Wohnungskonzern Vonovia stoppt alle Neubauprojekte – auch in Bremen
- Vonovia legt alle Neubauprojekte auf Eis.
- Grund sind Inflation und hohe Zinsen.
- In Bremen ist ein Projekt in Hemelingen betroffen.
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia sagt alle seine Neubauvorhaben vorerst ab. Grund seien die Inflation und die gestiegenen Zinsen, heißt es aus der Zentrale in Bochum.
In Bremen ist davon aktuell ein Projekt betroffen: In Hemelingen sollten 88 Wohnungen entstehen. In diesem Jahr wollte der Konzern mit den Bauarbeiten beginnen. "Dieses verzögert sich nun leider. Wir arbeiten jedoch im Hintergrund weiter, damit wir startbereit sind, wenn die Rahmenbedingungen wieder passen", sagt Pressesprecherin Panagiota-Johanna Alexiou.
Den Vonovia-Baustopp nimmt Bremens Senatorin für Wohnungsbau, Maike Schaefer (Grüne), gelassen: "Für Bremen ist der Schritt jetzt nicht ganz so dramatisch. Die Vonovia ist vor allem im Bestand aktiv in Bremen."
Es drohen höhere Mieten und Kaufpreise
Doch fast alle der vor wenigen Monaten noch erfolgreichen Wohnungsbauunternehmen in Bremen fahren momentan ihre Bautätigkeit drastisch zurück. Dutzende Angestellte hat die Branche bereits entlassen. Die kommunalen Wohnungsunternehmen wie etwa die Gewoba können die entstehende Lücke im Wohnungsbau nicht schließen. "Auch die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften haben mit den hohen Zinsen zu kämpfen", so Schaefer.
Es drohen höhere Mieten und Kaufpreise in Bremen. Tausende neue Wohnungen pro Jahr, wie der Senat sie versprochen hat, scheinen momentan utopisch zu sein. Die Regierung will nun gegensteuern und die Branche unterstützen, zum Beispiel durch den Verzicht auf Baugebühren, sagt Schaefer.
Bremen soll auf hohe Energie-Standards verzichten
Teile der Branche wünschen sich allerdings auch, dass Bremen auf seine hohen Energiespar-Standards verzichtet – auch das würde das Bauen vergünstigen. Das fordert etwa Peter Sakuth, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der freien und privaten Wohnungsunternehmen in Bremen, in der 23 Firmen organisiert sind. "Wir sind die Letzten, die sagen, der Klimawandel muss im Bau nicht einkehren. Aber wir sagen: in vernünftiger Relation, in vernünftigen Schritten." Die hohen Standards in Bremen seien nicht das richtige Instrument, "um den Wohnungsmarkt aktiv nach vorne zu bringen".
Schaefer hält vom Absenken der Standards allerdings wenig: "Das ist absolut der falsche Weg. Die helfen eben auch den Mieterinnen und Mietern, Heizkosten zu sparen. Also wer jetzt auf energetische Standards verzichtet, der denkt nicht an die Zukunft."
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 1. Februar 2023, 19:30 Uhr