Theater verwandelt Bremerhavener Columbusbahnhof in Kreuzfahrtschiff
No finer way – so lautete der neue Titel des Theaterprojekts "Das letzte Kleinod". Für das Stück wird der verlassene Columbusbahnhof schon zum dritten Mal als Bühne genutzt.
Verlassene Orte gibt es in Bremerhaven einige – aber manche davon sind ganz besonders. So wie der Columbusbahnhof im Hafen, das frühere Kreuzfahrtterminal. Schon seit Jahrzehnten wird das Terminal nicht mehr genutzt. Viele Dinge erinnern dort noch an die Abfahrten der großen Passagierschiffe.
Das Theaterprojekt "Das letzte Kleinod" will nun den Columbusbahnhof in die "SS United States" verwandeln – den Passagierdampfer, der in den 50er und 60er Jahren über 160-mal in Rekordgeschwindigkeit zwischen Bremerhaven und New York pendelte.
Columbusbahnhof war Drehkreuz nach Amerika
"Mit der SS United States von Bremerhaven nach New York, da muss ich nur noch nach Bremerhaven aufs Schiff und mein Ticket vorzeigen" – eine Schauspielerin in weißer Hose und weißem Hemd nimmt einen Passagier mit an Bord der SS United States. Das ehemalige Kreuzfahrtterminal ist für Theaterleiter Jens-Erwin Siemssen ein Geschichtsträchtiger Ort.
Man kann sagen, der Columbusbahnhof war eigentlich der Frankfurter Flughafen der 50er/60er Jahre. Dann kam der Flugverkehr, dadurch hat der Columbusbahnhof an Bedeutung verloren.
Jens-Erwin Siemssen, Theaterleiter
Die Räumlichkeiten haben sich kaum verändert – für Siemssen seien das ideale Bedingungen, groß zu arbeiten: "Es gibt hier die Wartesäle, der Wartesaal zweiter Klasse ist fußballfeldgroß und da können wir zum Beispiel mit Horizonten arbeiten", dafür soll bei dem Stück viel mit Projektionen gearbeitet werden. Zum Beispiel soll der Seegang an die Wände projiziert werden, "so dass bei dem Zuschauenden der Eindruck entsteht, wir sind auf einem Schiff."
Jens-Erwin Siemssen inszeniert schon seit über 30 Jahre solche besonderen Theaterprojekte: "'Das letzte Kleinod' inszeniert Orte und ihre Geschichten, das heißt, wir suchen uns immer interessante Orte heraus, die über einen tollen Hintergrund verfügen, wo es Leute gibt, die etwas darüber erzählen können und diese Geschichten setzen wir dann an den Originalschauplätzen in Szene."
Inspiration durch wahre Auswanderer-Geschichten
Und so läuft es jetzt schon zum dritten Mal im Columbusbahnhof im Hafen in Bremerhaven. Das erste Projekt handelte von Menschen, die im Bahnhof früher gearbeitet haben, "dann haben wir als zweites Stück die Amerika-Linie gemacht, wo wir beschrieben haben wie und warum Auswandernde überhaupt weggegangen sind und wo sie herkamen. Das Stück haben wir erzählt bis zu dem Punkt bis sie zum Columbusbahnhof ankamen."
Und für die neue Inszenierung geht es nun auf das Schiff. Siemssen hat dafür viele Gespräche geführt. "Ich habe zum Beispiel mit der Enkelin des Konstruktors der SS United States gesprochen, die mir dann ermöglichte auf der immer noch vorhandenen SS United States in Philadelphia mehrere Stunden zu verbringen", außerdem sei Siemssen in Deutschland viel herum gefahren, um mit Menschen zu sprechen, die ausgewandert und später zurückgekommen sind. Für den gebürtigen Bremerhavener macht das den Reiz der Arbeit aus.
Als Theatermacher und Autor kann ich mir Texte wie sie mir von Zeitzeugen erzählt wurden gar nicht selbst ausdenken, die sind immer großartig.
Jens-Erwin Siemssen, Theaterleiter
Und die Erzählungen bleiben nun durch "Das letzte Kleinod" erhalten. Zu sehen ist das Stück bis zum 10.September immer dienstags bis sonntags um 21 Uhr im Columbusbahnhof.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Sonntag aus Bremerhaven, 15. August 2023, 12:40 Uhr