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Uraltes Privileg in Bremen: Weshalb das Stockangelrecht gekippt wird

Bremer Stockangelrecht soll nach Jahrhunderten geändert werden

Bild: dpa

Künftig sollen alle Angler im Land Bremen eine Prüfung ablegen müssen. Denn der Stockangelschein, den Bremerinnen und Bremer einfach beantragen konnten, wird abgeschafft.

Warum wurde das Stockangelrecht gekippt?
Was war der Stockangelschein?
Wo durfte mit dem Stockangelschein geangelt werden?
Welche Fische gibt es in Weser, Lesum und Geeste?
Wie viele Bremer hatten Stockangelscheine?
Was hält der Landesfischereiverband von der Gesetzesänderung?

Dem Vorhaben hat die Wirtschaftsdeputation am Mittwochnachmittag zugestimmt. Endgültig beschließen muss die Gesetzesänderung die Bremische Bürgerschaft.

Warum wurde das Stockangelrecht gekippt?

Der Stockangelschein wurde aus dem Gesetz gestrichen, weil mehr auf Tier- und Artenschutz Rücksicht genommen werden soll. Eine "solche Praxis ist nicht mehr zeitgemäß" heißt es. "Dass es bislang theoretisch erlaubt ist, Fische zu angeln und zu töten, ohne sich vorher jemals damit beschäftigt zu haben, ist nicht mehr zeitgemäß", erläutert der tierpolitische Sprecher der Grünen Philipp Bruck.

Nun werden grundlegende Kenntnisse über das Angeln gefordert. Dazu gehörten Themen wie: Wann darf man welche Fische angeln? Wie geht man mit den gefangenen Fischen um? Auch sollen die geangelten Fische kontrolliert werden dürfen. Der Kern des Stockangelrechts, ohne Vereinsmitgliedschaften für den Eigenbedarf angeln zu dürfen, soll aber bleiben, so Bruck. Es soll eine Übergangsregelung geben, um den bisherigen Stockanglern die Möglichkeit zu geben, die Prüfungen nachzuholen.

Was war der Stockangelschein?

Der sogenannte Stockangelschein erlaubt das Angeln mit höchstens zwei Stockangeln und ist im Bremischen Fischereigesetz geregelt. Dort wurde festgelegt, dass Bremer und Bremerinnen auch ohne Fischereiprüfung in bestimmten Gewässern angeln dürfen.

Hintergrund ist ein Erlass von Kaiser Karl V. aus dem 16. Jahrhundert, der es ermöglichte zum eigenen Bedarf zu angeln. Diese Ausnahmeregelung gilt auch noch im heute geltenden Fischereigesetz aus dem Jahr 2022. Bremen ist das einzige Bundesland mit dieser Sonderregelung. Allerdings gibt es auch in anderen Bundesländern Ausnahmeregelungen. Etwa den "Urlaubsangelschein" in Schleswig-Holstein.

Wo durfte mit dem Stockangelschein geangelt werden?

Der Schein berechtigte zum Angeln in der Weser innerhalb der bremischen Landesgrenze, in der Kleinen Weser, in der Lesum flussaufwärts bis zur Burger Straßenbrücke und in dem tideabhängigen Teil der Geeste. Explizit ausgeschlossen sind Naturschutz- und Fischschongebiete.

Welche Fische gibt es in Weser, Lesum und Geeste?

In den bremischen Fließgewässern leben mehr als 20 Fischarten, sagt Rolf Libertin vom Landesfischereiverband Bremen. "Die gängigsten sind Zander, Hecht, Karpfen, Brassen, Barsch und Aal", sagt Libertin.

Wie viele Bremer hatten Stockangelscheine?

Das ist unklar. "Die Zahl ist nicht mehr sicher nachvollziehbar", teilte ein Sprecher der Obersten Fischereibehörde mit. Geschätzt hätten noch etwa 25.000 Bremer Bürgerinnen und Bürger Stockangelscheine.

Was hält der Landesfischereiverband von der Gesetzesänderung?

Auch der Landesfischereiverband ist der Meinung, dass Angler einen Sachkundenachweis haben sollten. "Deshalb ist es richtig, das Stockangelrecht zu reformieren", sagt Rolf Libertin. "Wir sind aber technisch nicht in der Lage, diejenigen, die das Recht ausüben wollen, schlagartig zu prüfen oder Lehrgänge anzubieten." Deshalb habe man versucht, in Abstimmung mit der Fischereibehörde erst einmal eine Informationsveranstaltung zu machen und dann zu gucken, wie sich das Verhalten der Angler ändere. "Darauf wollten wir dann aufbauen", sagt Libertin.

* Dieser Artikel wurde zum ersten Mal am 13. März 2024 veröffentlicht. Jetzt wurde er aktualisiert und erneut veröffentlicht.

Autorinnen und Autoren

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 25. September 2024, 19:30 Uhr