltiger Anreisen
Ein großer Teil des CO2-Fußabdrucks eines Festivals entsteht durch die An- und Abreise. Nachhaltiger ist es, mit der Bahn nach Scheeßel zu kommen. 22 Prozent der Gäste reisten 2022 laut FKP Scorpio mit dem Metronom an. Und auch dieses Jahr rät die Polizei dazu, da es mehrere Baustellen und Umleitungen in der Umgebung gibt. Der Veranstalter und Metronom weisen jedoch darauf hin, dass das Hurricane-Ticket seit dem vergangenen Jahr selbst keine kostenfreie Bahnanreise mehr beinhaltet. Die Alternative ist also das 49-Euro-Ticket oder das Niedersachsen-Ticket. Scheeßel ist zudem Teil des HVV-Streckennetzes. In den Zügen sind Bollerwagen in diesem Jahr wieder erlaubt.
4 Taschen aus Bannern
Die riesigen Banner auf dem Festivalgelände werden mittlerweile an die Hamburger Marke BagUp gespendet. Das Unternehmen verwertet sie und näht daraus Taschen.
5 Der Plan gegen den Müll
Allein 1.000 Mülltonnen stehen auf dem Festivalgelände. Denn die erwarteten 78.000 Besucher produzieren tonnenweise Müll. Nachdem im vergangenen Jahr der Müllpfand abgeschafft wurde, setzt der Hurricane-Veranstalter auf die Aktion "Trasholution" – eine Art Müllchallenge mit sozialem Mehrwert. Jeder volle, zurückgebrachte Müllsack wird gezählt und löst eine Spende von einem Euro an soziale Projekte aus der Region des Festivals aus. Im vergangenen Jahr gaben die Besucher 7.000 Müllsäcke ab. Seit dem Jahr 2013 trennen die Organisatoren Plastik, seit 2019 gibt es eine Sortieranlage und gelbe Säcke.
6 Grüner Wohnen
Für umweltbewusste Festivalgäste gib es den Hurricane Park (Grüner Wohnen). In dem Bereich ist Ruhe, kein Müll und mehr Rücksicht angesagt. 2022 nahmen laut Veranstalter gut 30 Prozent der Besucherinnen und Besucher das Angebot an. Tendenz steigend.
7 Strom
Die großen Bühnen, die Sound- und Lichtanlagen werden immer noch mit Dieselaggregaten betrieben. Aber seit Jahren gibt es die Idee, eine Stromleitung zum Gelände zu legen. Dazu soll es bereits Gespräche mit der Kommune geben, im kommenden Jahr könnte es klappen. Das Produktionsbüro wird bereits mit Strom aus der Leitung versorgt.
Das war Hurricane 2022:
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 15. Juni 2023, 19:30 Uhr