Wie Bremen und Bremerhaven das Autoposer-Problem lösen wollen
Zu viel Lärm, zu viel Gefahr: Was die Politik gegen Autoposer und Raser macht – und was sie plant.
Welche Perspektive sieht die Stadt Bremen im Kampf gegen Raser und Poser?
In der Antwort des Senats vom 11. Juni 2024 auf eine kleine Anfrage der CDU-Fraktion mit dem Titel "Raser und Auto-Poser in der Überseestadt, im Viertel und Tenever – gekommen, um zu bleiben?" heißt es, es gebe eine unregelmäßige Beschwerdelage von Anwohnenden, je nach Jahreszeit und Wetter.
Allerdings gab es dieses Jahr beispielsweise im Zusammenhang mit dem Kommodore-Johnsen-Boulevard bis Mitte Mai schon mehr Beschwerden an die Polizei als jeweils in den beiden Jahren zuvor.
Kontrollgruppe kann nicht eingesetzt werden
Es gibt eine spezielle Kontrollgruppe, die allerdings wegen Personalmangels diesen Sommer nicht eingesetzt werden kann. Trotzdem gibt es Geschwindigkeitskontrollen und es sind Zivilfahrzeuge zur Bekämpfung der Raser- und Poser-Szene im Einsatz. Der Senat stellt aber klar: "Allein mit Kontrollmaßnahmen kann das Problem jedoch nicht gelöst werden." Einen Lösungsvorschlag beinhaltet das acht Seiten starke Papier nicht. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) steht für ein Interview aktuell nicht zur Verfügung.
Die Polizei teilt auf Anfrage von buten un binnen mit, dass vor allem Geschwindigkeits- und Verkehrskontrollen das Mittel der Wahl gegen Autoposer und Raser sind. Seit Mitte Juni kommt auch ein neuer, eigenständig arbeitender Blitzanhänger im Bremer Stadtgebiet zum Einsatz. Für Lärmblitzer, die die Beweisführung bei zu lautem Krach übernehmen könnten, seien noch nicht alle technischen und rechtlichen Fragen geklärt. Wegen zulässiger Sport- und Klappenauspuff-Anlagen müsse der Gesetzgeber engere Grenzen ziehen, um für mehr Ruhe zu sorgen. Nach Angaben der Pressestelle der Polizei führen die kontinuierlichen Kontrollen regelmäßig zu Erfolgen, ziehen Fahrverbote und Geldbußen von bis zu 1.000 Euro nach sich.
Was tut sich in der Stadt Bremen in Sachen Widerstand gegen Autoposer?
Aktuell haben Menschen aus der Bremer Überseestadt eine Petition gestartet, damit Politiker das Lärm-Problem ernst nehmen und lösen. Sie sind enttäuscht, dass sie nicht ruhig schlafen können und dass seit Jahren nichts passiere, vor allem keine baulichen Maßnahmen geprüft werden, um das Rasen dort unmöglich zu machen. Einige Anwohner sind deshalb schon weggezogen.
Wie groß ist das Autoposer- und Raserproblem in Bremerhaven aktuell?
Im Fokus stehen die Straße und der Parkplatz vor dem Zoo am Meer in Bremerhaven. Weil rund um die Bremerhavener Stadthalle seit einiger Zeit die Kennzeichen erfasst werden, passiert an dem Treffpunkt fast nichts. Autoposer versammeln sich sehr oft auf dem Parkplatz am Neuen Hafen. So lange sich die überwiegend 18- bis 25-Jährigen korrekt verhalten, führt das zu keinen Problemen.
Doch insbesondere am Wochenende kommt es immer wieder zu Beschwerden wegen lauter Musik und aufheulenden Motoren. So viele Anzeigen wie in diesem Jahr gab es in den vergangenen zwei Jahren nicht, sagt ein Polizeisprecher. Erst letzte Woche endete ein illegales Autorennen in Bremerhaven-Geestemünde mit Blechschaden und Verletzten.
Welche Vergehen werden verübt?
Neben Ruhestörung kommt es vor allem zu drei Arten von verbotenen Tatbeständen, sagt Jens Ammermann von der Polizei Bremerhaven: Zum einen sind es Gefährdungsdelikte, also die Gefährdung des Straßenverkehrs wie verbotene Autorennen. Zudem gibt es Verstöße gegen Ausrüstungsvorschriften. Der dritte Punkt sind Umweltdelikte.
Unnötiges Hin- und Herfahren ist eine Ordnungswidrigkeit.
Jens Ammermann, Polizei Bremerhaven
Welche Maßnahmen setzt Bremerhaven um und welche sind geplant?
Damit insbesondere die Tiere im Zoo am Meer nicht ständig erschrecken, wenn Autofahrer auf der Straße davor beschleunigen, sind dort bereits runde, etwa tellergroße Metallhuppel installiert worden. Die Straße soll im hinteren Teil außerdem durch entsprechende Verkehrsschilder von 22 bis 6 Uhr gesperrt werden.
Weiter soll es für den Parkplatz bald auch eine automatische Kennzeichenerfassung geben. Außerdem behalten das Ordnungsamt und die Polizei den Parkplatz und die umliegenden Straßen besonders im Blick und verstärken die Kontrollen. Außerdem wird geprüft, ob ein Bereich geschaffen werden kann, wo sich junge Menschen mit ihren Autos und Motorrädern treffen können, ohne tierische oder menschliche Anwohner zu stören.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. August 2024, 19.30 Uhr