Das sagen Syrer in Bremen zum Sturz des Assad-Regimes
Der Diktator Baschar al-Assad ist gestürzt – eine Chance für einen Neubeginn nach Jahrzehnten der Unterdrückung. Was sagen die Syrer in Bremen zum Ende der Diktatur?
Die brutale Herrschaft des syrischen Machthabers Baschar al-Assad in Syrien hat nach fast 25 Jahren ein Ende: Assad ist aus Damaskus geflohen, islamistische Kämpfer feiern dort seit Sonntag ihren Sieg. Viele Menschen wollen zurück in ihr Heimatland.
Saed Kouery, 2. Vorsitzender der Syrischen Gemeinschaft Bremen
Als Saed Kouery hörte, dass Damaskus frei vom Assad-Regime war, konnte er es kaum glauben: "Als wäre ich aus einem Traum aufgewacht, unbeschreiblich!", sagt er. Er kommt aus Aleppo und hat Familie in der alten Heimat. Früher hatte er oft Angst um seine Schwester, die in Damaskus lebt. Seine Schwester habe ihm berichtet, dass die Ereignisse am Wochenende sie geschockt hätten: Sie wussten von nichts, hörten nur die Schießereien. "Jetzt sind alle überglücklich – sagen zu können: Wir sind frei!"
Hasnaa Mashhadani, Physiotherapeutin
2015 ist Hasnaa Mashhadani aus Aleppo geflüchtet. Die Ereignisse vom Wochenende sind für sie noch unwirklich. Mashhadani ist 37 Jahre alt, hat drei Kinder, mittlerweile einen deutschen Pass und eine Praxis für Physiotherapie. Einfach weitermachen fällt ihr schwer. Sie ist traumatisiert. "Ich habe viele Gedanken, ich habe viele Videos gesehen." Etwa von ihrem Onkel, der unter schlimmen Bedingungen im Gefängnis saß. Viele Menschen hätten in den Gefängnissen kein Licht gesehen, saßen 30 oder 40 Jahren in Haft, sagt sie.
Tarek Mezal, Unternehmer
"Ich wurde in den letzten Jahren oft gefragt: Willst du nach Syrien zurück?", sagt Tarek Mezal. Nein, habe er sich oft gedacht – unter den Umständen kann man Syrien vergessen. "Auf einmal denkt er sich: Wow, was mache ich jetzt?" Mezal ist als unbegleiteter Jugendlicher aus Syrien geflüchtet, seit zehn Jahren lebt er nun in Deutschland. Mittlerweile hat er sich ein Leben und sein eigenes Unternehmen in Bremen aufgebaut.
Azad Kour, Student
Azad Kour ist froh über den Fall der Diktatur in Syrien. Er ist Kurde und denkt viel darüber nach, wie es nun weitergeht in seinem Heimatland. Auch darüber, welche Rolle die islamistische Miliz HTS dabei spielen wird. "Ich hatte auf einmal viele Fragen: Wie geht es jetzt weiter? Mit den Kurden, den Christen, den Jesiden, den Aleviten." Syrien ist ein vielfältiges Land, sagt Kour. "Die Leute, die an die Macht gekommen sind, sind Islamisten. Sie wollen, so wie es aussieht, einen islamischen Staat – und das ist nicht gut."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 9. Dezember 2024, 19:30 Uhr