Fragen & Antworten
Google macht neue Bilder für Street-View im Land Bremen
Die Bilder des Karten-Service sind veraltet und sollen aktualisiert werden. Wer sein Haus nicht im Netz sehen will, kann widersprechen.
Wenn Sie in den kommenden Tagen bei sich ein Fahrzeug mit mehreren Kameras beobachten – dann ist das höchstwahrscheinlich von Google. Denn das Unternehmen will nach fast 13 Jahren seinen virtuellen Kartendienst für Deutschland updaten. Dazu sollen von heute an die Autos durch viele Städte in Deutschland fahren und Fotos machen – von Sehenswürdigkeiten, Straßen, Brücken und auch von Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung.
Ab wann sollen denn die Autos in Bremen und Bremerhaven rollen?
Das ist streng geheim – zumindest hat Google mehrere Anfragen nicht beantwortet. Es ist nur bekannt, dass die Kameraautos irgendwann zwischen Juni und Oktober fahren sollen – je nach Wetterlage und Bevölkerungsdichte, sagte eine Sprecherin von Google. Aber viele haben vielleicht ja schon im vergangenen Jahr das Auto mit den zahlreichen Kameras gesehen – denn das Unternehmen hat 2022 schon Fotos gemacht. Sie waren unter anderem in fast ganz Bremen, in einem Teil von Bremerhaven und auch schon in Oldenburg. Jetzt sollen die restlichen Bilder gemacht werden. Mitte nächsten Monats sollen die Bilder online sein.
Sind denn die neuen Aufnahmen so dringend notwendig?
Die Bilder bei Google Street-View sind schlicht veraltet. Da stehen Häuser in einigen Straßen, die schon längst abgerissen worden sind oder man kann noch in Erinnerungen an seinen letzten Einkauf bei Schlecker schwelgen. Die gibt es ja seit 2012 nicht mehr, aber bei Google Street-View ist da noch ordentlich Betrieb. Deswegen sollen neue Bilder her und da ist Deutschland recht spät dran – denn in vielen anderen Ländern gab es seit der ersten Aufnahme schon zahlreiche Updates. Und jetzt gibt es auch eins für Deutschland.
Wie kann ich mich dagegen wehren, dass mein Haus oder meine Wohnung bei Google Street View auftaucht?
Die Landesdatenschutzbeauftragte in Bremen und die Verbraucherzentralen weisen darauf hin: Wer früher sein Haus oder die Wohnung verpixelt haben wollte, muss jetzt wieder einen Antrag stellen. Dafür müssen Sie jetzt aber nicht bis Mitte nächsten Monats warten, sondern das geht auch jetzt schon. Auf support.google.com gibt es ein Musterformular, was man dafür ausfüllen muss.
Und wenn die Bilder online sind, kann man ganz einfach auf Google Street-View auf die Schaltfläche "Problem melden" klicken und dann das Anliegen da eintragen. Übrigens auch Apple bietet ja so eine virtuelle Fahrt durch die Städte an und auch dort wird es im August neue Aufnahmen aus Bremen, Bremerhaven und Niedersachsen geben. Und auch hier gibt es online die Möglichkeit Widerspruch einzulegen.
Was genau nimmt Google auf? Sind das Videos oder Fotos?
Die Google-Autos filmen keine Videos, sondern erstellen alle paar Meter hoch auflösende 3D-Panoramabilder. Diese werden später mit einer Software digital miteinander verknüpft, sodass sich die Anwenderinnen und Anwender virtuell in dem Straßenbild auf dem Smartphone oder PC bewegen können. Die insgesamt neun Kameras befinden sich in 2,9 Metern Höhe und erfassen auch Straßenschilder und Schriftzüge von Geschäften. Auto-Kennzeichen und die Gesichter von Passanten werden automatisch verpixelt.
Warum hat Google nicht wie in anderen Ländern die Aufnahmen aktualisiert?
Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern in der westlichen Welt traf Google 2010 bei der Einführung von Street View in Deutschland auf zum Teil starken Widerstand in der Politik, bei Hauseigentümern und bei Datenschützern. Fast eine Viertelmillion Menschen legten Widerspruch gegen die Aufnahmen ein und zwangen Google, die Abbildung ihrer Häuser zu verpixeln, was die Qualität des Dienstes insgesamt beeinträchtigte. 2011 kündigte der Konzern daraufhin an, keine weiteren Kamerafahrten zu unternehmen. Erst zwölf Jahre später reifte der Entschluss, einen neuen Anlauf zu unternehmen.
Warum gab es damals so eine große Aufregung?
2010 hatten nur wenige Menschen in Deutschland ein Smartphone und konnten sich kaum vorstellen, wie praktisch es sein kann, sich im Vorfeld einer Reise oder unterwegs ein Straßenpanorama anzuschauen, um beispielsweise zu überprüfen, wie die Umgebung einer Ferienwohnung aussieht. Google gelang es damals nicht, die vielen Datenschutzvorbehalte oder Sicherheitsbedenken in der Bevölkerung auszuräumen, auch weil die damalige Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) Stimmung gegen den Dienst machte.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 22. Juni 2023, 8:40 Uhr