Kommentar

Bremerhaven ohne Stadthalle – das ist keine Option

Eine Außenansicht der Stadthalle Bremerhaven.

Sanierung der Bremerhavener maroden Stadthalle beschlossen

Bild: Radio Bremen | Sonja Harbers

Die Stadthalle wieder auf Vordermann zu bringen, ist in jedem Fall eine kostspielige Angelegenheit. Doch Bremerhaven braucht diesen Ort, meint Redakteur Dirk Bliedtner.

Zugegeben, es ist ein Drahtseilakt: Bei einem Neubau in Bremerhaven könnten die Kosten durch die Decke gehen. Aber tauchen bei einer Sanierung immer neue Baustellen auf – das ist sogar sehr wahrscheinlich – könnten sie auch ins Unermessliche steigen.

Also am besten dicht machen, den ganzen Laden? Weil sich klamme Städte eine solche Halle ohnehin nicht mehr leisten können? Schließlich fehlt das Geld überall. Stichwort: marode Schulen. Schlaglöcher auf den Straßen, Brücken und Kajen, die zusammenzubrechen drohen. Also dann gleich alles schließen, Schulen, Häfen, Straßen?

Ein Ort mit vielen Facetten

Die Behörden haben ihre Möglichkeiten bei der Betriebsgenehmigung der Stadthalle bereits maximal ausgeschöpft. Das Stadthallen-Management hangelt sich von einer Veranstaltungsgenehmigung zur nächsten. Ganz große Events mit etlichen Tausend Menschen sind eh nur draußen als Open Airs möglich.

So eine Stadthalle hat allerdings viele Facetten: Sie ist Aushängeschild der Stadt, der Ort für Veranstaltungshighlights. Ein Ort, an dem auch Geschichte geschrieben wird. Gerne erinnert man sich in der Stadt zum Beispiel an 1988, als "Wetten, dass…" in der Halle gastierte.

50 Jahre hat die Stadthalle inzwischen auf dem Buckel. Ob Technik, Bausubstanz oder Sicherheitsstandards – hier liegt fast alles im Argen. So viel, dass schon eine simple Sanierung mindestens 20 Millionen Euro kosten wird. Ein Neubau wohl fast das Dreifache.

So gesehen ist die Frage berechtigt: Braucht eine mittelgroße Stadt wie Bremerhaven noch eine eigene Stadthalle – und hat die Halle wirklich eine Bedeutung als Wirtschaftsfaktor? Ja, das hat sie! Denn für Menschen aus Bremerhaven und dem Umland ist sie die erste Anlaufstelle, wenn es um Großveranstaltungen geht.

Ein Magnet für Touristen und Einheimische

Und es lohnt sich darum, sie so auszurüsten, dass dort nicht nur der x-te Flohmarkt laufen kann, sondern auch Großevents, für die die Menschen sonst nach Bremen, Oldenburg oder Hamburg fahren würden. Sie ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern ein besonderes Veranstaltungsprogramm direkt vor Ort.

Außerdem hat sie einen bedeutenden Wert für Touristen, wenn sie in ihrem Urlaub wetterunabhängig zum Beispiel besondere Konzerte erleben können. Und darüber hinaus ist sie auch noch die Heimat der Basketballer der Eisbären.

Corona-Folgen, verändertes Freizeitverhalten, eine Krise jagt die nächste… Es gibt sicher auch Gründe, auf einen Neubau zu verzichten. Fakt aber ist: Eine sinnvolle Sanierung der Stadthalle ist von der Politik doch längst verschleppt worden.

Jahrelang wurde auch über einen Neubau der Eisarena in Bremerhaven diskutiert und gestritten, der dann 2011 endlich kam. Heute ist die Stadt mit dem Erfolg der Fischtown Pinguins in der Deutschen Eishockey Liga froh, diese Halle zu haben!

Auch mit Blick auf künftige Nutzungsmöglichkeiten und das Einsparen von Energie bleibt nur eine vernünftige Lösung: einen Neubau – am besten auch mit Hilfe von Privatinvestoren – nicht auf den St. Nimmerleinstag zu verschieben, sondern so schnell wie möglich anzupacken!

Autor

  • Dirk Bliedtner
    Dirk Bliedtner Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 8. Mai 2024, 6 Uhr