Interview
Kühler, nasser Juni – Sommer lässt in Bremen auf sich warten
Vom Sommer fehlt derzeit jede Spur. Während uns in den vergangenen Jahre um diese Zeit Hitze und Dürre plagten, ist es jetzt der ungewöhnlich viele Regen.
Der Sommer versteckt sich nämlich in Russland und in Südosteuropa, erklärt ARD-Wetterexperte Stefan Laps. In der Türkei herrschen im Moment Temperaturen von mehr als 40 Grad. So heiß müsste es in Bremen und Umgebung ja gar nicht sein, aber Höchstwerte von 13 bis 14 Grad Mitte Juni lassen so manchen vom "echten Sommer" träumen. Wer die Heizung noch nicht abgeschaltet hat, kann sich glücklich schätzen.
Hat der Sommer im Moment keine Lust?
Tatsächlich sind die Temperaturen im Moment in Nordwestdeutschland rund zwei Grad zu niedrig. Man muss allerdings auch bedenken, dass der Juni in den vergangenen Jahren umgekehrt jeweils zwei bis drei Grad zu warm war. Das letzte Mal haben wir einen zu kalten Juni 2015 erlebt.
Ist es unserer subjektiven Wahrnehmung geschuldet, dass wir den Juni als viel zu kalt empfinden?
Nein, denn mit diesem Gefühl liegen wir gar nicht falsch. Die vergangenen Jahre waren eben deutlich wärmer. Damals hatten wir um diese Jahreszeit Tageshöchstwerte von 20 bis 22 Grad und nachts 10 bis 11 Grad. Derzeit sind wir mit Tageswerten von rund 13 Grad deutlich kälter dran. Das ist schon sehr frisch.
Und die nächste Nacht wird es mit um die 6 Grad sogar noch kälter. Da fällt dann das Stichwort "Schafskälte".
Welche Rolle spielt der Regen im Moment für unsere Wahrnehmung?
Der spielt eine ordentliche Rolle. Der Mai war nämlich deutlich zu nass. Der April war zwar nicht besonders feucht. Aber die Monate von Oktober 2023 bis zum vergangenen Februar waren allesamt zu nass. Und im Moment ist es genauso. In Varel ist jetzt schon so viel Regen heruntergekommen, wie sonst im gesamten Juni-Durchschnitt.
Das ganze hängt mit der Klima-Erwärmung zusammen. Denn durch den Klimawandel haben wir es immer häufiger mit lang anhaltenden Wetterlagen zu tun. 2018 hatten wir zum Beispiel wochenlang Hochdruckgebiete, die zu Dürre und Hitze geführt haben. Jetzt haben wir halt die Tiefdruckgebiete hier hängen.
Und: Je wärmer es wird, desto mehr Feuchtigkeit ist in der Atmosphäre unterwegs, was wiederum auch zu mehr Regen führen kann.
Ist der viele Regen auch für das "Nacktschnecken-Armageddon", das wir gerade erleben, verantwortlich?
Klar, Nacktschnecken lieben den Regen, nasses Wetter. Die haben im Moment ideale Bedingungen. Es kommt aber noch dicker: Mücken legen ihre Larven unter anderem in Pfützen ab. Das heißt, dass es in Sommer und Herbst sehr wahrscheinlich mehr Mücken geben wird als sonst.
Die verschiedenen Regenarten
Für Störche, Hasen und Rehe ist dieses Wetter dagegen alles andere als optimal. Denen ist kalt und Jungtiere könnten sogar Unterkühlungen erleiden oder im schlimmsten Fall an Lungenentzündungen sterben.
Und wann wird es jetzt endlich wärmer?
Naja, am Freitag kommen wir zwar in den Bereich von Wohlfühltemperaturen bei etwas mehr als 20 Grad. Es bleibt aber wechselhaft mit Schauern und Gewittern.
Das Interview mit Stefan Laps vom ARD-Wetterkompetenzzentrum führte Tom Grote für Bremen Zwei. Milan Jaeger hat es für butenunbinnen.de aufgeschrieben.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 12. Juni 2024, 7:10 Uhr