Interview

So will Bremens Gesundheitssenatorin den Ärztemangel bekämpfen

Das plant Bremen für eine bessere Gesundheitsversorgung

Bild: dpa/Jens Büttner

Besonders in ärmeren Stadtteilen gibt es zu wenig Ärzte in Bremen. Das Gesundheitsressort möchte nun selbst tätig werden und Ärzte-Zentren in diesen Stadtteilen aufbauen.

Die Ärzte können sich auf die Patienten konzentrieren. Den lästigen Papierkram erledigen andere. So lautet die Idee von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) für kommunale Ärzte-Zentren in Stadtteilen, die bisher nicht genug Hausärzte haben. Im Interview erklärt Bernhard, wie das Konzept funktionieren könnte.

Es gibt aktuell einen Ärztemangel – wo sollen die Ärzte herkommen, die dann in den Zentren arbeiten?

Wir haben festgestellt: Die Praxen brechen weg. Wir haben sehr ungleiche Versorgungsvoraussetzungen in den Stadtteilen und wir haben geschaut, woran das liegt. Ganz häufig haben wir zu hören bekommen, dass die Arbeitsbedingungen schwierig sind und das Risiko, eine eigene Praxis zu eröffnen, sei verdammt hoch. Also: Investitionen und eigene wirtschaftliche Risiken sind nicht mehr so angesagt.

Und in dem Zusammenhang liegt es auf der Hand, gerade weil die Versorgung überall wegbricht, zu sagen: Welche Ressourcen und welche Infrastruktur können wir zur Verfügung stellen? Und jetzt haben wir diesen Vorschlag gemacht und fragen: Wer interessiert sich dafür. Und das Interesse dafür fängt allmählich an.

Die Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard zu Gast im Studio von buten un binnen.
Claudia Bernhard zu Gast im buten un binen-Studio. Bild: Radio Bremen

Trotzdem hat der Sprecher des Bremer Hausärzteverbandes, Hans-Michael Mühlenfeld, Sorge, dass Bremen nicht genug Hausärzte für diese Ärzte-Zentren findet. Wo sollen die Ärzte rekrutiert werden? Aus dem Umland?

Es gibt ja zum Teil Klinik-Ärzte, die in dem Bereich tätig sind. Wir haben auch Ärzte, die schon über 60 sind und von denen manche vielleicht langsam ihre Arbeitszeit zurückfahren wollen. Die könnten sich in den Ärztezentren mit einklinken. Wir haben da gute Erfahrungen gemacht: Stichwort Kinderambulanz. Und da gibt es durchaus Rückmeldungen, die soetwas möglich machen.

Das medizinische Versorgungszentrum soll ja nicht nur ein Ärztehaus sein, sondern auch breiter aufgestellt werden, zum Beispiel mit Beratungseinrichtungen oder Ernährungs- oder Bewegungsangeboten. Es soll also auch niedrigschwellige Angebote um die Arztpraxis herum geben, gerade in den Stadtteilen, die es dringend brauchen. Und ich kann mir vorstellen, dass es in diesem Paket dann noch einmal für Ärztinnen und Ärzte interessanter werden könnte.

Sie machen also Werbung für die Ärztinnen und Ärzte, in die Zentren zu kommen. Aber wenn das klappen sollte, wie wollen Sie dann die Patienten dahin locken und dafür sorgen, dass das Angebot auch wirklich bekannt wird?

Wir haben Erfahrungen mit unserer Impfkampagne gemacht. Das war letztendlich ausschlaggebend für uns zu sagen: "Aha, was fehlt eigentlich vor Ort? Wie müssen wir das flankieren?" Wir haben jetzt die Gesundheitsfachkräfte in den Quartieren und wir werden das natürlich in einem engen Zusammenhang zum Beispiel mit Schulen und Kitas einbinden.

Gibt es denn schon eine konkrete Idee, wann und wo das erste Ärztezentrum errichtet werden kann?

Wir haben eine Menge Anfragen. Aus Gröpelingen, Kattenturm und Tenever gibt es zum Beispiel Interesse. Dort macht man sich schon auf die Suche nach einem geeigneten Ort. Wir versuchen jetzt erstmal klar zu kriegen: Gibt es Ärztinnen und Ärzte, die sich melden? Das ist das A und O und welche finanziellen Mittel können wir auch zur Verfügung stellen, damit wir das dann auch aufbauen können. Es gibt noch kein konkretes erstes Datum, aber wir haben gemerkt, mit den Hebammen- und Gesundheitszentren wird es in unmittelbarer Umgebung Möglichkeiten geben.

Bremens Gesundheitssenatorin: "Die Praxen brechen weg"

Bild: Radio Bremen

Autorin

  • Kirsten Rademacher
    Kirsten Rademacher

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 14. Februar 2023, 19:30 Uhr