"Kein Vorwurf": Bremer Hockey-Club kassiert 1. Bundesliga-Pleite
Die Aufsteigerinnen zahlten am 4. Spieltag in der Halle Lehrgeld gegen den UHC Hamburg. Der neue Coach Florian Keller sah dennoch Positives – und hat einen neuen Job.
Das letzte Viertel hatte begonnen in der Halle am Heinrich-Baden-Weg in Bremen-Oberneuland – aber das Tor des Bremer Hockey-Clubs blieb leer. Der Spielstand zeigte ein 1:4 an der Anzeigetafel, die Tabellenführerinnen vom UHC Hamburg lagen deutlich in Führung.
Also wollte BHC-Coach Florian Keller etwas versuchen: Die Torfrau raus, dafür sechs Feldspielerinnen aufbieten. Nicht, weil er das Spiel für seine Bundesliga-Aufsteigerinnen bereits abgehakt hätte. Im Gegenteil.
Ich wollte das Spiel noch drehen, aber die Mannschaft auch ein bisschen aufwecken. Und das hat geklappt, sie waren im letzten Viertel voll da.
BHC-Coach Florian Keller im Sportblitz
15 Minuten ohne Torfrau
Drehen konnten die Bremerinnen die Partie in den letzten 15 Spielminuten zwar nicht mehr. Aber sie kassierten nur noch ein weiteres Gegentor und erzielten durch Lena Frerichs kurz vor der Schlusssirene sogar noch selbst eins. Kellers Plan war aufgegangen. "Wir haben zwar verloren, aber die Mannschaft hat sehr viel Selbstvertrauen aus dieser Schlussphase mitgenommen."
Eigentlich hatte Keller gar nicht vor gehabt, das Tor die kompletten 15 Minuten unbeaufsichtigt zu lassen. Und hätte sein Team direkt drei Gegentore eingefangen, hätte er seine Torfrau wieder zurückbeordert. Schon allein, um das Torverhältnis nicht zu ruinieren. Doch seine Spielerinnen schlugen sich gut – und sie hielten durch. Obwohl sie vorher nicht gewusst hatten, wie lange das Tor leer bleiben sollte. 2:5 hieß es am Ende für den Bremer HC, die erste Niederlage in dieser Hallensaison.
Es war zwangsläufig, dass wir auch mal verlieren. Ich wollte es so lange wie möglich hinauszögern, das hat nicht ganz geklappt. Aber vielleicht tut es uns ganz gut, damit wir nochmal eine Schippe drauflegen. Heute haben wir schlechter gespielt, als in den beiden anderen Heimspielen.
BHC-Coach Florian Keller im Sportblitz
Keller nun auch Sportlicher Leiter beim BHC
Zwei Remis, ein Sieg, eine Niederlage lautet die Bilanz nach vier Spielen in der Halle. Damit stehen die Aufsteigerinnen als Dritte von sechs Teams im Norden nicht schlecht da. Und Keller, der neue Chef an der Seitenlinie, ist in diesen vergangenen sechs Wochen voll angekommen beim BHC.
Ich mache den Mädels überhaupt keinen Vorwurf. Sie setzen alles super um, sind offen vom ersten Moment an. Wir haben einen ganz großen Spielanspruch, wollen viel den Ball haben und attraktiv spielen für die Zuschauer.
BHC-Coach Florian Keller im Sportblitz
Nach der Ära von Martin Schultze hat er mit seiner positiven Art neuen Schwung reingebracht. Und die Spielerinnen, die größtenteils nie einen anderen Trainer als Schultze kannten, vertrauen auf Kellers neuen Weg. Und seit vergangener Woche ist Keller nicht nur Chefcoach beim Bremer HC, sondern auch Sportlicher Leiter für den kompletten Hockey-Bereich. "Es macht mir sehr viel Spaß hier im Verein und daher habe ich auch die neue Rolle übernommen", sagt Keller: "Wir wollen uns noch breiter aufstellen, vor allem in der Jugendarbeit eine Philosophie reinbekommen. Bei den Mädels haben wir ein Topteam und das wollen wir auch behalten."
Und für die "Mädels" geht es direkt am Sonntag um 14 Uhr mit dem nächsten Liga-Spiel weiter. Gegen den Hamburger Polo Club sind die Bremerinnen sogar erstmals die Favoritinnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 17. Dezember 2022, 19:30 Uhr