Keine antisemitischen Übergriffe an Bremer Schulen gemeldet
Die Bremer CDU wollte wissen, ob durch den Krieg in Nahost antisemitische Übergriffe zugenommen haben. Das ist nicht der Fall, aber es gab eine Kündigung und eine Bombendrohung.
An den Schulen in Bremen und Bremerhaven sind bisher keine antisemitischen Übergriffe bekannt geworden. Das geht aus einer Antwort der Bildungsbehörde auf eine Anfrage der CDU hervor. Die CDU wollte wissen, ob antisemitische Straftaten an Bremens Schulen zuletzt zugenommen haben, und was die Schulen gegen Judenfeindlichkeit unternehmen.
In aktuellen Bericht wurden in Bremen nach dem Überfall der Hamas auf Israel allerdings zwei andere Vorfälle gemeldet: In einem Fall hatte der Betreiber eines Schulkiosks eine Palästina-Fahne und Wimpel am Kiosk aufgehängt. Weil ihm das untersagt wurde, beendete er die Zusammenarbeit mit der Schule von sich aus.
Bombendrohung gegen "Ungläubige"
An einer anderen Schule ging eine anonyme Bombendrohung per E-Mail gegen "Ungläubige" ein. Das sei nicht als ausschließlich antisemitisch einzustufen, so die Behörde. Die Polizei maß dem Schreiben keine Ernsthaftigkeit bei. Dem Schulamt Bremerhaven wurden gar keine Ereignisse mit offenkundig antisemitischem Hintergrund gemeldet. Sollten Vorkommnisse auftreten, sind die Schulen laut Behörde vorbereitet. Für Betroffene gebe es Ansprechpersonen. Und die Lehrer und Lehrerinnen seien angehalten den aktuellen Nahostkonflikt im Unterricht zu thematisieren.
Schüler haben unterschiedlichen Informationsbedarf
Wer "Überfall Hamas auf Israel" in eine Suchmaschine tippt, stößt auf ein großes Angebot an Beiträgen der Bundeszentrale für politische Bildung für den Schulunterricht. Tatsächlich gibt es unter Bremens Schülerinnen und Schülern offenkundig sehr unterschiedliche Bedürfnisse, Kenntnisse und Gefühle im Zusammenhang mit dem Nahen Osten, wie unsere Mini-Befragung unter Siebt- und Achtklässlern aus drei Bremer Schulen zeigt. "Ich würde gerne mehr wissen", sagt der eine Schüler. "Nein, ich hab' keine Fragen dazu. Ich finde es nur schade, dass es so was gibt", sagt ein anderer. "Das ist ein unnötiger Streit, den die da machen", so eine dritte Meinung.
Doch so unterschiedlich sich die Schülerinnen und Schüler zum Krieg in Nahost auch äußern mögen, zeigt sich Claudia Froböse doch zuversichtlich dahingehend, dass Bremens Politiklehrkräfte inhaltlich wie didaktisch sehr gut mit den aktuellen Geschehnissen umgehen können. Froböse arbeitet beim Bremer Landesinstitut für Schule und ist dort Referentin für Politische Bildung. Gleichwohl räumt sie ein, dass die Lehrkräfte vor einer sehr herausfordernden Aufgabe stehen.
Es ist Krieg, es sind Opfer, es sind Gewaltvideos zu sehen. Dass das natürlich zu Ängsten, zu Sorgen führt, ist ja völlig klar.
Claudia Froböse, Landesinstitut für Schule
Besonnenheit gefragt
Gerade die jüdischen Menschen hätten mit extremen Ängsten zu kämpfen. Besonders problematisch sieht Froböse die offene Ankündigung der Hamas, Israel auslöschen zu wollen. Neben fachlichen Fortbildungen zum auf Israel bezogenen Antisemitismus gibt es künftig daher auch eine digitale Sprechstunde mit Fachleuten. Hier können Lehrkräfte loswerden, was sie im Zusammenhang mit dem Krieg in Israel bewegt und Tipps für mögliche Unterrichtsszenarien oder Gesprächsanlässe bekommen.
Grundsätzlich rät Froböse, so verheerend die Kämpfe in Nahost auch sein mögen, zu einem besonnenen Umgang damit an Bremens Schulen. Schulen böten die Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich mit den Sorgen aller zu befassen. "Wir haben hier so viele Menschen, die angegriffen werden, die diskriminiert werden. Dazu gehören Muslime, jüdische Menschen, alle möglichen, das ist unser Hauptthema: Dass wir zusammengewachsen sind und unsere Freiheit, unsere Demokratie nutzen, um miteinander eine friedliche und gemeinsame Gesellschaft zu gestalten", fasst Froböse zusammen.
Neue Zahlen zu antisemitischen Straftaten an Schulen?
Inwiefern dieses friedliche Miteinander derzeit den Schülerinnen und Schülern an Bremens Schulen glückt – darüber könnte die Antwort des Bremer Senats auf eine Berichtsbitte der CDU in der Bildungsdeputation Aufschluss geben.
Die CDU um Bildungspolitikerin Yvonne Averwerser möchte unter anderem wissen, ob es auch in Bremen, wie etwa in Berlin, infolge des Hamas-Überfalls auf Israel vom 7. Oktober zu antisemitischen Straftaten an den Schulen gekommen ist. Auch fragt die Union, wie "die jüngste Eskalation des Nahostkonflikts grundsätzlich im Unterricht der öffentlichen Schulen im Land Bremen aufgearbeitet" wird.
An der Antwort auf diese Frage hat das Bildungsressort nach eigenen Angaben am Montag noch gearbeitet.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Mittag, 21. November 2023, 12 Uhr