Fragen & Antworten

Wie man sich vor Ratten schützt

Eine Wanderratte kommt aus einem Loch in der Stadt.
Die Wanderratte hat sich perfekt an das Leben in der Stadt angepasst. Bild: Imago | Funke Foto Services

In Bremen wimmelt es vor Ratten. Die Politik geht verstärkt gegen die Nager von. Schädlingsbekämpfer sagen, wie man sich vor Ratten schützen kann und wie man sie bekämpft.

Die Stadt Bremen hat Ratten den Kampf angesagt. So hat die Stadtbürgerschaft am Dienstag eine Meldepflicht für sichtbaren Rattenbefall beschlossen. Das Gesundheitsamt richtet ein zentrales Meldesystem ein. Zudem überarbeitet Bremen sein Abfallmanagement, möchte für mehr geschlossene, schwer zugängliche Behälter sorgen.

Was aber können und sollten Bremens Bürgerinnen und Bürger tun, wenn sie Ratten in ihrer Umgebung bemerken? buten un binnen hat darüber mit dem Gesundheitsamt und mit einem privaten Schädlingsbekämpfer gesprochen:

Porträt von Julian Emad
Kammerjäger Julian Emad bekämpft Ratten mit Giftködern. Bild: privat

Wie erkennt man, ob man es mit einem Rattenbefall zu tun hat, oder ob man nur zufällig eine Ratte gesehen hat?

Julian Emad ist geschäftsführender Gesellschafter der Bremer Schädlingsbekämpfung "McKill". Er sagt: "Bei der Sichtung einer Ratte sollten die Alarmglocken schrillen." Es handele sich dabei um einen starken Indikator für Rattenbefall in der näheren Umgebung.

Daher solle man anschließend das Haus und den Keller nach weiteren Hinweisen absuchen. Dazu zählten Kotspuren, Nagespuren, beispielsweise an Kabeln, oder auch – sofern es sich um staubige Kellerräume handelt – Laufspuren. Ein weiterer Indikator seien Uringerüche.

Was sollte man bei Rattenbefall daheim unternehmen?

Das kommt darauf an, ob man zur Miete wohnt oder Eigentümer seiner Wohnung ist. Mieter sollten den Vermieter informieren, Eigentümer ein zertifiziertes Schädlingsbekämpfungsunternehmen einschalten, rät Frank Piontek, Schädlingsbekämpfer des Gesundheitsamts Bremen.
Auch bittet das Gesundheitsamt Bremen Bürger der Stadt Bremen, Rattenbefall über diese Website oder telefonisch zu melden (Rufnummer: 0421 361 155 51).

Demnächst, so hat es die Bremer Stadtbürgerschaft beschlossen, soll die Meldung des Rattenbefalls beim Gesundheitsamt in der Stadt Bremen zur Pflicht werden. Zu diesem Zweck möchte das Gesundheitsamt eine neue Software einführen, die die Befallsmeldung vereinfachen soll, sagt Piontek. In Bremerhaven gibt es keine Meldepflicht bei Rattenbefall.

Was können Mieter tun, wenn die Wohnungseigentümer nichts gegen den Rattenbefall unternehmen, obwohl sie im Bild sind?

In der Stadt Bremen sollten sie sich unter der Email-Adresse "infektionsschutz@ordnungsamt.bremen.de" beim Ordnungsamt melden, rät Piontek. In Bremerhaven erreicht man das Bürger- und Ordnungsamt per Email über die Adresse "ordnung@magistrat.bremerhaven.de" sowie telefonisch unter 0471 590 3730.  

Was sollte man machen, wenn man Rattenbefall im öffentlichen Raum bemerkt?

In der Stadt Bremen sollte man in solch einem Fall das Gesundheitsamt einschalten, sagt Piontek. In Bremerhaven bittet bei Rattenbefall im öffentlichen Raum das Bürger- und Ordnungsamt um Hinweise.

Bild einer Hausratte.
Hausratten sind kleiner als Wanderratten. Ihr Schwanz ist länger als ihr Körper. Bild: dpa | imagebroker/Sunbird Images

Angenommen: Man lebt auf einem von Ratten befallenem Grundstück und Kammerjäger schreiten zur Tat. Wie gehen sie üblicherweise vor?

