Dutzende Anzeigen: Wird diese Straftat in Bremen zum Trend?
Keiner kommt rein: An Wohnhäusern werden immer wieder Schlösser zugeklebt. Die Polizei meldet dutzende Fälle. Das ist kein moderner Klingelstreich, sondern eine Straftat.
Klingelstreiche sind von gestern. In Bremen macht derzeit offenbar ein neuer Trend die Runde. Vor allem in der Innenstadt stehen immer mehr Bürgerinnen und Bürger vor verschlossenen Türen, weil ihr Schlüssel nicht mehr ins Schloss passt. Der Grund: Unbekannte verkleben die Schließzylinder mit Sekundenkleber – und zerstören so gezielt das Schloss.
Seit November 2022 bis Mitte April dieses Jahres verzeichnet die Polizei drei bis vier Dutzend dieser Straftaten in der Stadt Bremen. "Erhöhte Vorgangszahlen sind für den Januar und April dieses Jahres festzustellen", sagt Polizeisprecherin Franka Haedke.
Viel mehr Fälle als Anzeigen
Die angezeigten Sachbeschädigungen scheinen allerdings nur die Spitze des Eisbergs zu sein. "Wir haben das im Moment zehnmal die Woche", sagt Oliver Pätsch, der ein Schlüssel- und Sicherheitsfachgeschäft in Bremen-Walle führt. Im vergangenen Jahr habe es sogar Wochen gegeben, in denen seine Außendienstmitarbeiter rund fünfzig Mal wegen zugeklebter Schlösser gerufen worden seien. Viertel, Contrescarpe, Innenstadt, Findorff – vor allem in der Straße Auf den Häfen sei die Situation zum Teil sehr schwierig gewesen. "Da hatten wir die passenden Ersatzzylinder zwischenzeitlich schon auf Vorrat bei uns liegen", sagt Pätsch.
Entsprechende Sachbeschädigungen kämen in verschiedenen Stadtteilen vor, sagt Polizeisprecherin Franka Haedke. "Im Viertel liegt dabei ein räumlicher Schwerpunkt".
Tätern drohen bis zu zwei Jahre Haft
Wer die Täter sein könnten, darüber macht die Polizei auf Nachfrage von buten un binnen keine Angaben. Klar ist jedoch, dass denjenigen, die erwischt werden, Ungemach droht. Denn das Verkleben von Haustürschlössern ist eine strafbare Sachbeschädigung. Gemäß Paragraf 303 des Strafgesetzbuchs drohen Tätern vor Gericht bis zu zwei Jahren Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe.
Hinzu kommen die Kosten für den Austausch der zerstörten Schlösser und unbrauchbaren Schlüssel – zum Teil mehrere Hundert Euro.
Schließzylinder umdrehen als Notlösung
Denn auch mit den im Internet empfohlenen Methoden wie dem Lösungsmittel Aceton, heißem Wasser oder Bunsenbrennern lasse sich der Klebstoff praktisch nicht mehr entfernen, sagt Handwerksmeister Oliver Pätsch. Nur bei sehr hochwertigen Schlössern sei eine Reparatur vielleicht einmal möglich. "Das ist aber keine Standardlösung und auch nicht wiederholbar."
Als Notlösung empfiehlt Pätsch, den Zylinder einmalig umzudrehen, sodass die kaputte Seite des Schlosses nach innen zeige. "In manchen Fällen kann auch mal ein anderes Schloss mit gleichem Zylinder zum Beispiel einer Hoftür in die Haustür eingebaut werden." Spätestens nach der nächsten Klebeattacke sei dann allerdings ein neuer Schließzylinder fällig.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, 24. April 2023, 8 Uhr