Bremer Rechtsanwalt soll 175.000 Euro von Mandanten veruntreut haben

Bremer Rechtsanwalt soll 175.000 Euro von Mandanten veruntreut haben

Bild: dpa | Zoonar/ Sirijit Jongcharoenkulchai


Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Mann. Seine Zulassung als Rechtsanwalt ist dem Juristen mittlerweile entzogen worden.


Einer der mutmaßlich Geschädigten ist Handwerker Frank von der Reidt aus der Nähe von Syke. Der 61-Jährige hatte vor vier Jahren einen schweren Verkehrsunfall. Dabei zog er sich zahlreiche Knochenbrüche zu, die einen monatelangen Krankenhausaufenthalt notwendig machten.


Frank von der Reidt nahm die Dienste des besagten Bremer Rechtsanwalts in Anspruch, um sich in dieser schwierigen Situation juristisch abzusichern. "Weil ich an der Kollision nachweislich nicht Schuld war, übernahm die Versicherung des Unfallgegners einen Großteil der Kosten, die anfielen", berichtet von der Reidt. Trotz aufwendiger Behandlung ist der Handwerker allerdings bis heute nicht wieder voll hergestellt. Seinem Beruf kann er nur eingeschränkt nachgehen. Die gegnerische Versicherung schlug deshalb im vergangenen Jahr eine Kompensationszahlung in Höhe von 150.000 Euro vor.

So eine Summe hätte mein Leben tatsächlich entscheidend verändert

Frank von der Reidt, 61-jähriger Handwerker aus Syke
Frank von der Reidt
Frank von der Reidt hatte vor vier Jahren einen schweren Verkehrsunfall. Das Geld der gegnerischen Versicherung kam allerdings nie bei ihm an. Bild: Radio Bremen


Doch die 150.000 Euro kamen laut Frank von der Reidt nie bei ihm an. Sein Bremer Rechtsanwalt habe die Zahlung auf ein Kanzlei-Konto erhalten, so der Handwerker. Anschließend habe der Jurist ihn wochenlang vertröstet und sei schließlich gar nicht mehr erreichbar gewesen.


Über mögliche Beweggründe des Rechtsanwalts rätseln sowohl Frank von der Reidt als auch die Staatsanwaltschaft. Auch gegenüber buten un binnen äußert sich der Beschuldigte nicht. Die Bremer Anwaltskammer weist allerdings darauf hin, dass Rechtsanwälte selbst nach Beendigung ihrer Karriere einer im Strafgesetzbuch geregelten Geheimhaltungspflicht unterliegen. Diese gelte für beinahe sämtliche Belange, die aktuelle oder ehemalige Mandanten beträfe.


Der Beschuldigte hat bis zum Zeitpunkt der Vorwürfe offenbar jahrelang erfolgreich und unbescholten eine Anwaltskanzlei geführt. Auch gesellschaftlich war er stark engagiert. Unter anderem ist er 2021 als Nachrücker in den erweiterten Aufsichtsrat von Werder Bremen gewählt worden.

Durchsuchungen im Dezember


Seine Karriere als Rechtsanwalt ist allerdings bis auf weiteres beendet. Laut Staatsanwaltschaft hat die Bremer Anwaltskammer dem Beschuldigten seine Zulassung als Anwalt entzogen. Sollte dem Juristen Veruntreuung nachgewiesen werden, droht ihm eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Die Ermittler hatten bereits im Dezember die Räumlichkeiten des Beschuldigten durchsucht. Dabei waren sie nicht nur auf der Suche nach Beweismaterial, sondern nahmen auch Vermögenswerte in Augenschein.

"Man wird schauen müssen, wie die wirtschaftliche Lage des Beschuldigten ist, ob das Geld sich noch auf seinen Konten befindet oder ob er sonstige Vermögensgegenstände hat, die verwertet werden können", erläutert Frank Passade, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es bestehe durchaus eine Chance, dass die Geschädigten ihr Geld wiedersehen könnten.

Autor

  • buten un binnen-Reporter Sebastian Manz
    Sebastian Manz Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 07. Februar 2024, 19:30 Uhr