Bässe statt Böller: Wie Bremens Tierheim Hunden Silvester-Angst nimmt
Für Tiere ist die Knallerei an Silvester eine große Belastung. Damit sie nicht so sehr leiden, arbeitet ein Hundepfleger im Bremer Tierheim mit einer besonderen Methode.
Silvester – das klingt meist nach Knallen, Sausen und Gläserklirren. Im Tierheim Bremen wird auch in diesem Jahr wahrscheinlich eher verängstigtes Gebell und Miauen zu hören sein: Denn Silvesterfeuerwerk mit lautem Geknall, für viele Menschen eine spaßige und feierliche Tradition, ist für Tiere ein Horror.
Die Hunde und Katzen, aber auch Schweine, Kaninchen, Schildkröten, Igel und Tauben leben dort normalerweise entspannt und ruhig in ihren Zwingern und Gehegen. Mit Spielzeugen, Körbchen, Decken und Klettermöglichkeiten.
Vorbereitungen im Hundehaus: Musikalische Beschallung
An Silvester ist das anders, sagt Tierpfleger Michael Eilebrecht. Er ist Bereichsleiter bei den Hunden im Tierheim Bremen und hat dort die letzten zwei Jahreswechsel verbracht. Silvester sei so verängstigend für viele Tiere, weil deren Gehör viel empfindlicher sei als das von Menschen. Hinzu komme, dass die Tiere nicht einordnen könnten, warum es knallt. Deshalb seien sie im Tierheim Bremen ab dem Zeitpunkt, an dem es an Silvester laut werde, "total gestresst".
Die wissen gar nicht, was da los ist und werden panisch.
Michael Eilebrecht, Bereichsleiter für Hunde im Tierheim Bremen
Der Tierpfleger ist jedes Jahr vor allem bei den Hunden sehr besorgt und aufmerksam. Einmal sei einer in der Silvesternacht so sehr in Panik verfallen, dass er sich die Pfoten blutig gekratzt habe. Daran muss Eilebrecht mit Unbehagen zurückdenken, wenn es auf Silvester zugeht.
Im Tierheim setzen sie in der Silvesternacht daher auf andere Töne: "Wir stellen in jedes Hundehaus ein Radio und dann werden die die Nacht über mit Musik beschallt", sagt Eilebrecht. Weil das Böllern aber meistens schon ein paar Tage früher losgehe, sei es schwierig, auch dann schon vorbereitet zu sein.
Haustierbesitzer kennen die Problematik zum Jahreswechsel
Dass Tiere so sensibel auf Feuerwerk reagieren, ist ein Problem, mit dem alle Haustierbesitzer konfrontiert sind. Und auch sie müssen eine Lösung finden.
Wer selbst ein Haustier hat, solle an Silvester am besten zuhause bleiben, vor allem wenn das Haustier noch neu ist, rät Eilebrecht. Für Hunde schlägt er vor, in einem fensterlosen Raum wie einer Abstellkammer eine kleine Höhle zu bauen, in die sich die Vierbeiner zurückziehen können. Laute Musik könne auch helfen, um die Geräusche des Feuerwerks zu überschallen.
Eine weitere Option sind Beruhigungsmittel für Haustiere. Die würden im Tierheim Bremen zwar nicht verabreicht. Wer dies aber in Erwägung ziehe, solle sich auf jeden Fall vorher mit dem Tierarzt abstimmen, sagt der Tierpfleger – bloß nicht einfach was im Internet bestellen. Denn solche Mittel könnten zu Verhaltensveränderungen führen.
Spaziergänge während der Böller-Primetime sollte man vermeiden und Hunde in der Zeit um Silvester anleinen, damit sie nicht panisch weglaufen, wenn sie sich bei einem unerwarteten Knall erschrecken. Denn auch um solche Fälle muss sich das Tierheim Bremen immer wieder an Silvester kümmern: Entlaufene und gefundene Tiere werden dann in der Notaufnahme des Heims versorgt und an die Besitzer zurückvermittelt.
Wer böllern will, sollte sich gut überlegen wo
Auch wenn in der Umgebung des Tierheims wenig Menschen wohnen, wurde dort in der Vergangenheit am nahegelegenen Unisee jedes Jahr an Silvester geböllert. Das macht die Mitarbeitenden des Tierheims sauer. Für die Tiere kann Eilebrecht nur auf eine ruhige Nacht hoffen.
Wer gerne böllert, sollte das möglichst nicht in der Nähe von Tieren oder Naturschutzflächen machen – bei Letzteren ist es sowieso verboten. In der Bremer Innenstadt gibt es laut Gesundheitsressort auch einige Zonen mit einem Böller- und Raketenverbot: An der Schlachte, rund um das Rathaus und im Schnoor sowie am Flughafen. In Bremerhaven gilt eine Feuerwerksverbotszone rund um den Zoo am Meer.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Vier am Morgen, 30. Dezember 2024, 6:10 Uhr