Immer mehr Menschen in Not: Bremer Hilfsorganisationen schlagen Alarm
Obdachlosigkeit, Drogen, Altersarmut: Immer mehr Menschen in Bremen leiden Not. Das sagen Initiativen wie die Innere Mission. Sie fordern Hilfe aus Politik und Gesellschaft.
Ob Johanniter, Kirchengemeinden, Stiftungen oder private Initiativen: Nahezu alle, die in Bremen Hilfen für arme Menschen anbieten, haben einen zuletzt drastisch gestiegenen Zulauf beobachtet. Die Bandbreite derer, die auf Lebensmittelspenden oder andere Hilfen angewiesen sind, reicht von Studierenden über Flüchtlinge, alte Menschen und Alleinerziehende bis hin zu immer mehr Drogensüchtigen.
Das haben Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 24 Bremer Hilfsorganisationen am Mittwoch bei einem Treffen ihres Netzwerks im CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) erklärt. Dazu gehören unter anderem die Innere Mission, die Bremer Tafel, die Bremer Suppenengel, die Diakonie Bremen und die Ambulante Suchthilfe.
Wöchentlich erreicht das Netzwerk 3.000 Menschen
Sie fordern mehr Hilfe aus Politik und Gesellschaft sowie mehr Akzeptanz für arme Menschen. Zudem hoffen sie auf noch mehr ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, da die vorhandenen aufgrund des immer weiterwachsenden Andrangs Hilfsbedürftiger überlastet seien. "Wir werden überrannt", sagte etwa Stephan Klimm, Pastor der Evenangelischen Kirchengemeine Horn und einer der Initiatoren des Netzwerks.
Im Jahr 2023 habe das Netzwerk mehr als 600.000 Euro an Sachmitteln und knapp 40.000 ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden aufgewendet, um Bedürftige mit dem Nötigsten zu versorgen. Wöchentlich erreiche das Netzwerk rund 3.000 Menschen mit Hilfebedarf. Tendenzielle würden es immer mehr.
Wir als Netzwerk rufen um Hilfe.
Stephan Klimm, Pastor der Evenangelischen Kirchengemeine Horn
Mit den Drogen nimmt die Gewalt zu
Darüber hinaus stellten mehrere Initiativen im weiteren Verlauf des Netzwerkstreffens übereinstimmend fest, dass die freiwilligen Helferinnen und Helfer etwa bei Essensausgaben immer öfter Beschimpfungen und Gewalt ausgesetzt seien. Das hänge vor allem damit zusammen, dass immer mehr Hilfsbedürftige unter Drogen, insbesondere unter Crack stünden.
Kurzfristig stellten sich zudem viele Hilfsorganisationen die Frage: "Wie kommen wir gut über den Winter?", so Klimm weiter. Denn es fehle an Schutzräumen für Obdachlose in Bremen. Die Gesellschaft müsse verhindern, dass Menschen auf der Straße in der Kälte sterben.
"Wir löschen Brände. Aber eine Lösung fehlt."
Karin Altenfelder, Vorständin des Diakonischen Werks Bremen, forderte eine Gesamtstrategie von Politik und Gesellschaft im Kampf gegen die Armut: "Wir löschen Brände. Aber eine Lösung fehlt", sagte sie. Konkret kritisierte sie zudem den Mangel an bezahlbaren Wohnungen in Bremen sowie das Fehlen eines Drogenkonsumraums.
Die Politik müsse die zunehmende Armut in Bremen genau analysieren. Es seien nachhaltige Konzepte vonnöten, die verhinderten, dass immer noch mehr Menschen in Not gerieten. Die Hilfsorganisationen bräuchten nicht nur mehr finanzielle Unterstützung, sondern auch Anerkennung: "Viele vermissen Wertschätzung", so Altenfelder.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 4. Dezember 2024, 19.30 Uhr