Wie eine Bremerin durch einen Schockanruf viel Geld verloren hat
Betrüger lassen sich einiges einfallen, um Menschen um ihr Geld zu bringen. Eine Betroffene erzählt, wie sie drei Stunden lang am Telefon gehalten wurde.
"Schreien, weinen und dazwischen Mama. Ich habe sofort gerufen 'Lotti, bist du das?' – und dann war es ganz lange still." Ein Telefonanruf und seitdem steht Irene Meyer, die eigentlich anders heißt, unter Schock. Sie glaubt, mit Polizei und Staatsanwaltschaft zu sprechen. In Wirklichkeit sind es jedoch Betrüger. Die Menschen am Telefon lassen Meyer in dem Glauben, dass ihre Tochter einen schlimmen Autounfall hatte. Die Tochter sei sogar für den Tod eines Menschen verantwortlich und in Gewahrsam bei der Polizei.
Immer wieder versucht Meyer, die vermeintlichen Beamten dazu zu bringen, ihre Tochter ans Telefon zu holen, aber immer wieder wird sie abgewimmelt. Ihrer Tochter Lotti gehe es psychisch einfach zu schlecht dafür. Dann bieten die Betrüger an, Meyer könne ihre Tochter bis zum Gerichtstermin mit nach Hause nehmen, wenn sie eine Kaution bei der Polizei hinterlege.
Schockanruf dauerte drei Stunden
Auf diese Forderung ist Meyer eingegangen. Es kam ein angeblicher Kurier, der das Geld für die Kaution entgegen nahm. Erst langsam realisierte sie danach, was gerade passiert ist.
Und da fing es langsam an bei mir, in der Entspannung, da kam der Kopf wieder und ich wusste, das war's.
Irene Meyer, Opfer eines Schockanrufs
Insgesamt dauerte der Schockanruf drei Stunden, in denen sie durch Drohungen, dass sie sonst ihrer Tochter schaden würde, ans Telefon gefesselt wurde. Bei Irene Meyer erbeuten die Betrüger Wertsachen und eine fünfstellige Geldsumme. Angezeigt hat Meyer ihren Fall, aber ihr Geld wird sie vermutlich nicht wiedersehen.
Erfolgreiche Schockanrufe werden weniger
Der Polizei ist diese Masche nicht unbekannt; in Bremen beschäftigt sich die Abteilung "Straftaten zum Nachteil älterer Menschen" mit solchen Schockanrufen. Im Jahr 2021 gab es laut Polizei Bremen 1.180 solcher versuchter Straftaten – jeder fünfte Versuch ist erfolgreich. Seit Ende 2020 sind die Zahlen rückläufig. Fünf Jahre zuvor gelang Trickbetrügern noch jeder vierte Versuch. Die Polizei vermutet, dass der Grund für den Rückgang die pandemiebedingte Ausnahmesituation sein kann. Mehrere Lockdowns und die Möglichkeit des Arbeitens von zu Hause haben die Tatmöglichkeiten eingeschränkt.
Tipp: Einfach auflegen, sobald etwas komisch wirkt
Einer der Bremer Ermittler, die solche Schockanrufe aufklären, ist Ingo Schmidt. Er sagt, die Betrüger benutzen zum Teil Abkürzungen, die echte Polizisten auch nutzen. Doch es gebe einen großen Unterschied.
Den falschen von einem echten Polizisten unterscheidet, dass ein echter Polizist niemals das Gegenüber unter Druck setzen würde. Er würde keine Fragen über Vermögen oder private Daten abfragen und schon gar nicht, sich Gegenstände oder Geld aushändigen lassen.
Ingo Schmidt, Polizei Bremen
Schmidt hat einen Tipp: Wem am Telefon irgendwas komisch vorkomme, der solle einfach auflegen. Also wirklich auflegen und darauf achten, dass das Telefonat nicht noch im Hintergrund läuft. Wenn es wichtig sein sollte, dann werde die Polizei sich schon auf einem anderen Weg melden. Ansonsten könne man auch einfach direkt zu einem Polizei-Revier gehen und nachfragen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. Januar 2022, 19.30 Uhr