Fragen & Antworten
Wie dramatisch ist die Lage in Tierheimen in Bremen und umzu?
Einer bundesweiten Umfrage zufolge nehmen viele Tierheime nur noch im Notfall auf. Ist die Lage in Bremen und Bremerhaven auch so schlimm? Und was könnte die Situation verbessern?
Viele deutsche Tierheime nehmen nur noch im Notfall neue Ankömmlinge auf. Das ergab eine Umfrage des "Redaktionsnetzwerk Deutschland" unter 85 Tierheimen bundesweit. "Die Lage der Tierheime ist so dramatisch wie nie zuvor", sagte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbunds.
Gründe dafür sind unter anderem viele unüberlegt angeschaffte Tiere, fehlende finanzielle Sicherheit und gestiegene Kosten. Auch die Tierheime in Bremen und umzu berichten von einer stark angespannten Lage.
Wie sieht die Situation in den Tierheimen in Bremen und Umgebung aus?
Gabi Schwab, Leiterin des Bremer Tierschutzvereins sagt: Das Tierheim in Bremen sei immer voll, es komme immer wieder zu Aufnahmestopps. "Die Vermittlung läuft gut, aber es kommen fortlaufend neue Tiere rein." Dabei handele es sich vor allem um Tiere, die gefunden wurden. Tiere, die die Besitzer abgeben wollen, kann das Tierheim kaum aufnehmen. Allerdings versuche man, auch Abgabetiere direkt über das schwarze Brett weiterzuvermitteln, sagt Schwab.
Auch das Tierheim Arche Noah in Brinkum-Stuhr arbeitet nach eigener Aussage am Limit — vor allem für Hunde seien die Kapazitäten völlig erschöpft, sagt Tierpflegerin Nadine Yavuz. Hier handele es sich vor allem um abgegebene Tiere, weniger um Fundtiere. Umgekehrt ist es bei den Katzen: In Brinkum-Stuhr würden vor allem gefundene Katzen abgegeben werden. Katzen, die von ihren Besitzern abgegeben werden sollen, nimmt das Tierheim Arche Noah derzeit nicht mehr auf. Das Tierheim habe zwischenzeitlich 30 Tiere mehr aufgenommen, als es eigentlich Kapazitäten hätte, sagt eine weitere Tierpflegerin.
Im Tierheim Bremerhaven ist die Lage noch drastischer: Es hat seit Monaten einen Aufnahmestopp verhängt. "Täglich kriegen wir Mails und Anrufe aus ganz Deutschland", sagt Tierheimleiterin Amelie Bensch. Viele aus der Region stünden einfach mit ihrem Tier vor der Tür, da werde dann auch geschimpft oder gepöbelt, wenn sie eine Absage bekämen.
Warum ist die Lage in den Tierheimen so schlecht?
Das hat verschiedene Gründe. Unter anderem werden vermehrt Tiere abgegeben. Im Tierheim Brinkum-Stuhr führen die Tierpflegerinnen das auf die gestiegenen Tierarztkosten zurück: Ende 2022 wurden die Tierarztgebühren deutlich erhöht. So würden viele alte und kranke Tiere gefunden. Zudem seien die Nachwehen der Corona-Zeit noch deutlich zu spüren. Viele Besitzer, die sich damals Welpen anschafften, merkten jetzt, dass sie keine Kapazitäten für die Hunde hätten.
Gabi Schwab vom Bremer Tierschutzverein erklärt außerdem, dass das Online-Angebot explodiert sei. Hier umgingen viele Menschen die Standards der Tierheime. Wenn das Tierheim einem potenziellen Käufer eine Absage erteilt, suche dieser sich ein Tier im Internet — und gebe es im Tierheim ab, weil er merke, dass er nicht damit zurechtkomme.
Auch die finanzielle Situation der Tierheime spitzt sich zu: Gestiegene Energie- und Tierarztkosten machen es etwa dem Brinkumer Tierheim schwer. Das Bremer Tierheim verfügt über eigene Tierärzte, allerdings seien auch hier die Kosten durch die Vielzahl an Tieren gestiegen, sagt Leiterin Schwab. Die Personalkosten seien ebenfalls höher.
Was könnte den Tierheimen helfen?
Gabi Schwab vom Bremer Tierheim fordert einen Sachkundenachweis für Hunde, womit Käufer nachweisen müssen, dass sie mit Hunden umgehen können. Die Mitarbeiterinnen im Tierheim Arche Noah schlagen eine Chip- und Registrierungspflicht vor, damit Tiere zum Beispiel nicht so schnell ausgesetzt würden.
Außerdem würden Halternachweise helfen und wenn die Einfuhr und die Zucht von Tieren stärker überwacht und reglementiert würden. Der bundesweite Tierschutzbund fordert zudem, den Onlinehandel einzudämmen.
Tierheime brauchen staatliche finanzielle Unterstützung.
Amelie Bensch, Leiterin des Bremerhavener Tierheims
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 14. Februar 2024, 19:30 Uhr