Infografik
Wo sich ein Bremer Umweltschützer Plastik statt Papier wünscht
Ob in Büros, für Printmedien oder für Verpackungen: Papier scheint unersetzbar zu sein. Doch der BUND Bremen sagt: Es gibt vielfach umweltfreundlichere Alternativen zu Papier.
Rund 3.000 Papiersorten gibt es, allein etwa 70 Sorten Altpapier. Papier brauchen wir zum Lesen, Schreiben, als Verpackungsmaterial oder auch für unsere Hygiene, etwa um Taschentücher oder Toilettenpapier herzustellen. Doch: Ist Papier grundsätzlich für alles das erste Mittel der Wahl? Nein, sagen Umweltschützer. Denn die Ökobilanz von Papier lässt zu wünschen übrig. Klaus Prietzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Bremen und das Umweltbundesamt zu den Hintergründen:
Wie viel Papier verbrauchen die Deutschen pro Jahr?
Etwa 220 Kilogramm pro Person und Jahr. So steht es in der "Aktualisierten Ökobilanz von Grafik- und Hygienepapier" des Umweltbundesamts aus November 2022. Die Autoren sprechen von einer Stagnation beim Papierverbrauch auf hohem Niveau. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Papierverbrauch in der Europäischen Union lag den Zahlen des Umweltbundesamts zufolge 2020 bei 152 Kilogramm pro Person und Jahr, in China bei rund 75,4 Kilo, in Brasilien bei 46 Kilo und in Indien bei 12,6 Kilo.
Die Deutschen und ihr Papier
Wie viel Energie benötigt man, um Papier herzustellen?
Die Produktion einer Tonne Frischfaserkopierpapiers erfordert laut Umweltbundesamt genau so viel Energie wie die Herstellung einer Tonne Primärstahl. "Damit ist die Papierindustrie der weltweit fünftgrößte industrielle Energieverbraucher", heißt es dazu in der "Aktualisierten Ökobilanz von Grafik- und Hygienepapier" des Umweltbundesamts.
Hinzu kämen die Transporte von Rohstoffen und Fertigprodukten. "Vor diesem Hintergrund wird die Notwendigkeit eines sparsamen Umgangs mit Papier deutlich", sagt das Umweltbundesamt dazu.
Gibt es nachhaltige Alternativen zu Papier?
Das kommt auf den Verwendungszweck an, sagt Klaus Prietzel, Vorsitzender des BUND für Umwelt- und Naturschutz Bremen. Grundsätzlich böten sich zum Transport und zum Verpacken einer Ware Mehrwegverpackungen als Alternative zu Papier an, zumindest in vielen Fällen.
"Bei Flüssigkeiten und Getränken denke ich dabei zuerst an Glas als Alternative zu kaschierten Kartons", so Prietzel. Bei diversen anderen Verpackungen sei Kunststoff oft die bessere Alternative zu Papier – sofern die Mehrfachverwertung gewährleistet sei. "Und das, obwohl Kunststoff ja zurecht aus verschiedenen Gründen geächtet wird", fügt er hinzu. Zwar belaste Plastik für sich genommen die Umwelt stärker als Papier. Aber auf die einzelne Verpackung herunter gerechnet, ergebe sich oft ein anderes Bild. Denn für Verpackungen aus Kunststoff sei in der Regel weniger Material vonnöten, um ein Produkt zu schützen, als man hierzu Papier bräuchte. Auch ließen sich Kunststoffverpackungen im Normalfall öfter wiederverwertet als solche aus Papier.
Gänzlich unsinnig findet es Prietzel, für den Einkauf Kunststofftüten durch Papiertüten zu ersetzen. "Das ist keine Lösung", stellt er fest. Das Beste sei, wenn Kundinnen und Kunden alles, was zum Transport ihres Einkaufs nötig sei, selbst mitbrächten: von der Einkaufstasche bis hin zu den Gefäßen, um unverpackte Waren zu kaufen.
Wie sieht es mit Druckerzeugnissen aus: Ließe sich Papier hier ersetzen?
Vielleicht nicht vollständig ersetzen – aber einsparen, stellt Prietzel fest. So liege der Anteil der nicht verkauften Ausgaben bei den Printmedien in Deutschland bei über 30 Prozent: "Da wird sinnlos Papier erzeugt, bedruckt und dann weggeschmissen." Fragwürdig findet Prietzel auch, dass viele Illustrierte und sonstige Printmedien lediglich einmal kurz durchgeblättert und dann weggeworfen würden.
In vielen Fällen, etwa für Büroarbeit, ist Papier nach wie vor unverzichtbar. Was sollte man beim Kauf beachten, um die Umwelt zu schonen?
Man sollte, wenn möglich, Altpapier kaufen, und zwar solches mit einem möglichst hohen Anteil an recyceltem Papier. Das gelte sowohl für Papier zum Ausdrucken als auch für Papier, das man für Verpackungen nutzen möchte. "Der Energie- und Wasserverbrauch beim Erzeugen von Recyclingpapier ist viel niedriger als bei Frischfaserpapier", sagt Prietzel dazu.
So benötige man zur Erzeugung einer Tonne Frischfaserpapier 13.000 KW/h (Kilowattstunden) Energie und mehr als 50.000 Liter Wasser. Um eine Tonne Recyclingpapier herzustellen, seien dagegen rund 4.200 KW/h Energie erforderlich sowie etwa 11.000 Liter Wasser. Das entspricht einer Ersparnis von knapp 70 Prozent Energie und knapp 80 Prozent Wasser.
Wer seinerseits ein paar einfache Rechnungen zum Thema Nachhaltigkeit und Papier anstellen möchte, dem empfiehlt Prietzel diesen Nachhaltigkeitsrechner.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 29. September 2023, 19:30 Uhr