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Zahnarztpraxen möglicherweise dicht? Proteste gegen Gesundheitspolitik

Zahnarzt und zahnmedizinische Fachangestellte bei einer Behandlung eines Patienten (Symbolbild)
Die Zahnärzte in Bremen und Niedersachsen wollen heute nicht zum Bohrer greifen. Sie protestieren gegen die Gesundheitspolitik. Bild: dpa | photothek/Ute Grabowsky

Zahnärzte in Bremen, Bremerhaven und Umgebung wollen heute streiken. Ihr Protest richtet sich gegen die Gesundheitspolitik des Bundes. Sie fürchten das Aus vieler Praxen.

"Mund auf – Praxis zu!": So laut das Motto, unter dem Zahnärztinnen und Zahnärzte in Bremen und Niedersachsen ihre Praxen schließen. Sie wollen auf diese Weise gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung protestieren. Diese Politik sei "versorgungsfeindlich" und "schlecht für unsere Zähne" teilt dazu die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung mit. Das steckt hinter den Protesten der Zahnmediziner in Bremen und Niedersachsen:

Angenommen ich habe am Dienstag einen Termin beim Zahnarzt. Muss ist damit rechnen, dass ich umsonst zur Praxis komme?

Nein, sagt Martin Sztraka, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) im Lande Bremen: "Diejenigen, die Termine haben, können davon ausgehen, dass sie behandelt werden." Die Praxen hätten ihre Patientinnen und Patienten im Vorfeld des Protestes informiert und teilweise auch Vertretungen organisiert.

Wogegen richten sich die Proteste der Zahnärztinnen und Zahnärzte konkret?

Sie kritisieren, dass die Rahmenbedingungen für niedergelassene Zahnärzte zuletzt deutlich schlechter geworden seien. So habe die Bürokratie massiv zugenommen. Heute müsse jeder niedergelassene Zahnarzt durchschnittlich 51 Arbeitstage pro Jahr für Verwaltungstätigkeiten aufwenden, heißt es in dem gemeinsamen Protestaufruf der Zahnärztekammern Niedersachsens und Bremens, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen und des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte.

"Die Dokumentationspflichten haben überhand genommen", sagt dazu Martin Sztraka von der KZV Bremen. "Zahnärzte müssen heute sehr viel Zeit vor dem PC verbringen."

Finanzielle Einschnitte kämen hinzu. Sie seien eine Folge des im November 2022 eingeführten Gesetzes zur finanziellen Stabilisierung der Krankenversicherung. Mit diesem Bundesgesetz seien die Leistungen der Zahnärzte budgetiert worden, so Sztraka. Einer kürzlich von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung veröffentlichten Befragung zufolge sind etwa drei Viertel aller Zahnärzte infolge des Gesetzes von Kürzungen ihrer Honorare betroffen.

Sztraka spricht von einem "schwerwiegenden Eingriff der Bundespolitik in die Vertragsautonomie zwischen den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen." Diese hätten höhere Honorare für die Zahnärzte vereinbart, als sie nun infolge des Gesetztes ausgezahlt würden. Das sei nicht okay. "Wir fordern die Politik auf, die Budgetierung sofort für alle Zeit zu beenden!", lautet denn auch die Kernforderung aller Kassenzahnärztlichen Vereinigungen Deutschlands.

Viele Berufsgruppen fühlen sich zur Zeit benachteiligt und fordern mehr Geld. Inwiefern könnte sich die Unzufriedenheit der Zahnärzte auf das Gemeinwohl auswirken?

Die Zahnärzte sagen, dass die flächendeckende Versorgung mit Zahnarztpraxen gefährdet sei. So sagt die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen, dass bis 2030 fast ein Drittel der Zahnärztinnen und Zahnärzte Niedersachsens in Rente gingen. "In Bremen und in Bremerhaven sieht es ganz ähnlich aus", sagt Sztraka von der KZV Bremen dazu.

Das hohe Alter vieler Zahnärzte sei vor allem deshalb problematisch, weil nicht genügend junge Zahnmediziner nachkämen, um frei werdende Praxen zu übernehmen: zum einen, weil es generell an jungen Arbeitskräften mangele, zum anderen aber auch, weil jene, die es gibt, lieber als Angestellte arbeiten wollten: "Viele junge Zahnärztinnen und Zahnärzte scheuen aufgrund der schlechten Bedingungen den Weg in die Selbstständigkeit", so Sztraka.

Die Auswirkungen sind auf dem Land allerdings noch schwerwiegender als in den Städten. Rund zehn Prozent der Zahnarztpraxen Niedersachsens würden voraussichtlich bis 2030 schließen, wenn sich die Arbeitsbedingungen für selbstständige Zahnärzte nicht wesentlich verbessern, glaubt man in der Zahnärztekammer Niedersachsen.

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Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 18. Juni 2024, 19.30 Uhr