Spedition holt sich Lkw – und lässt Fahrer in Wildeshausen zurück

Spedition zieht LKW eines streikenden Fahrers in Wildeshausen ein

Bild: Radio Bremen

Fast zwei Wochen lang hat ein Lastwagenfahrer aus Simbabwe auf der Autobahn-Raststätte in seinem Lastwagen gestreikt. Jetzt hat sein Arbeitgeber ihm einen Besuch abgestattet.

Gesandte seines Arbeitgebers haben den 39-jährigen Fahrer aus dem Lkw gescheucht, das Fahrzeug mitgenommen und den Afrikaner an der Raststätte zurückgelassen.

Robert Midolo ist einer von zehn Lkw-Fahrern aus Simbabwe, die in einen Streik gegen ihren deutsch-slowakischen Arbeitgeber getreten waren. Die Männer werfen ihrer Spedition vor, nicht den versprochenen Lohn bezahlt zu haben. Von den versprochenen 1.500 Euro Monatsgehalt seien mitunter nur 700 Euro geflossen. Die Firma bestreitet das. Bei dem Arbeitgeber handelt es sich laut Gewerkschaft Verdi um eine Tochterfirma des baden-württembergische Logistik-Unternehmens Hegelmann.

Spedition holt sich die Lastwagen zurück

LKW-Fahrer Robert Midolo sitzt an einem Tisch in einer Raststätte
Robert Midolo im Gespräch mit dem Gewerkschaftler Wolfgang Evers. Bild: Radio Bremen

Das Fuhrunternehmen hat sich am Donnerstag offenbar die Lastwagen zurückgeholt, berichtet die gewerkschaftsnahe Stiftung Road Transport Due Diligence (RTDD). Die Streikenden befanden sich an unterschiedlichen Rastplätzen in Italien, Frankreich und Deutschland. "Fast zeitgleich tauchten Männer auf, die sich teilweise als Beamte von Interpol ausgegeben haben, um den Fahrern Angst einzujagen", berichtet Edwin Atema von RTDD. Die Trupps hätten den Männern mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht, wenn sie die Lkw nicht freigäben. Außerdem hätten sie die Streikenden genötigt, Aufhebungsverträge ihrer Spedition zu unterschreiben. Damit hätten die Fahrer auf sämtliche Ansprüche verzichtet.

Auch Robert Midolo in Wildeshausen erhielt am Donnerstagnachmittag Besuch von zwei Männern. Auch er sollte einen Aufhebungsvertrag unterschreiben und mit den Männern gemeinsam im Lkw in die Slowakei zurückfahren.

Ich habe ihnen gesagt, dass ich den Vertrag nicht unterschreiben und sie auch nicht begleiten werde – es fühlte sich einfach nicht sicher an.

Robert Midolo, Lkw-Fahrer aus Simbabwe

Man habe sich schließlich friedlich darauf geeinigt, dass Robert Midolo sein Hab und Gut aus dem Lkw räumen dürfe. Im Anschluss seien die Männer mitsamt dem Lastwagen abgefahren. Der Afrikaner blieb bei Minusgraden mit einigen Plastiktüten, in denen er eilig Lebensmittel und Kleidung verstaut hatte, alleine auf dem Rastplatz zurück. Das Personal der Raststätte, das bereits um sein Schicksal wusste, habe ihm Unterschlupf gewährt, berichtet der Trucker.

Gewerkschaft Verdi fordert politische Konsequenzen

Die Gewerkschaft Verdi, die sich seit Bekanntwerden des Streiks um die in Deutschland streikenden Afrikaner kümmert, hat Robert Midolo einige Stunden später von der Raststätte in Wildeshausen abgeholt und nach Bremen gebracht. Dort hat er die Nacht privat im Gästezimmer von Gewerkschaftssekretär Wolfgang Evers verbracht. "Robert wurde der Lkw und damit sein Bett unterm Arsch weggeklaut vom Unternehmen und das ist ein Skandal", sagt Evers.

Die Hegelmann-Gruppe verweist auf Nachfrage auf das slowakische Fuhrunternehmen. Dieses bestreitet die Vorwürfe der Fahrer, wonach man sich nicht an die vereinbarte Entlohnung gehalten habe. "Wir sind zuversichtlich, dass der Konflikt gütlich und mit dem nötigen rechtlichen Rahmen beigelegt werden kann", heißt es schriftlich. Die Streikenden sowie die Gewerkschaft Verdi und die Stiftung RTDD widersprechen dieser Darstellung. "Solche Machenschaften in der Branche nehmen immer mehr zu – es wird höchste Zeit politisch gegenzusteuern", sagt Verdi-Mann Wolfgang Evers.

Die Trucker aus Simbabwe treffen sich nun unterstützt von der Gewerkschaft in Frankfurt am Main, um über ihr weiteres Vorgehen zu beraten. Auch Robert Midolo ist am Freitag nach Frankfurt aufgebrochen – mit dem Zug.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 7. Februar 2025, 19:30 Uhr