Tierische Lehrerin: So hilft Schulhündin Grey im Grundschul-Unterricht
Die Grundschule Bokel im Kreis Cuxhaven ist auf den Hund gekommen – genauer gesagt auf Schulhündin Grey, die dort regelmäßig "mitunterrichtet". So harmonieren Tier und Schüler.
"Liam, lass sie gleich mal würfeln und dann schmeißt du ihr einfach ein Leckerli hin, dass sie weiß, sie kriegt das fürs Würfeln." Eine Szene mitten aus einem Klassenzimmer der 3a in der Grundschule Bokel im Landkreis Cuxhaven. Die sieben Jahre alte Hundedame Grey sitzt auf einer Decke vor der Tafel. Braun-graues Fell, etwa 60 Zentimeter groß und 22 Kilogramm schwer. Sie ist ein Europäischer Hound, ein Schlittenhund. In der Klasse hilft die Hündin gerade bei einem Pausenspiel. Mit ihrer Schnauze stupst sie einen Holzwürfel von einem Hocker. Eine Drei.
Die Kinder der 3a boxen in die Luft oder stehen auf Zehenspitzen – je nachdem welche Zahl Grey würfelt. Zweimal in der Woche kommt die Hündin von Klassenlehrerin Katharina Kalicinski für ein paar Stunden mit in die Grundschule Bokel. Die Kinder sagen, es sei in der Klasse leiser, wenn Grey da ist. Warum, erklärt Schülerin Svea: "Hunde hören ja sieben Mal lauter als Menschen, deshalb ist man hier ruhiger."
Schulhündin ist für Stresssituationen geschult
Klassenlehrerin Kalicinski hat mit Grey über ein halbes Jahr lang eine Fortbildung zum Schul- und Lern-Begleithundeteam gemacht. Dazu gehörte unter anderem, bestimmte Stresssituationen zu üben. Kalicinski bestätigt: Ist der Hund da, geben sich die Kinder Mühe, sich ruhig zu verhalten. Das ist eine der Hunde-Regeln in der Klasse. Verabredet ist auch, dass die Taschen zu bleiben und der Fußboden aufgeräumt sein muss, damit Grey dort nichts Gefährliches findet. Lehrerin Kalicinski glaubt, dass die Kinder durch den Hund aufmerksamer sind – und entspannter.
Wenn Grey vorbeiläuft, kann ich kurz abschalten, Kraft tanken beim Kraulen. Dann gehe ich aber auch wieder gut an die Arbeit und mache, worauf ich mich konzentrieren soll. Das ist phasenabhängig, aber ich habe das Gefühl, dass die Kinder mit Grey besser lernen können.
Katharina Kalicinski, Klassenlehrerin
Dass der Hund ihnen hilft, sich besser zu konzentrieren, sagen auch einige Kinder. Thies zum Beispiel: "Ich arbeite dann immer etwas mehr." Der Junge hat heute Hundedienst und achtet unter anderem darauf, dass Grey frisches Wasser in ihrem Napf hat. Thies darf auch in der Mathestunde mit Grey würfeln. Die Kinder schreiben die entsprechende Zahl in ihr Heft. Sie üben für den Mathetest: Zahlen bis 1.000 aufschreiben, Plus und Minus rechnen.
Schulhündin ruht sich bei Schulleiterin aus
Nach der Mathestunde ruht sich Grey im Büro der Schulleiterin aus. Eine Hundebox mit Decke und ein Wassernapf stehen bereit. Schulleiterin Wiebke Wiebersiek sieht die Schulhündin als Bereicherung. Sie sagt, alle Kinder würden so gestärkt.
Egal, wie ich in der Schule bin. Egal, ob ich Mathe kann oder Deutsch. Egal, ob mich jemand anderes mag. Ob ich zwei Freunde hab oder zehn. Der Hund ist einfach immer da, immer neutral, geht immer offen auf alle zu. Es stärkt vor allem das Selbstbewusstsein von den Kindern. Sie werden ruhiger und man hat auch weniger Konflikte.
Wiebke Wiebersiek, Schulleiterin
Seit einem halben Jahr ist Grey inzwischen Schulhündin. Sie gehört dazu, das zeigen auch Fotos: Sie ist mit auf dem Klassenfoto der 3a und auf dem Kollegiumsfoto. Auch eine Hunde-AG hat die Grundschule. Da lernen die Kinder mehr über Hunde und wie man mit den Tieren umgeht.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 24. Januar 2024, 11:10 Uhr