Das sind die 5 häufigsten Verletzungen Silvester in Bremen
Während andere mit Sekt und Raketen feiern, steht der Notaufnahme am Klinikum Bremen-Mitte eine der härtesten Nächte des Jahres bevor – nicht nur wegen der schweren Verletzungen.
Je häufiger Raketen aufsteigen und Böller explodieren, desto näher rückt der Jahreswechsel. Für viele Menschen in Bremen und Bremerhaven ist Silvester der Höhepunkt des Jahres, vielleicht mit der besten Party des Jahres. Ganz sicher aber mit vielen Menschen, viel Alkohol und viel Feuerwerk – zumindest bei den meisten.
Mit dem Partyhöhepunkt nähert sich auch für Thomas Wollek und sein Team in der Notaufnahme des Klinikums Bremen-Mitte eine der anstrengendsten Nächte des Jahres. Wollek ist dort leitender Oberarzt. Viele Jahre hat er die Jahreswechsel in der Notaufnahme verbracht.
"Die Silvesternacht ist etwas ganz Besonderes", sagt Wollek. Und er ist sich sicher: Zu Silvester werden wieder viele Patienten in seine Notaufnahme kommen. Denn anders als an gewöhnlichen Wochenenden endeten die meisten Feiern und Partys nicht etwa um zwei Uhr nachts, sondern gingen "immer weiter und weiter und weiter", sagt er.
15 Prozent mehr Pflegepersonal im Dienstplan
Das Pflegepersonal ist für Wollek ein ganz entscheidender Faktor, um gut durch die Silvesternacht zu kommen. Rund 15 Prozent mehr Pflegerinnen und Pfleger stünden im Dienstplan als an normalen Wochenenden. "Die haben natürlich wirklich am allermeisten unter den Bedingungen zu leiden."
Silvester bedeute für die Notfall-Mediziner immer auch Anspannung, sagt Wollek. "Aber andererseits wissen wir auch, was auf uns zukommen kann." Er gibt uns einen Überblick über die fünf Verletzungen, mit denen die meisten Menschen zum Jahreswechsel in das Klinikum Bremen-Mitte kommen.
Das sind die häufigsten Verletzungen in der Silvesternacht:
1 Leichte Verletzungen – aber davon besonders viele
Schwere Verletzungen sind erfahrungsgemäß nicht das erste Problem für Notaufnahme am Klinikum Bremen-Mitte. "Es wird eine Vielzahl von Patienten geben, die mit Verletzungen kommen, die erst mal so nicht völlig schlimm oder ungewöhnlich klingen", sagt Wollek. Damit meint er Schnittwunden durch Glasscherben, Schlägereien oder gebrochene Nasen. Für sich genommen alles kein Problem. "Aber wenn man weitaus mehr Patienten hat als den gewöhnlichen Nächten, dann kann das eben sehr anstrengend sein." Eine Folge: Die Kapazitäten werden knapper, die Wartezeiten länger.
2 Mehr Alkohol = mehr Patienten
Je mehr Alkohol im Spiel ist, desto mehr Arbeit fällt in der Notaufnahme an. "Für die Silvesternacht halte ich die alkoholbedingten Verletzungen für schwerwiegender, was die Summe der Patienten angeht", sagt Wollek. Wenn am späten Abend viel Alkohol im Spiel ist, steige die Gefahr von "schweren Schlägereien, Körperverletzungen mit Waffen, Baseballschlägern, vielleicht auch mit Messern". Das mache die Lage schwieriger. "Dann sind das natürlich komplexere Eingriffe. Die Patienten müssen operiert werden", sagt Wollek.
3 Hände, die von Böllern verletzt wurden
Das Alleinstellungsmerkmal von Silvester: Menschen, die sich selbst durch Feuerwerk verletzen. Im Vergleich zu den alkoholbedingten Verletzungen seien deswegen auch mehr schwerere Verletzungen zu erwarten, sagt Wollek. Es sei mit Verbrennungen und auch zum Teil mit Finger-Amputationen durch Böller zu rechnen. "Wir hatten Fälle mit illegaler Böller-Herstellung, wo was Schlimmes passiert ist und zur Finger-Amputation führte", erinnert er sich.
Häufiger seien aber Fälle, bei denen Böller nicht rechtzeitig losgelassen oder vielleicht in Menschenmengen geworfen wurden. "Meistens ist es, dass er etwas zu spät losgelassen wurde."
4 Feuerwerk kann ins Auge gehen
Vor allem die Augenärzte bereiten sich in der Silvesternacht auf viel Arbeit vor. Es werden im Klinkum Mitte doppelt so viele Augenärzte im Einsatz sein wie normal. Wenn Augen durch Böller und Raketen in Mitleidenschaft gezogen werden, stehen für die Augenärzte oft komplexe Operationen an. "Das ist gar nicht mal so, dass es dann wahnsinnig viele Patienten sind. Aber das sind oftmals dann Operationen, die lange dauern und in Vollnarkose stattfinden müssen", erklärt Wollek. So stand einer der Augenärzte im vergangenen Jahr durchgehend am Operationstisch, erzählt der Oberarzt.
5 "Normale" Notfälle
Das Feuerwerk und die großen Partys machen Silvester zwar auch im Krankenhaus zu einem besonderen Tag, der Alltag macht aber trotzdem keine Pause. Neben den Betrunkenen mit kleineren und größeren Verletzungen kommen weiterhin Patienten mit Schlaganfällen, Herzinfarkten oder Bauchraum-Erkrankungen in die Notaufnahme. "Die müssen behandelt werden und brauchen dann auch eine Zeit lang, bis sie auf eine Station kommen. Und die müssen wir auch parallel versorgen", sagt Wollek.
Was wünscht sich der Notfall-Mediziner zu Silvester?
Alles in allem steht der Notaufnahme also ein anstrengender Jahreswechsel bevor. Wünscht man sich da als Notfallmediziner ein allgemeines Böllerverbot? "Als Arzt würde ich mir schon ein Verbot wünschen", sagt Wollek.
Für uns in der Notaufnahme ist das ein ganz großes Problem, dass eben viele Patienten kommen, weil ja unter Alkoholkonsum viel geknallt wird und dann zu entsprechenden Verletzungen kommt.
Thomas Wollek, Leitender Oberarzt am Klinikum Bremen-Mitte
Dass es den allermeisten Menschen gelingt, die Party und das Feuerwerk ohne Verletzung zu kombinieren, stehe auf einem anderen Blatt Papier, sagt Wollek. Aber für die Notaufnahmen sei die Situation oft sehr schwierig. Und als Privatperson, Thomas Wollek? "Wenn es allen gelingen würde, mit Alkohol vernünftig umzugehen, dann könnte Silvester lustig sein, ja", sagt er.
Dieses Thema im Programm: Bremen Next, Next am Morgen 28. Dezember 2023, 11.15 Uhr