So leuchten und glitzern diese 5 Fakten über Bremens Partnerstadt Riga

Den allerersten Weihnachtbaum stellten norddeutsche Kaufleute in Lettland auf. Riga und Bremen sind aber noch tiefer verbunden. Ein Spaziergang mit fünf Stationen.

Es funkelt, es glitzert, es schimmert: Der Weihnachtsbaum auf dem Rigaer Rathausplatz hat eine besonders lange Tradition. Vor mehr als 500 Jahren wurde hier von norddeutschen Kaufleuten der erste Weihnachtsbaum überhaupt auf einem Rathausplatz aufgestellt. Aber Riga ist nicht nur in der Weihnachtszeit sehenswert. Das historische Zentrum der mehr als 800 Jahre alten Stadt ist sehr gut erhalten und erinnert mit seinen Gildehäusern, kopfsteingepflasterten Straßen und verwinkelten Gassen stark an Bremen. Das ist kein Zufall, denn die historische und kulturelle Verbundenheit geht viel weiter zurück als nur auf das Jahr 1985, in dem die Städtepartnerschaft geschlossen wurde. Hier sind die fünf überraschendsten Gemeinsamkeiten der Städte.

1 Die Bremer Stadtmusikanten

Die Bremer Stadtmusikanten von Riga: Die Skulptur der deutschen Künstlerin Christa Baumgärtel war ein Geschenk der Stadt Bremen an Riga.
Auch in Riga gibt es eine Statue der Bremer Stadtmusikanten. Bild: Radio Bremen | Lisa-Martina Klein

Hinter der Petrikirche stehen die Bremer Stadtmusikanten, ganz original mit Esel, Hund, Katze und Hahn. Angefertigt hat die Skulptur die deutsche Künstlerin Christa Baumgärtel. Sie war ein Geschenk Bremens an Riga. Aber es gibt optische Unterschiede zu den Bremer Kollegen. Die Tiere lugen zwischen zwei Eisenstäben hindurch, ein Symbol für den überraschend geöffneten Eisernen Vorhang. Entsprechend überrascht schauen auch die Tiere. Für Glück wird aber auch hier gerieben, allerdings nicht die Hufe des Esels, sondern die Schnauze. 

2 Der Gründer der Stadt stammt aus dem Bremer Raum

Der Gründer der Stadt Riga, Bischof Albert von Buxhoevede, wurde 1165 in der Loxstedter Gemeinde Bexhövede geboren. Er kam 1200 nach Livland um die Bevölkerung zu christianisieren. Was ihn besonders machte, fasst Ojars Sparitis, Kunsthistoriker und Professor an der lettischen Kunstakademie so zusammen: "Bischof Albert hatte ein Gespür für Stadtplanung, ein politisches Geschick, eine Vision und vor allem 30 Jahre Zeit, um Riga zu einer bedeutenden Handelsstadt zu entwickeln." Bischof Albert ließ die Stadt ab dem Jahr 1201 etwa 50 Kilometer landeinwärts vom Rigaischen Meerbusen am Fluss Düna bauen, dort wo bereits reger Schiffshandel zwischen Russland und dem Westen herrschte.

3 Die Compagnie der Schwarzen Häupter von Riga

Die Compagnie der Schwarzen Häupter oder einfach die Schwarzhäupter sind auch in Bremen keine Unbekannten. Junge, unverheiratete, meist norddeutsche Kaufleute schlossen sich ab dem 14. Jahrhundert in Bruderschaften zusammen, um Geschäfte zu schließen und gemeinsam zu feiern. Die Compagnie der Schwarzen Häupter musste sich nach dem Zweiten Weltkrieg unter sowjetischer Führung auflösen, da alles Deutsche verpönt war. 1960 gründeten sich die Schwarzhäupter von Riga in Hamburg neu und zogen 1980 nach Bremen. Einmal im Jahr kommen sie seither im Haus Schütting zum "Brudermahl" wieder zusammen.

4 Der Silberschatz der Schwarzhäupter

Der Silberschatz der Comapgnie der Schwarzen Häupter kann im Schwarzhäupterhaus besichtigt werden.
Der Silberschatz der Comapgnie der Schwarzen Häupter kann im Schwarzhäupterhaus besichtigt werden. Bild: Radio Bremen | Lisa-Martina Klein

Um in die Bruderschaft der Schwarzhäupter aufgenommen zu werden, mussten die wohlhabenden  Kaufleute ein Stück Silber an die Compagnie spenden. So entstand über die Jahrhunderte ein ansehnlicher Silberschatz, wovon ein Teil im Ludwig Roselius Museum in der Bremer Böttcherstraße ausgestellt ist, der andere Teil im Schwarzhäupterhaus in Riga. Sparitis ließ in den 90er-Jahren die Tradition des Silberschatzes wieder aufleben. Eine große Geldspende stammte dabei von dem Bremer Unternehmer Klaus Hübotter, der 20.000 Mark spendete, als er vom Neuanfang des Silberschatzes hörte.

5 Die Rolandstatue

Auch in Riga gibt es eine Rolandstatue auf dem Rathausplatz. Der Mantel des Roland verdeckt hier den oberen Teil des Stadtwappens - und damit die Krone des zarischen Königreiches, unter dessen ungeliebter Herrschaft Lettland Ende des 19. Jahrhunderts stand.
Auch in Riga gibt es eine Rolandstatue auf dem Rathausplatz. Bild: Radio Bremen | Lisa-Martina Klein

Den Bremer Roland am Rathausplatz kennt wohl jeder in Bremen. Auch in Riga gibt es eine Rolandstatue. "Der Roland symbolisierte den Status der Freien Hansestadt. Eine Freie Hansestadt hat das Recht, Geld zu drucken, Gericht abzuhalten bis zur Todesstrafe, und sie legt ihre eigene Steuer- und Zollpolitik fest", erklärt der 66-jährige Sparitis. Eine Besonderheit zeichnet den Rigaer Roland aus, weiß er: "Der Mantel des Roland verdeckt den oberen Teil des Stadtwappens auf dem Schild. Hier hätte die zarische Krone sein müssen, aber Lettland stand Ende des 19. Jahrhunderts nur widerwillig unter zarischer Herrschaft."

Übrigens: Dass Riga die Geburtsstadt der Tradition des Weihnachtsbaumes im öffentlichen Raum ist, bestreitet Estlands Hauptstadt Tallinn. Darüber kann Sparitis aber nur schmunzeln. "Es ist archivalisch belegt, dass die Compagnie der Schwarzen Häupter 1510 den ersten geschmückten Christbaum in Riga aufgestellt haben, in Tallinn taten sie es erst 1514." Der Vollständigkeit halber sei gesagt: Der damalige Baum hatte wohl wenig gemein mit der heutigen Art des geschmückten Weihnachtsbaumes. Er soll eher eine Holzpyramide gewesen sein, geschmückt mit getrockneten Früchten oder Blumen.

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    Lisa-Martina Klein

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 21. Dezember 2021, 15:40 Uhr