Bau von Arisierungs-Mahnmal an Bremer Weser-Arkaden beginnt
- Mahnmal soll an Ausplünderung von Juden während der NS-Zeit erinnern.
- Es wird nahe der Weser am Rand der Innenstadt errichtet.
- Bauarbeiten haben begonnen.
In Bremen hat der Bau eines Mahnmals begonnen, das an den Raub jüdischen Eigentums während des Nationalsozialismus erinnert. Das sogenannte Arisierungs-Mahnmal entsteht an den Weser-Arkaden in Höhe Tiefer, also unten an der Wilhelm-Kaisen-Brücke. Der Senat hatte Anfang Februar beschlossen, die Pläne für das Mahnmal umzusetzen.
Das Mahnmal macht künftig sichtbar, was lange Zeit wenig Beachtung fand: Bremens besondere Rolle beim Raub, beim Abtransport und bei der Veräußerung des Eigentums jüdischer Menschen.
Kai Wargalla, Sprecherin für Kulturpolitik der Bremer Grünen
Das Mahnmal weist auf den Raub und Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz von Jüdinnen und Juden hin. Die Initiatoren rund um den Bremer Journalisten Henning Bleyl haben das Mahnmal im Dialog mit der Jüdischen Gemeinde in der Hansestadt entwickelt, der künstlerische Entwurf stammt von Evin Oettingshausen.
Kosten für Mahnmal stiegen zuletzt deutlich
Das Werk ermöglicht über zwei Fenster Einblicke in einen schachtartigen Raum. In dem Raum werden zwei drei Meter hohe Wandplatten aus Beton aufgehängt, auf denen durch Gestaltung der Oberflächenstruktur schemenhafte Schattenwürfe von Möbeln gezeigt werden.
Wegen der angespannten Lage im Bausektor sowie der infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine teilweise stark gestiegene Preise für Baumaterial seien die Gesamtkosten von geplanten 476.000 Euro auf nunmehr rund 548.000 Euro gestiegen, sagte Bleyl. Laut Beschluss der Bürgerschaft sollten sich an den Kosten alle beteiligen, die sich an der Verfolgung der jüdischen Bürger bereichert hätten: die öffentliche Hand, Unternehmen und private Haushalte. Es seien bereits private Spenden von 40.000 Euro zusammengekommen, erklärte Bleyl.
Bremer Firmen verdienten am Raub
Das Mahnmal erinnert an die "Aktion M" der Nationalsozialisten, an der die Firma Kühne und Nagel beteiligt war: Der Logistik-Konzern mit seinem Bremer Firmensitz unweit der Weser-Arkaden transportierte geraubte Möbel von jüdischen Deportierten durch Europa nach Deutschland und verdiente an der sogenannten "Arisierung", der Ausplünderung jüdischen Eigentums. Aber auch andere Unternehmen und das Bremer Finanzamt sowie Bremer Bürgerinnen und Bürger profitierten davon.
Die Grünen-Politikerin Wargalla forderte eine verbindliche Zusage der Bremer Logistikwirtschaft, ihren Anteil an der Finanzierung des Mahnmals zu übernehmen. Das Mahnmal solle ein fester Bestandteil eines Gesamtkonzepts für eine lebendige Erinnerungsarbeit werden.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen um sechs, 6. Dezember 2022, 18 Uhr