Gemeinsam leben: Günstiger Bremer Wohnraum für Hilfe im Alltag

Mehr pflegen, weniger Miete zahlen: Bremer Projekt startet Pflege-Haus

Bild: Radio Bremen | Pascal Faltermann

Jung und Alt unter einem Dach – Menschen die Pflege benötigen und andere, die helfen und dafür günstig wohnen können: Im Bremer Osten hat ein besonderer Wohnkomplex eröffnet.

Die Zeiten für Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeheimen sind gerade hart. Denn die Pflege in den Heimen wird immer teurer. Grund genug, sich nach Alternativen umzusehen. Ein neues Wohnprojekt mit dem Namen "Dat nee Huus" auf dem Ellener Hof im Bremer Osten könnte für das Problem eine Lösung sein.

Die Stiftung Maribondo da Floresta bietet in Osterholz die Möglichkeit, dass alte und junge Menschen zusammen wohnen und sich gegenseitig helfen. Wie das genau läuft, wurde nun vorgestellt:

22 Wohnungen bilden den neuen Wohnkomplex. Alles sieht recht modern aus. In dem Gebäude gibt es Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen ab 40 Quadratmeter. Das Haus hat ein rotes Dach, eine helle Holzverkleidung und die Zimmer sind alle in weiß gestrichen. Dazwischen gibt es helle Aufenthaltsräume und alles ist barrierefrei – es gibt einen Fahrstuhl und vieles ist direkt in der Nähe: ein Café, ein Lebensmittelgeschäft oder eine Kultur-Aula

Neue Form von Wohnen: Alle leben zusammen

Das Projekt ist der Versuch, eine neue Form der Betreuung und Pflege zu versuchen, sagt einer der Initiatoren, Erwin Bienewald.

Wir wollen ein neues Modell kreieren. Wir müssen in die Gesellschaft hineinwirken. Hier arbeiten Laien, Angehörige, Freunde, Nachbarn, Profis zusammen, bilden gemeinsam ein gleichberechtigtes Team und bauen die Hilfe für alte Menschen auf.

Erwin Bienewald, Initiator

Die Pflege der alten Bewohnerinnen übernehmen Profis wie Pflegedienste oder ausgebildete Pflegekräfte. Die bilden mit den freiwilligen Helfern zusammen ein Team.

Und auch die Bewohner sind höchst unterschiedlich. Da gibt es zwei Gruppen. Einmal Menschen mit Einschränkungen, wie Carola Taudes, die an Multipler Sklerose erkrankt ist. Sie benötigt ab und zu Unterstützung im Alltag. Manchmal funktioniere sie nicht so richtig, sagt sie. "Weil ich habe ja das Problem mit den Beinen. Und wenn die Muskeln da nicht so funktionieren, dann ist das schon gut, wenn man mal Hilfe hat."

Hilfe im Tausch für günstigen Wohnraum

Und dann gibt es diejenigen, die unterstützen: Etwas jüngere Leute, die Pflegebedürftigen helfen können. Sie unterstützen zum Beispiel beim Frühstück, beim Wäsche waschen oder Einkaufen. Sie können dafür dort günstig wohnen, müssen weniger oder gar keine Miete zahlen, wenn sie helfen.

Als Beispiel: Für eine 40 Quadratmeter Wohnung muss man ungefähr 26 Stunden helfen oder arbeiten im Monat, um die Nettomiete erlassen zu bekommen.

Noch gibt es freie Plätze. Bislang ist ungefähr die Hälfte der Wohnungen vergeben. Melden kann man sich bei der Stiftung Maribondo. Ab dem 1. September können die Bewohner ihre Wohnungen einräumen. Ab dem 1. Oktober können sie dann einziehen.

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  • Portrait von Pascal Faltermann
    Pascal Faltermann Autor

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. Juli 2023, 19:30 Uhr