Probleme mit Nachrichten in Krisenzeiten? Beherzigen Sie diese 5 Tipps

Wie Bremer mit der Flut an Nachrichten umgehen

Bild: Imago | Westend61

Auch in Bremen schlagen schlechte Nachrichten den Menschen auf das Gemüt. Diese Ratschläge können Ihnen helfen, auch in schwierigen Zeiten einen kühlen Kopf zu bewahren.

Der 6. November war durch die erneute Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA und dem Bruch des Ampel-Bündnisses ein Tag, an dem das Weltgeschehen die Bremerinnen und Bremer arg gefordert hat.

An Krisenzeiten haben wir uns durch die Corona-Pandemie und seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gewöhnen müssen. Auch der Krieg im Nahen Osten bedrückt viele Menschen. Wie wir mit diesen Nachrichten umgehen, ist allerdings unterschiedlich. Einige verarbeiten diese gut, bei anderen schlagen sie deutlich auf die Stimmung. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie auch in schwierigen Zeiten Nachrichten konsumieren und zugleich auf Ihr Wohlbefinden achten können.

1 Zeiträume für die Mediennutzung festlegen

Mit dem Smartphone können wir den ganzen Tag über die neuesten Nachrichten lesen und stets auf dem Laufenden bleiben. Ratsam ist dies aber nicht, sofern dies einen belastet. Leif Kramp vom Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität Bremen, rät daher in diesem Fall "einen Vertrag mit sich selbst abzuschließen und sich somit selbst zu disziplinieren". Das bedeutet, täglich nur zu vorher festgelegten Zeiten die neusten Nachrichten zu konsumieren. Einfach sei dies allerdings nicht, räumt Kramp ein, da viele Menschen unter "fear of missing out" leiden würden. Sie verspürten also immer die Angst, etwas zu verpassen.

Wer sich derart disziplinieren kann und sich klare Zeitfenster setzt, sollte laut Kramp allerdings nicht am frühen Morgen oder am späten Abend die Nachrichten konsumieren. Besser sei es, dies einmal zur Mittagszeit und/oder direkt nach dem Feierabend zu machen.

2 Lieber Texte lesen statt verstörende Videos anschauen

Vor allem durch die anhaltenden Kriege erreichen einen täglich Nachrichten, die betroffen machen. "Man braucht eine gewisse Resilienz im Umgang mit digitalen Medien, aber auch eine Resilienz im Umgang mit großen Bedrohungen", sagt Kramp.

Bei besonders traurigen Nachrichten, zum Beispiel von getöteten Kindern, könne es helfen, lediglich eine Meldung zu lesen, die die wichtigsten Informationen vermittelt. Wenn klar ist, dass die Geschehnisse einen bedrücken könnten, sollte zum Selbstschutz darauf verzichtet werden, sich darüber hinaus auch noch Videos, die detonierende Bomben oder trauernde Angehörige zeigen, anzuschauen.

3 Social-Media-Plattformen meiden

Werder Bremen hat in dieser Woche verkündet, den Kurzmitteilungsdienst X zu verlassen. Diesen Schritt begründete der Klub damit, dass auf der Plattform "unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit Hate Speech, Hass gegen Minderheiten, rechtsextremistische Posts und Verschwörungstheorien in einem unglaublichen Tempo zugenommen hat". Auch Kramp empfiehlt, lieber schnell Nägel mit Köpfen zu machen.

Wenn ich auf einer Plattform feststelle, dass mir irritierende oder bedrückende Inhalte zugespielt werden, sollte ich nicht lange fackeln, sondern die Nutzung aussetzen.

Dr. Leif Kramp von der Uni Bremen
Ein Mann sitzt auf dem Sofa und schaut aufs Smartphone.
Mit dem Smartphone können jederzeit Nachricht konsumiert werden. Bild: Imago | Westend61

Gefahren gibt es indes auch bei Instagram oder Tiktok. Wer sich regelmäßig die neuesten Reels anschaut, unterliegt aufgrund des Algorithmus auch dem Zufall und kann nie sicher sein, dass nicht wenige Sekunden später womöglich ein belastender Inhalt präsentiert wird.

4 Auf positive Erlebnisse besinnen

Die globalen Geschehnisse können ein Gefühl von Machtlosigkeit auslösen und persönliche Ängste schüren. Helfen kann, sich abends auf die schönen Erlebnisse des Tages zu besinnen – und diese auch in einem Tagebuch festzuhalten. "Das ist kein Universal-Instrument, für den einen oder die andere aber womöglich eine gute Unterstützung", sagt Experte Kramp.

Auch Medientagebücher können seiner Auffassung nach eine Unterstützung sein. In diesen wird festgehalten, wie lange jemand täglich welche Medieninhalte an welchen Geräten konsumiert hat. Dies kann dabei helfen, den eigenen Medienkonsum kritisch zu reflektieren.

5 Gespräche und Ablenkung suchen oder "Digital Detox" ausprobieren

Das Verarbeiten schlechter Nachrichten kann durch Gespräche mit Mitmenschen erleichtert werden. Voraussetzung ist, dass das Gegenüber ebenfalls ganz bewusst über solche Themen sprechen möchte.

Hilfreich kann es auch sein, sich bewusst von schlechten Nachrichten abzulenken – zum Beispiel durch einen Spaziergang oder Sport. "Viele Menschen, die älter als 40 oder 50 Jahre alt sind, sagen: 'Wenn ich zu viel habe, gehe ich einfach in den Wald oder in den Garten, um auf andere Gedanken zu kommen'", erzählt Kramp.

Auch "Digital Detox", also der zeitlich begrenzte Verzicht auf digitale Medien, kann helfen, etwas Distanz zu gewinnen. Vor allem, wenn für diese Tage das Smartphone gegen ein altes Handy ohne mobiles Internet eingetauscht wird.

Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 24. November 2024, 19:30 Uhr