6 Monate nach Brand: Mieter in Osterholz im Stich gelassen?

Nach einem Hochhausbrand in Osterholz-Scharmbeck werfen Bewohnerinnen und Bewohner dem Eigentümer vor, die sanierungsbedürftige Immobilie zu vernachlässigen.

Das Mehrfamilienhaus in der Mozartstraße 9 in Osterholz-Scharmbeck wirkt wie ausgestorben. Die gläserne Eingangstür des Hauses ist zersprungen und mit Holzplatten verbarrikadiert. Dichte Spinnenweben vor dem Hausnummernschild und an vielen Stellen des Gebäudes lassen erahnen: Hier hat wohl lange niemand mehr etwas angefasst.

Anfang Februar ist im Keller des Hauses ein Feuer ausgebrochen. Der Rauch soll durch das Treppenhaus nach oben gezogen sein. Die Polizei ermittelte wegen schwerer Brandstiftung. Nicht beseitigter Sperrmüll wird als Brandursache festgestellt. 22 Menschen wurden bei dem Brand verletzt, zwei lebensgefährlich. Die Bewohnerinnen und Bewohner mussten ihre Wohnungen verlassen – bis heute.

Eigentümer scheint sich nicht zu kümmern

Adisa Osmanaj und Nils Neumüller sind zwei der insgesamt rund 100 Betroffenen. Seit mehr als einem halben Jahr können Sie nicht zurück in ihre Wohnungen. Verantwortlich dafür machen sie den Eigentümer der Immobilie. Der würde nicht schnell genug die Schäden in Ordnung bringen. Nur selten seien Handwerker, Maler oder Elektriker vor Ort gewesen, erzählt der 50-Jährige.

Und dennoch: Immer wieder habe der Eigentümer Termine für den Wiedereinzug genannt. Angedacht: um Ostern, dann der 1. Juni, der 1. Juli, der 1. August. Alle Fristen seien kurzfristig verschoben beziehungsweise abgesagt worden. Adisa Osmanaj ist mehr als enttäuscht.

Zudem berichten beide, dass unklar sei, wer für die Immobilie überhaupt verantwortlich ist. Es habe mehrere Wechsel des Mietvertrags von einer Firma zur nächsten gegeben, und das, obwohl alle Firmen denselben Geschäftsführer haben. Das macht beide stutzig.

Firmengeflecht fällt schon vorher bundesweit auf

Die Omega AG ist keine unbekannte Firma. In der Vergangenheit gab es immer wieder negative Schlagzeilen über die Gesellschaft, der im vergangenen Jahr rund 70 andere Firmen angehört haben sollen. Das Firmengeflecht soll auch in anderen Städten bundesweit Schäden nicht in Ordnung gebracht haben und für Mieterinnen und Mieter nicht ausreichend erreichbar sein.

Im Frühjahr hat die Omega AG Insolvenz angemeldet. Sowohl die Omega AG, als auch weitere nahe Unternehmen wie die Omega Property Services GmbH und die My Immo- und Beteiligungs GmbH haben bisher nicht auf Anfragen von buten un binnen geantwortet. Auch der neue Investor Whitefield Capital antwortet nicht. Zudem sind teilweise E-Mail-Adressen und Telefonnummern nicht vergeben.

Wenig Hoffnung für Mieter und Stadt

Die Stadt Osterholz-Scharmbeck habe dieselben Probleme wie die Betroffenen, erzählt der Erste Stadtrat Torsten Haß. Die Stadt versuche, immer wieder Kontakt zu den wechselnden Firmen aufzunehmen – und auch zu halten.

Es wird sich entschuldigt, dass man nicht erreichbar war, und versprochen, dass alles besser wird. Es wird aber nicht besser. Es wird beim nächsten Mal wieder so sein.

Torsten Haß, Erster Stadtrat Osterholz-Scharmbeck

Adisa Osmanaj und Nils Neumüller haben die Hoffnung größtenteils aufgegeben. Beide bemühen sich seit Monaten, andere Wohnungen zu finden. Das sei schwierig, sagt die 26-Jährige. Mit ihren beiden Kindern lebt sie aktuell in einer Mehrfamilien-Notunterkunft. Wenn sie könnte, würde Adisa Osmanaj gerne wieder in ihre Wohnung: "Man will seine Routine zurück, einen gewissen Tagesablauf. Man will auch mal die Ruhe für sich haben."

Wenn Nils Neumüller keine neue Wohnung findet und auch nicht zurück in die Mozartstraße ziehen kann, bleibe ihm nichts Anderes übrig, als die Ferienwohnung zu kündigen. Im schlimmsten Fall müssten er und seine 16-jährige Tochter zeitweise in einer Obdachlosenunterkunft leben.

Wann und ob beide Betroffenen wieder zurück in die Mozartstraße 9 können, bleibt also weiterhin offen.

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