Infografik
Rund um den Apfel: Was genau macht ein Pomologe?
Äpfel sind süß, lecker und gesund – und fallen in das Aufgabengebiet von Pomologen. Was das für Experten sind und was für heimische Apfelsorten es in der Region gibt, erklären wir.
Allein in Deutschland gibt es rund 2.000 Apfelsorten. Mit der zunehmenden Ökonomisierung des Obstanbaus scheint es aber, als würden die alten Obstsorten nach und nach von den Wiesen verschwinden. In der Pomologie – so wird die Obstbaukunde in der Fachsprache genannt – beschäftigt man sich mit der Bestimmung von verschiedenen Obstsorten und -arten.
Was genau macht eigentlich ein Pomologe?
Pomologen sind Obstbaumkundler. Sie suchen, bestimmen und beobachten unterschiedliche Obstsorten. Die Anfänge dieser Lehre gehen zurück bis ins 18. Jahrhundert. Während man sich in den Anfangszeiten der Pomologie neben der Bestimmung vor allem auch mit der Züchtung und Namensgebung von Sorten beschäftigt hat, geht es heute eher um die Identifizierung und den Erhalt von bedrohten Obstsorten.
Wie läuft so eine Artenbestimmung ab?
Häufig ergeben sich die Artenbestimmungen auf regionalen Veranstaltungen wie zum Beispiel dem "Apfelfest", das der BUND Bremen am 22. September beim Café Sand veranstaltet. Denn eine genaue Bestimmung funktioniert nur in Natura, wie Pomologe Michael Schulz aus Langwedel im Gespräch mit Bremen Zwei erklärt: "Zur Bestimmung benötigt man in jedem Fall alle Sinne. Den Apfel muss man in der Hand haben. Man muss ihn riechen. Die Schale ist mal rau, mal glatt." Ein Foto allein würde nicht ausreichen.
Wichtig: Der Apfel sollte nicht von Wurmlöchern durchzogen sein. Der Stiel muss noch an der Frucht haften. Der Pomologen-Verein rät, die Früchte erst unmittelbar vor ihrer Bestimmung zu ernten, damit man den Eigengeruch der Frucht gut wahrnehmen kann. Um den Geruch nicht zu verfälschen, sollten die Früchte außerdem in einer Papiertüte oder einem Körbchen transportiert werden. Notwendig ist auch, mehr als eine Frucht mitzubringen, um die Sorte zweifelsfrei einschätzen zu können.
In den Supermärkten sind die meisten Früchte das ganze Jahr über verfügbar. Was macht die heimischen Sorten im Vergleich zu importierten Früchten aus?
Für den Pomologen Michael Schulz ist der Geschmack ein wesentlicher Unterschied: "Die Apfelsorten, die es im Supermarkt zu kaufen gibt, sind meiner Meinung nach im Geschmack auch alle sehr ähnlich. Süßlich, lieblich, weichgespült." Diese Geschmacksnoten spiegeln nicht die Vielfalt wieder, die Äpfel eigentlich zu bieten hätten: "Es gibt nicht nur optisch eine größere Vielfalt unter den alten Sorten, sondern auch geschmacklich. […]. Nicht alle alten Sorten sind gleich lecker. Aber auf jeden Fall gibt es mehr Charakter-Sorten und somit eben auch Äpfel, die eine herbe Note oder eine gewisse Säure haben. Die auch mal ein bisschen eigen im Geschmack sind", sagt Schulz.
Weshalb ist das Bewahren von alten Apfelsorten wichtig?
In den Supermärkten werden hauptsächlich Sorten angeboten, die marktwirtschaftlich gesehen besonders lukrativ sind. Diese Sorten sind in Sachen Geschmack und Größe ziemlich einheitlich – aber eben auch anfälliger für Krankheiten, Schädlinge und Frost. Alte Sorten hingegen sind robust und durch ihr "Alter" besser an die regionalen Standortbedingungen angepasst. Um die Züchtung von neuen Sorten voranzutreiben, die den Klima- und Umweltbedingungen der heutigen Zeit trotzen können, benötigt man als Basis alte Sorten.
Welche Sorten sind besonders gesund?
Grundsätzlich enthalten Äpfel viele wichtige Nährstoffe wie Vitamin C, Kalzium, Kalium und Folsäure. Polyphenole wirken sich unterstützend auf die Verdauung aus, wirken gegen Bluthochdruck und senken das Risiko für Demenz. Der Nährstoffgehalt der Frucht variiert dabei tatsächlich je nach Sorte. Alte Apfelsorten enthalten oft zum Beispiel mehr Polyphenole als die modernen Sorten aus dem Supermarkt. Das macht sie allerdings auch deutlich säuerlicher im Geschmack.
Diese Nährstoffe stecken pro 100 Gramm in einem Apfel
Welche alten Bremer Apfelsorten gibt es und wo kann ich sie finden?
Obwohl er "Berliner" genannt wird, ist er ein Original aus der Region: Um 1900 wurde der "Berliner" dem BUND Bremen zufolge von der Baumschule Döpken bekannt gemacht. Die Apfelsorte gilt als robust und kann unabhängig vom Grundwasserspiegel gedeihen. Der Name des "Bremer Doodapfel" wiederum leitet sich vom plattdeutschen Begriff "dood" (Hochdeutsch: tief) ab. Er wird deshalb so genannt, weil die Kelchgrube – also die Kuhle, die sich um den Apfelstiel bildet – bei dieser Sorte verhältnismäßig tief sitzt. Die genaue Herkunft ist nicht bekannt, die Sorte war aber schon vor 1850 in der Bremer Region verbreitet. Er gilt als wachstumsstark, blüht allerdings auch früh und ist dadurch anfälliger für späten Frost.
Auch der "Uphuser Tietjenapfel" gilt als starkwachsend, ist aber eine Herbstsorte. Er stammt dem BUND Bremen zufolge aus dem Garten einer Dorfschule. Ein Lehrer hat die Sorte gemeinsam mit seinen Schülern entdeckt und weitere Bäume im Schulgarten gepflanzt. Von dort aus sei der Apfel in die Gärten der Region Uphusen-Mahndorf gelangt, wo er bis heute zu finden ist. Wer alte Sorten aus der Bremer Region probieren möchte, findet sie in der Regel auf den Bremer Wochen- und Ökomärkten.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 03.09.2024, 14:10 Uhr