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Barfuß durch den Alltag: Diese Tipps haben Bremer Experten

Ein Paar geht barfuß bei Regenwetter über Kopfsteinpflaster.
Bild: dpa | Jens Büttner

Barfußlaufen ist zwar generell gesund, aber nicht überall und für jeden empfehlenswert. Zwei Bremer Experten erklären, wann es sinnvoll ist und wo man aufpassen sollte.

Unsere Füße tragen uns durchs Leben – doch tun wir ihnen mit Schuhen wirklich einen Gefallen oder wäre es doch vielleicht besser, barfuß durchs Leben zu gehen? Zwei Bremer Experten klären auf, für wen Barfußlaufen geeignet ist, wann es Risiken birgt und warum Schuhe oft mehr schaden als nützen.

Ist Barfußlaufen gesund?

"Barfußlaufen ist gesund, schließlich sind die Füße dafür konzipiert", sagt Adrianus den Hertog, Chefarzt und Orthopäde an der Paracelsus-Klinik Bremen. Schuhe sind aus Sicht des Arztes viel zu häufig nicht an die Bedürfnisse unserer Füße angepasst: "Schuhe sind Gift für die Füße, weil sie in der Regel nicht passen. Schuhe sind nach modischen Gesichtspunkten konzipiert, insbesondere Frauenschuhe." Besonders im häuslichen Umfeld empfiehlt er daher, die Schuhe auszuziehen.

Portrait von Adrianus den Hertog, Chefarzt und Orthopäde an der Paracelsus-Klinik Bremen.
Adrianus den Hertog ist Chefarzt und Orthopäde an der Paracelsus-Klinik Bremen und weiß, wann Barfußlaufen gut ist und wann eher nicht. Bild: BVOU

"Durch die taktilen Reize (die Eindrücke, die über die Haut wahrgenommen werden, Anm. d. Red.) werden die kleinen Fußmuskeln gereizt und zur Aktivität angehalten. Da wo man es kann, ist Barfußlaufen also zu empfehlen", erklärt der Orthopäde. Auch Natalia Kraft, Podologin in der Bremer Neustadt, empfiehlt das Barfußlaufen: "Es ist von Vorteil, wenn man in Bewegung bleibt, das Blut bringt Nährstoffe und nimmt die Abfallstoffe mit." Als staatlich anerkannte Podologin ist Kraft auf Füße spezialisiert. Sie pflegt Menschen mit kranken Füßen und trägt so zu deren Genesung bei.

Sollte man in der Stadt Barfußlaufen?

Während beide Experten Barfußlaufen empfehlen, warnen sie davor, dass einfach in der Stadt zu tun. "Für den Alltag ist Barfußlaufen bei uns sehr ungewöhnlich und in der Stadt wohl auch nicht zu empfehlen. Unsere Füße sind nicht mehr daran gewöhnt, wir müssten erst mal zwei Zentimeter Hornhaut ausbilden. Außerdem schützen uns Schuhe gegen unangenehme Temperaturen und Gefahren", erklärt den Hertog. Kraft ergänzt: "In der Stadt gibt es viel Ablenkung, da achtet man nicht auf den Weg und ist sehr gefährdet, in einen Fremdkörper zu treten." Trotzdem hat sie eine Empfehlung für Bremerinnen und Bremer, wo man in der Stadt gut Barfußlaufen kann. "Bei Café Sand, da kann man gut im Sand laufen, so wird die Wahrnehmung angeregt", sagt sie.

Podologin Natalia Kraft im Portrait.
Natalia Kraft ist staatlich anerkannte Podologin in der Neustadt. Sie weiß, worauf es beim Barfuß-Laufen ankommt. Bild: privat

Sind Barfußschuhe eine gute Alternative zum Barfußlaufen?

Barfußschuhe können laut den Hertog eine interessante Alternative darstellen. "Barfußschuhe gehen auf eine Untersuchung von einem großen Hersteller von Sportschuhen zurück, wie man am effizientesten läuft. Das Ergebnis: Barfuß geht es am besten. Die Polsterung von normalen Schuhen nimmt Energie und hemmt die Performance", erläutert den Hertog. Barfußschuhe würden auch in der Stadt vor Verunreinigungen und Fremdkörpern schützen, sodass man auch draußen Barfußlaufen kann.

Unsere Hornhautschicht ist nicht dick genug für die Stadt. Deswegen sind Barfußschuhe sinnvoll.

Adrianus den Hertog, Chefarzt und Orthopäde an der Paracelsus-Klinik Bremen

Kann Barfußlaufen bei Erkrankungen helfen?

Bei manchen Erkrankungen kann es laut Kraft durchaus die Heilung unterstützen. Sie behandelt in ihrer Podologiepraxis Menschen mit Nervenproblemen an den Füßen, etwa infolge von Diabetes, Vergiftungen oder Chemotherapien. In diesen Fällen rät sie zwar zur Vorsicht, dennoch könne Barfußlaufen gerade bei diesen Erkrankungen helfen.

Wenn man den Boden spürt, gibt einem das Sicherheit in der Bewegung und gerade die fehlt vielen mit kranken Füßen.

Natalia Kraft, staatlich anerkannte Podologin

Dennoch gibt es Risiken, die nicht unterschätzt werden sollten. "Menschen mit einem diabetischen Fuß müssen aufpassen, das nur an sicheren Orten zu tun. Bei Diabetikern ist die Haut sehr dünn, sodass schon kleine raue Krümelchen zu Verletzungen führen können. Ein typisches Beispiel wäre das Katzenstreu vom Katzenklo", warnt Kraft. Besonders problematisch kann es für Menschen mit neuropathischen Füßen, also nervengeschädigten Füßen werden, da sie nicht immer Schmerzen wahrnehmen: "Wer einen neuropathischen Fuß hat, spürt durch das Barfußlaufen wieder mehr. Ist die Oberfläche rau, glatt, weich, kühl oder warm? Gefährlich ist dabei nur, dass auch extreme Zustände kaum spürbar sein können. Eine Patientin hatte mal einen Nagel im Fuß und das kaum gespürt. Wenn man solche Gefahren meidet, ist das Barfußlaufen aber eine gute Aktivierung."

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Autor

  • Lukas Scharfenberger
    Lukas Scharfenberger Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 8. Februar 2024, 19.30 Uhr