Interview

Warum sich ein genauer Blick auf die Nebenkostenabrechnung lohnen kann

Ein Smartphone mit geöffneter Taschenrechner-App liegt auf einer Nebenkostenabrechnung.

"Der richtig dicke Posten ist die Heizkostenabrechnung"

Bild: dpa | Jochen Tack

Die Energiepreise sind noch immer hoch – das spüren Mieter bei ihren Nebenkosten. Doch nicht jede Abrechnung ist korrekt, erklärt eine Bremer Verbraucherschützerin.

Frau Ewen, die Nebenkosten für Mieter drohen hoch zu werden – woran liegt das?

Wir haben ganz viele verschiedene Faktoren. Da wären zuerst einmal die Betriebskosten: Die Gebäudeversicherung findet sich da wieder, der Wasserverbrauch, die Müllabfuhr und so weiter. Das sind Kosten, die relativ gut zu kalkulieren sind. Die sind in den vergangenen Jahren schon ein bisschen gestiegen – und sie werden leider im nächsten Jahr auch noch einmal ein bisschen steigen.

Der richtig dicke Posten ist die Heizkostenabrechnung.

Inse Ewen, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Bremen

Aber der richtig dicke Posten ist die Heizkostenabrechnung. Denn die Heizkosten sind enorm in die Höhe geschossen im Jahr 2023 – egal ob Öl, Gas oder Fernwärme.

Auf einige dürften also Nachzahlungen zukommen. Worauf müssen Mieter dabei eigentlich achten?

Wir empfehlen auf jeden Fall die Überprüfung der Heizkostenabrechnung. Da sollte man wirklich ganz genau hinzuschauen. Mieter haben zum Beispiel das Recht, sich jede Position in einer Heizkostenabrechnung auch belegen zu lassen, wenn da irgendwelche mysteriösen Positionen drin sind. Häufig versteckt sich zum Beispiel hinter sonstigen Leistungen irgendetwas, was gar nicht für ihre Wohnung gilt. Wenn da beispielsweise 40 Euro stehen, kann man das schon mal hinterfragen.

Inse Ewen von der Bremer Verbraucherzentale im Interview.
Inse Ewen ist Energieberaterin bei der Verbraucherzentrale Bremen. Bild: Radio Bremen

Aber ich kann mir auch vorstellen, dass einige sagen, dass sie die ganzen Zahlen nicht verstehen. Deswegen: Kommen Sie einfach mal zu uns und lassen sich die Abrechnung erklären. Ich glaube, dass das ein Beruhigungsfaktor ist, wenn man seine Abrechnung richtig versteht.

Gerade seit Beginn der Energiekrise, sind sehr viele Leute auf der Suche nach Beratung. Bei Ihnen muss man sich wahrscheinlich auch unbedingt einen Termin geben lassen?

Genau. Einfach so kommen geht tatsächlich nicht. Wir versuchen aber ganz schnell einen Termin zu finden. Aber man kann auch selber schon ein paar Fehler finden. Mieter sollten bitte ganz genau prüfen, ob die Abrechnung überhaupt für den richtigen Zeitraum ist. Wenn jemand erst am 1. August eingezogen sind, dann muss die Abrechnung auch erst am 1. August beginnen. Auch die Adresse sollte man sich genau anschauen, ob die Abrechnung zur eigenen Wohnung passt. Auch diese Fehler schleichen sich manchmal ein. Da gibt es so viele Kleinigkeiten. Es hilft auch, die letzten drei Abrechnungen nebeneinander zu legen und zu schauen, wo die großen Unterschiede sind.

Auch der Vermieter hat Pflichten. Was passiert denn, wenn er nicht rechtzeitig die Unterlagen schickt?

Das könnte im Zweifel für Mieterinnen und Mieter sogar sehr positiv ausgehen. Der Vermieter oder die Vermieterin müssen die Abrechnung ein Jahr nach Ablesung vorlegen und zwar auf den Tag genau. Ist die Abrechnung dann nicht ordnungsgemäß zugestellt, sondern erst ein oder zwei Tage später, kann das bedeuten, dass Mieter die Nachzahlung, die da drauf steht, nicht mehr zahlen müssen, das Guthaben aber sehr wohl ausgezahlt bekommen.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 13. Dezember 2023, 15:10 Uhr