Außenministerin Annalena Baerbock: So wurde sie zum Werder-Fan
Sie ist Deutschlands oberste Diplomatin: Annalena Baerbock. Bei 3nach9 gibt sie auch Einblicke in ihr Privatleben – und sagt, für welche Fußballvereine ihr Herz schlägt
Als erste Außenministerin in der Geschichte der Bundesrepublik ist Annalena Baerbock (Grüne) nun, nach zwei Jahren Regierungszeit, schon krisenerprobt. Russlands Angriff auf die Ukraine begann wenige Wochen nach ihrem Amtsantritt. Heikel ging es auf der Weltbühne auch in der Folge weiter. Jüngstes Beispiel dafür ist die Situation im Nahen Osten.
Bei 3nach9 verrät die Politikerin einige diplomatische Kniffe, sie spricht darüber, wie sie Werder-Fan geworden ist – und woher sie die Zeit nimmt, neben der Arbeit noch einen Adventskalender für ihre Kinder zu basteln.
1 Annalena Baerbock ist Werder-Fan – zumindest bei den Männern
In ihrer Studienzeit in Hamburg ist sie eigentlich St. Pauli-Fan gewesen, verrät Außenministerin Baerbock. Dem Hausfrieden zuliebe ist die Grünen-Politikerin dann konvertiert: "Mein Mann hat mich zu Werder Bremen geführt." Auch die Kinder waren dann von Tag eins mit dabei: "Da war der Werder-Strampler auch schon mit auf dem Geschenketisch."
Allerdings schlägt Baerbocks Fußball-Herz nicht ausschließlich für Werder. Obwohl die Grün-Weißen selbst auch ein Team haben, das in der Frauen-Bundesliga spielt, hat Annalena Baerbock beim Frauenfußball einen anderen Favoriten: "Ich lebe seit Langem in Potsdam – und deswegen natürlich Turbine Potsdam." Obwohl das Team gerade in die 2. Liga abgestiegen ist, bleibt Baerbock Fan.
Das eint Sport und Politik: Man weiß, es geht manchmal bergauf und manchmal auch wieder bergab.
Annalena Baerbock (Grüne), Bundesaußenministerin
Baerbock selbst hat früher auch Fußball gespielt, allerdings weniger erfolgreich. "Leider hat es nicht über die Bezirksliga hinaus gereicht, ich habe ja eine andere Sportart gewählt, da war ich etwas erfolgreicher." Ihre Cousine brauchte Mitspielerinnen, als sie irgendwann zu alt war, um weiter mit den Jungs zu kicken. "Und dann wurde die ganze Familie mitverpflichtet, damit es genug sind, dass dann die Mädchenmannschaft gegründet werden konnte." So kam Baerbock zum Fußball, obwohl sie selbst deutlich erfolgreicher als Trampolinspringerin war.
2 Mit diesem diplomatischen Trick kann Baerbock eine Schwäche kaschieren
"Namen merken ist nicht meine Stärke", gibt Baerbock zu. Aber da kommen ihr die Gepflogenheiten in der Diplomatie durchaus entgegen: "In meinem Job kann man ganz oft sagen 'Your Excellency' (übersetzt: Eure Exzellenz, d. Red.). Das hilft dann, wenn man die Namen nicht so parat hat." Gesichter könne sie sich dagegen sehr gut merken, sagt die Politikerin.
3 Schlagfertigkeit – wichtig auf internationalem Parkett
Der russische Außenminister Sergej Lawrow wollte Baerbock, die erst kurz im Amt war, mit Wodka abfüllen – während eines Gesprächs zur Mittagszeit. "Wodka am Mittag? Ist das ein Härtetest? Ich habe zwei Kinder geboren", so reagierte die Außenministerin damals spontan auf Lawrow. Zwar habe sich Baerbock mit ihren Diplomatinnen und Diplomaten genau auf das Gespräch vorbereitet, manche Situationen könne man aber nicht üben.
Ein bisschen bin ich ja auch schon in der Politik – und gerade die Rolle zwischen Männern und Frauen kenne ich auch immer mal wieder. Dass im Zweifel gar nicht die Angriffe auf einer fachlichen Ebene kommen, sondern dass es manchmal andere Situationen sind, darauf kann einen kein anderer Diplomat vorbereiten.
Annalena Baerbock (Grüne), Bundesaußenministerin
Eine gewisse Schlagfertigkeit gehöre auch zur Außenpolitik dazu: "In der Machtpolitik – und erst recht in solchen Extremsituationen, wo wir kurz vor einem brutalen Angriffskrieg standen, da agieren Leute sicherlich noch mal anders." Baerbock habe danach auch mit männlichen Amtskollegen gesprochen, die von ähnlichen Situationen berichtet haben. "Solche Machtinstrumente werden bewusst genutzt, um auszutesten, ob man Leute verunsichern kann", sagt Annalena Baerbock.
4 Job der Außenministerin: Reden, egal mit wem
Baerbocks Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: "Ja, als Außenministerin muss man im Zweifel mit jedem und mit jeder reden können." Reden bedeute dabei nicht, dass man sich gegenseitig bestätigt, "der Job einer Außenministerin, gerade in diesen Krisenzeiten, ist aus meiner Sicht, dass man gerade mit denen sehr viel redet, die Dinge anders sehen." In Krisen, wie beispielsweise aktuell im Nahen Osten, gehe es nicht darum, sich gegenseitig zu bestärken, "sondern es geht darum, dass man mit denen im Gespräch ist, die für den Frieden gebraucht werden."
Diese Gespräche müssen Vertrauen bilden, um dann eine Lösung zu finden: "Dann ist es entscheidend, mit denen zu versuchen, für Frieden zu arbeiten, wo man das Vertrauen hat, dass sie auch am Frieden interessiert sind." Mit anderen Ländern, denen man kein Stück vertrauen könne, müsse man im Zweifel auch reden, "aber dann muss man sich auch klar machen, dass man nicht naiv sein darf", erklärt die Außenministerin.
5 Adventskalender für die Kinder basteln – notfalls mitternachts
Wann Baerbock wieder Zeit hat, Plätzchen mit ihren Kindern zu backen, kann die Politikerin zwar nicht sagen. Aber eine Sache muss sie in der Vorweihnachtszeit trotzdem für ihre Kinder tun: "Ich habe gestern mitten in der Nacht den Adventskalender fertig gemacht, als ich aus Skopje zurück gekommen bin." Selbst, wenn es schon Mitternacht ist, "manche Traditionen sind mir total wichtig", sagt Baerbock.
Für ihren Mann bastelt Baerbock aber keinen Adventskalender mehr, gibt sie zu: "Alle, die Kinder haben, wissen: Am Anfang einer Beziehung bastelt man auch noch Adventskalender für seinen Partner oder die Partnerin und dann ist man froh, wenn man es für seine zwei Kinder hinbekommen hat."
Dieses Thema im Programm: 3 nach 9, 1. Dezember 2023, 22 Uhr