Kammerjäger Julian Emad erklärt sein Vorgehen so: "Wir fangen an mit der Inspektion. Bestätigt sich der Verdacht, so setzen wir Fraßköder ein." Dabei handele es sich um in Boxen gesicherte Giftköder, Blutgerinnungshemmer, die die Ratten zunächst verzehrten, ehe ihnen schwummerig werde. "Dann verziehen sie sich normalerweise in ihre Bauten und sterben."
Im Regelfall, so Emad weiter, kontrolliere sein Unternehmen das Ködermaterial wöchentlich. Üblicherweise dauere es drei bis vier Wochen, ehe alle Ratten tot seien.

Was ist so schlimm an Ratten, dass man sie töten lassen sollte?

Ratten können viele Krankheiten übertragen, auch, weil sie sich oft in der Kanalisation, auf Mülldeponien und anderen Orten aufhalten, an denen sie viel mit Keimen, Bakterien und Viren in Kontakt kommen, sagt Frank Piontek vom Gesundheitsamt Bremen. Darüber hinaus richteten sie oft große materielle Schäden an, indem sie beispielsweise Elektroleitungen anknabbern und dadurch im schlimmsten Fall Brände auslösen.  

Was kostet wen der Einsatz der Schädlingsbekämpfer zur Beseitigung von Ratten?

Je nach Schwierigkeit rund 400 bis 800 Euro, sagt Emad. Zahlen müsse normalerweise der Eigentümer, sofern er dem Mieter kein Verschulden nachweist. In vielen Fällen komme allerdings auch die Versicherung für den Einsatz der Schädlingsbekämpfer auf: die Hausratsversicherung der Mieter beziehungsweise die Wohngebäudeversicherung der Vermieter.

Welche Alternativen hat, wer keine Schädlingsbekämpfer beauftragen möchte?

Man kann versuchen, selbst der Rattenplage Herr zu werden. Doch davon raten sowohl Emad als auch die Städte Bremen und Bremerhaven dringend ab. Sie würden immer Profis einschalten. "Frei verkäufliche Rattengifte sind oft Präparate älterer Generation. Die Ratten sind dagegen mitunter schon immun", erklärt Emad einen der Gründe dafür. Auch der Einsatz von Schlagfallen, wie man sie etwa im Baumarkt kaufen kann, ergebe bei Rattenbefall kaum Sinn, sagt der Kammerjäger.

Ratten vermehren sich rasend schnell. Mit Schlagfallen kann man gar nicht dagegen ankillen.

Kammerjäger Julian Emad

Dass Haustiere Ratten beseitigen werden, hält Emad ebenfalls für illusorisch. Zum einen locke ihr Futter die Nager eher an als sie zu vertreiben. Zum anderen habe er auch schon Katzen erlebt, die vor Ratten davongelaufen seien statt sie zu jagen.

Mit Ratten welcher Arten haben wir es im Land Bremen meist zu tun?

Zu etwa 95 Prozent mit Wanderratten und zu fünf Prozent mit Hausratten, sagt Emad. "Bei der Wanderratte ist der Körper länger als der Schwanz, bei der Hausratte ist es umgekehrt", erklärt er. Auch würden Wanderratten deutlich größer und schwerer als Hausratten.

Kirstin Haunhorst, Amtsleiterin des Lebensmittelüberwachungs-, Tierschutz- und Veterinärdienstes des Landes Bremen ergänzt: "Hausratten halten sich gerne in Wohnungen, Häusern und auf Dachböden auf und bauen dort auch ihre Nester."

Die Wanderratte fühle sich sowohl in Häusern wohl als auch draußen, in Schuppen, Komposthaufen oder der Kanalisation. Sie legten ihre Nester üblicherweise im Außenbereich an, gerne als Erdbau in der Nähe von Gewässern. "Sie können auch sehr gut schwimmen und klettern,", so Haunhorst.

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Bild: Radio Bremen
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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. Januar 2025, 19:30 Uhr