Wie Rollstuhlfahrer bei den Maritimen Tagen auf die Weser hinaussegeln
Mit dem Rollstuhl auf hoher See – das klingt erstmal schwierig. Bei den Maritimen Tagen in Bremerhaven ist das in diesem Jahr aber möglich.
Früher ist Rüdiger Olsen selbst zur See gefahren. Auf einem Fischkutter hat er gearbeitet, um Geld für einen Opel Kadett zur Seite legen zu können. Heute sitzt Olsen im Rollstuhl. So wie früher auf einem Kutter mit anpacken, das geht nicht mehr. Aber raus auf See geht es für ihn trotzdem noch. Denn bei den Maritimen Tagen in Bremerhaven werden auch inklusive Segeltörns angeboten.
Das besondere Schiff kommt aus Nordrhein-Westfalen
Über eine Rampe fährt er direkt an Deck der "Henk de Mol". Das 7,50 Meter lange Segelboot gehört dem Verein "Inklusives Segeln für Alle" in Kaarst in Nordrhein-Westfalen und wurde entsprechend umgebaut. An Bord haben drei Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer plus Begleitung Platz. Den Törn leiten zwei erfahrene Segler.
Vom Neuen Hafen aus geht es zuerst mit Motorkraft durch die Schleuse beim Bremerhavener Zoo. Nach der Schleuse werden die Segel gesetzt. Mit frischem Wind aus Südwest segelt die "Henk den Mol" flussaufwärts.
Segler freuen sich über Seehund
Für Rüdiger Olsen ist der Alltag im Rollstuhl anstrengend. Besonders regen ihn Bordsteine im öffentlichen Straßenverkehr auf. Umso schöner findet er, dass es hier an Bord keine Stufen gibt: "Hier war das ja alles optimal, das ist gut vorbereitet gewesen, da kann man nichts sagen."
Die "Henk de Mol" arbeitet sich flussaufwärts gegen den Strom voran. Draußen auf der Weser vor Bremerhaven zeigt Skipper Malte Schimmel auf die Sandbank. "Voraus liegt ein Seehund an der Wattkante – rechts vom Kirchturm."
Viele Segelklubs bieten inklusives Segeln an
In Deutschland gibt es eine große inklusive Segelszene, sagt Schimmel. Blinde, Menschen mit geistigen Einschränkungen und alle, die nicht bettlägerig sind, können mit an Bord auf Boote wie die "Henk de Mol". 48 Segelklubs mit inklusivem Angebot sind auf der Homepage des Deutschen Segler-Verbands zu finden.
Nach etwa anderthalb Stunden steuert der Skipper die "Henk de Mol" wieder Richtung Neuer Hafen. "Das war mal eine entspannte Geschichte, war super, ein bisschen den Wind um die Ohren", resümiert Rüdiger Olsen. Und Skipper Schimmel freut sich mit: "Die strahlenden Gesichter von den Menschen im Rollstuhl, das ist ein unbezahlbares Geschenk, was wir denen ermöglicht haben."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, der Mittag, 15. August 2024, 13:40 Uhr